Erdschiff Giganto - Alle sechs Romane
Küchenschrank verwechselt. Anstelle der Teller und Tassen standen leere Blumentöpfe und Blumentopf-Untersätze vor jedem Platz.
In einem offenen Schuhkarton lagen sechs Stück Seife.
»Brotkorb mit Brötchen!« grinste Superhirn. Doch das klang keineswegs heiter.
»Staublappen als Servietten!« hauchte Tati.
»Sooo!« hörte man die fröhliche Stimme der Wirtschafterin. »Und hier ist der Kaffee.«
Sie stellte eine verzierte Wasser-Gießkanne auf den Tisch. »Das Rührei kommt gleich. Ach, ja – die Butter fehlt wohl auch noch!«
Madame Claire eilte wieder in die Küche.
Die Freunde starrten einander an.
»So«, sagte Tati energisch. »Jetzt muß aber was geschehen! Sonst bleibt dieser Zirkus nur der Anfang.«
»Es geht bereits weiter!« unterbrach Superhirn. »Und mit Zirkus hat das Ganze nichts zu tun. Nicht das geringste!«
»Ich wette: Keine fünf Minuten und Professor Charivari steht mit dem Erdschiff Giganto unter dem Schloßpark«, meinte Henri.
»Wenn-wenn-wenn nicht, sind wir in 'ner halben Stunde sechs Verrückte, die Seife aus dem Schuhkarton fressen«, prophezeite Prosper. »Und – und womöglich das Rührei vom Küchenfußboden aufschlecken.«
»Unsinn!« rief Tati. »Wir rennen jetzt rauf und packen! Weg hier! So schnell wie möglich! Wir nehmen nur das Nötigste mit. Keine zehn Minuten bleib ich noch in diesem Haus.«
Weshalb lauert die Katze?
Tati lief mit dem Pudel nach oben.
Superhirn preßte die Lippen zusammen. Die anderen merkten, wie der spindeldürre Junge mit sich rang. Er setzte sich an den sonderbaren Frühstückstisch, legte die Leucht-Lupe hin und starrte auf das verrückte Geschirr.
»Nein«, sagte er, »ich gehe nicht! Soll Tati wegrennen, wenn sie will. Verdenken kann ich's ihr nicht. Von mir aus könnt ihr alle fliehen.«
»Wer-wer hat davon gesprochen, dich allein zu lassen?« entrüstete sich Prosper. Auch er setzte sich. Henri, Gérard und Micha folgten seinem Beispiel.
»Ich bleibe!« erklärte der jüngste. »Feige fliehen, nur weil 'n paar Uhren kaputt sind? Und weil sich Madame Claire 'nen Spaß mit uns macht. Das wäre ja gelacht!« Es klang nicht sehr überzeugend. Die anderen spürten, daß er sich selbst Mut machte.
Henri grinste düster. »Nur 'n paar Uhren kaputt? Und das Rührei auf dem Küchenfußboden? Bei dir hat der Vava wohl auch eine Schraube gelockert.«
Gérard brummte: »Auf jeden Fall hat der Ragamuffin-Spion bei Madame Claire 'ne Schraube gelockert, und es wäre schuftig, sie im Stich zu lassen.«
Superhirn nickte.
»Das Schloß gehört meinem Onkel«, sagte er. »Da kann es mir nicht egal sein, wenn hier Geräte zerstört und Menschen verwirrt werden. Ich muß der Sache auf den Grund gehen.« Er stand auf. Sofort schossen die Freunde hoch – froh, das schreckliche »Frühstück« nicht länger sehen zu müssen. Tati erschien. Man sah, sie hatte sich hastig gewaschen und gekämmt. Um den Hals trug sie ein Handtuch.
»Was steht ihr da wie angenagelt?« rief sie schrill. »Jeden Augenblick kann das Haus in die Luft fliegen! Los, Micha, Henri! Wir nehmen den ersten besten Bus nach Sonstwohin! Nur weg von hier!«
Ruhig entgegnete Henri seiner Schwester: »An Madame Claire denkst du wohl nicht? Willst du sie weiter mit dem Besenstiel in der Eierpampe rumrühren lassen? Wer weiß, was sie in ihrem verwirrten Zustand noch alles anstellt! Die Frau braucht Hilfe!«
Tati war wie verwandelt. Beschämt sagte sie: »Klar! Daß ich das vergessen konnte! Ich – ich hab ja einen Klaps!« Sie griff sich an die Stirn. »Entschuldigt! Natürlich muß ich Madame Claire helfen!«
Sie wollte sofort in die Küche.
»Halt!« gebot Superhirn. »Wir dürfen uns nicht wie die Hühner benehmen! Wir waren ziemlich durcheinander. Gut. Von jetzt an gehen wir planmäßig vor.«
Die Freunde murmelten zustimmend.
»Micha«, fuhr Superhirn fort, »du achtest auf den Hund. Streif mit ihm überall rum und paß auf, ob er 'ne Spur aufnimmt, ob er scheut, knurrt oder sich sonst irgendwie ungewöhnlich benimmt.« Der flachsblonde Junge richtete seine Augen hinter den kreisrunden Brillengläsern auf Henri. »Du spielst so 'ne Art Kriminalkommissar in der Küche. Mach dir Notizen über alles, was passiert ist. Aber faß vorläufig nichts an!«
»Und was machen wir?« fragte Gérard, womit er sich und Prosper meinte.
»Ihr seid Henris Detektive«, verfügte Superhirn. Einer von euch hält außerdem ständig Verbindung mit Micha und mir. Ach ja« – er wandte sich an
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