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Erdschiff Giganto - Alle sechs Romane

Titel: Erdschiff Giganto - Alle sechs Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ulrici
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erst recht in Ruhe gelassen haben«, brummte Gérard. Madame Claire, die Wirtschafterin, hatte ja nicht die geringste Ahnung von den Geheimnissen ihrer Schützlinge.
    Selbst Superhirn erwartete, die gute Frau im blütenweißen Kittel bei der Zubereitung des Sonntagsfrühstücks anzutreffen: munter, geschäftig – und natürlich in tadellos aufgeräumter und sauberer Umgebung. Allenfalls würde sie sagen: »Die elektrische Küchenuhr steht! Und mein Minutenwecker ist kaputt!«
    (Daß auch der Herd nicht funktionieren könnte, weil er eine Skala hatte, daran dachte Superhirn nicht einmal.)
    Doch was die Gefährten dann in der Küche sahen, wäre ihnen im Traum nicht eingefallen. Einige Gegenstände waren derartig zertrümmert, als hätte eine Granate eingeschlagen. Die rundliche Wirtschafterin stand vor der geborstenen Kühltruhe und rührte in einer sonderbaren, schleimigen Pampe auf dem Fußboden.
    Sie summte fröhlich vor sich hin.
    Instinktiv hatte Tati den Pudel hochgerissen. Sie hielt ihn an sich gedrückt. Micha rieb sich die Augen. Gérards »Fußballkopf« wirkte beinahe oval, so sehr war er erschrocken. Prosper schien sich am liebsten in Luft auflösen zu wollen. Nur Superhirn und Henri überwanden ihre Verblüffung sofort und musterten die Schreckensszene wie Detektive.
    Unermüdlich bewegte Madame Claire den Besenstiel in der schaumigen Fußboden-Pfütze.
    »Ich mache den Kindern Rührei«, sang sie lächelnd. »Ich mache den Kindern Rührei!«
    Klar! Das schlierige, pampige Zeug auf der Erde bestand aus Eiern! Zerbrochenen, rohen Eiern! Die Schalensplitter schaukelten mit der Bewegung des Besenstiels heftig im Kreis.
    »Ich mache den Kindern Rührei!« wiederholte Madame Claire heiter. Nun brauchten die Gefährten sich nicht extra darüber zu einigen, daß man Rührei mit einem Quirl, einem Holzlöffel, einer Gabel oder einem ähnlich geeigneten Gerät in der Pfanne auf dem Herd macht – und nicht mit dem Besenstiel auf dem Küchenboden. Jeder begriff: Die gute Frau war verrückt geworden. Was sie da machte, war zwar tatsächlich Rührei – und so weit dachte sie noch. Nur hatte sie den Sinn für die Wirklichkeit verloren.
    »Ssst!« warnte Superhirn kaum hörbar.
    Auf Zehenspitzen zogen sie sich alle zurück.
    Im Salon hielten sie »Kriegsrat«.
    Tati und Micha waren kreidebleich, aber sehr gefaßt. Gérard machte jetzt einen ebenso entschlossenen Eindruck wie Henri und Superhirn.
    »Wenn wir sie in ihrer Wahnvorstellung stören, könnte sie noch verrückter werden«, flüsterte Tati.
    »Ich bin zwar kein Arzt ...«
    »Aber du hast sicher recht«, unterbrach Gérard.
    »Also hat der Vava-Spion doch Ungutswellen verstrahlt«, stellte Henri fest. »Er hat Madame Claire ein paar giftige Hirnstrahlen in die Augen geschleudert. Das ist doch klar, oder?«
    »Aber – warum ausgerechnet ihr? Sie hat doch keine Ahnung!« fragte Prosper.
    »Madame Claire ist doch keine Astronautin. Das ist ja lächerlich!« rief Micha gedämpft. Prosper runzelte die Stirn. »Ob da was falsch gelaufen ist? In der Küche sind viele Geräte. Kühlschrank, Kühltruhe, Geschirrspülmaschine. Einiges steht immer unter Strom und summt ...«
    Superhirn nickte. »Prosper meint, der Vava hätte – wie wir glaubten – wirklich nur den Befehl gehabt, alle Gräte und Anzeiger zu zerstören. Erster Irrtum: dies hier zu tun. Zweiter Irrtum: die Fehleinschätzung von harmlosen Allerweltsgeräten, die sich jedermann im Versandhaus bestellen kann.«
    »Der dritte und der Hauptirrtum ist dem Vava-Spion in der Küche passiert«, sagte Henri. »Bis dahin hatte er nur mit durchbohrenden Gedanken gearbeitet. Erst in der Küche hat er zerschmetternde Gedanken angewendet, Gedankenblitze – oder wie immer sich das umfunktionieren läßt. Die Trümmer haben wir ja gesehen. Vielleicht hat Madame Claire ihn überrascht, da hat er durchgedreht und ihrer Seele einen Gedankenhieb verpaßt.«
    Plötzlich stand die Wirtschafterin im Raum.
    »Wünsche euch einen schönen Sonntag«, rief sie. »Der Frühstückstisch ist auf der Veranda gedeckt!«
    Die Gefährten taten, als sei alles in schönster Ordnung. Tati rang sich ein Lächeln ab. »Danke, Madame Claire! Danke!«
    Die Wirtschafterin verschwand wieder in der Küche. Mit gemischten Gefühlen betraten die Jungen und das Mädchen die Veranda.
    »Heiliges Kanonenrohr!« entfuhr es Gérard. »Das soll 'n Frühstückstisch sein?«
    Offenbar hatte Madame Claire den Putz- und Geräteraum mit dem Speise- und

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