Erdschiff Giganto - Alle sechs Romane
das Mädchen – »du willst zwar Tänzerin werden, aber du hast schließlich einen Kurs in Erster Hilfe gemacht und gibst 'ne tadellose Krankenschwester ab. Du mußt Madame Claire seelisch behandeln!«
Das war sicher die schwierigste Aufgabe.
Tati nickte stumm.
»Also los!« drängte Superhirn.
Henri holte sein Notizbuch. Micha machte sich mit Loulou davon, und der flachsblonde junge führte die anderen in die Küche, wo ja die eigentliche »Hölle« los war. Jeder erwartete eine neue, furchtbare Überraschung.
Vielleicht, daß Madame Claire gar Spiritus über die Eierpampe goß und alles anzündete, um sie zu erwärmen!
Doch Madame Claire war weg.
Superhirn blickte durch die offene Hintertür in den Obst- und Kräutergarten.
»Sie ist draußen«, stellte er fest. »Komm, Tati!«
»Kommissar Henri« nahm inzwischen seine Arbeit auf. »Der Grill ist auch zersprungen«, bemerkte er zu Gérard und Prosper. »Ja, der Grill hatte ja ebenfalls 'ne Skala!«
Friedlich, frisch und in der Morgensonne leuchtend, bot sich der Garten den Blicken – wie geschaffen für einen Kunstmaler.
»Da ist sie!« wisperte Tati.
Die Wirtschafterin machte von weitem einen ganz und gar vernünftigen Eindruck. Sie beschäftigte sich an den Beeten, als wolle sie Suppengrün für den Kochtopf zupfen. Wenn man jedoch genau hinsah, entdeckte man was sie wirklich tat. Die Haare konnten einem zu Berge stehen: Sie zupfte nämlich nicht nur Eßbares aus dem Boden, sondern auch Unkraut. Sogar Silberfolien (zur Abschreckung der Vögel angebracht) tat sie in ihren Korb. Dazwischen ein paar Hände voll Sand, dreieckige Steine der Umrandung und den Kopf einer Tabakspfeife, den der Gärtner verloren haben mochte.
»Darf ich Ihnen helfen?« fragte Tati mit wankender Stimme.
Madame Claire beschäftigte sich weiter, wie im Traum. »Aber ja, Kind« antwortete sie liebenswürdig. »Schütte nur immer wieder den Korb aus, wenn er voll ist. Er ist nämlich zu klein. Ich muß ihn mehrmals füllen!«
Tati warf Superhirn einen höchst ratlosen Blick zu.
»Tu, was sie sagt!« flüsterte der Junge.
Er wollte zum Anbau, um nach dem Gärtner zu sehen. Das klapprige Auto stand aber nicht in der offenen Garage. Aha: Der Gärtner und seine Frau waren sicher hinunter zur Kirche gefahren. Superhirn streifte durch die Büsche zum alten Schuppen hinüber. Plötzlich fiel sein Blick auf eine helle Stelle. Eine kleine Lichtung.
Darauf saß lauernd eine dicke Katze. Schlagartig wurde dem Jungen alles klar.
Verletzter Erdspion hat sich verkrochen!
So erregt hatten die Freunde Superhirn noch nie erlebt. Henri und Prosper waren mit der Bestandsaufnahme der Schäden beschäftigt – und Gérard trat eben durch die andere Tür, um zu melden: »Micha ist mit Loulou um den Swimmingpool gelaufen. Der Hund benimmt sich ganz normal.«
»Aber die Katze!« schrie Superhirn.
Er glitschte aus und landete in der Eierpampe. Henri, Gérard und Prosper sahen sprachlos auf ihn herab.
Superhirn versuchte aufzustehen. Doch er fiel gleich wieder auf den Hosenboden.
»Madame Claires Katze!« berichtete er im Sitzen. Er schüttelte seine schaumigen Hände. »Nur die Katze ist an der ganzen Panne schuld!«
»Die Katze?« fragte Henri, als fürchte er, Superhirn habe auch einen Gedankenhieb von Ragamuffins Spion versetzt bekommen.
Gérard half dem Freund auf die Füße.
»Draußen, zwischen den Büschen, ist ein Loch«, berichtete Superhirn hastig. »Vava-Kaliber! Da hat der Spion versucht, in die Erde zu fahren. Seht mal: im Küchenboden sind kleine Mulden: Da muß er's auch schon probiert haben. Aber seine Energie war erlahmt. Wenigstens vorübergehend!«
»Versteh ich nicht!« rief Prosper entgeistert.
»Die Männer des Ragamuffin können durch ihre unbekannten Fähigkeiten ihre Körpergröße verändern«, erklärte Superhirn rasch. »Das wissen wir. Sie können schrumpfen und einen Härtegrad annehmen, der dem enormen Druck im Erdinnern widersteht. Und mit ihrem gewaltigen Hirn-Kraftwerk können sie sich an die Erdoberfläche schießen- und wieder ins Erdinnere zurück!«
»Hm. Haben wir schon erlebt«, gab Henri zu. »Aber was hat das mit der Katze zu tun?«
»Ich greife jetzt mal vor«, sagte Superhirn. »Bis dieser Spion in die Küche kam, hat er von Mitternacht bis frühmorgens nur Sachen beschädigt, aber uns und den Pudel in Ruhe gelassen. Er hat hier nichts anderes tun wollen, als Technisches zu vernichten. Nachdem er seine Zerstörungswellen auf die Geräte
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