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Erdwind

Erdwind

Titel: Erdwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Holdstock
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nicht. Durch den Spalt im Erdwall war nur der braune, nicht so steile zweite Ringwall zu sehen, eine Wand i n nerhalb der Wand, eine Doppelschranke gegen die zudringlichen Augen des Schiffes.
    Während er auf die Wälle starrte, empfand er wieder di e se Spa n nung. Unmöglich, die Nervosität zu erklären, dieses G e fühl des Unrechten; doch schon beim bloßen Hinstarren auf diese Kolonie wußte er, daß etwas nicht stimmte.
    Er wandte sich zu dem Rationalisten um. Die Züge des lächel n den Mannes, der dort stand, trugen unverkennbar die Grundpr ä gung uralt-asiatischer Herkunft, doch hatte die Rassenmischung vieler Generationen diese Merkmale übe r deckt. Das Gewebe roter Äderchen, das seinen ganzen Kö r per überzog (vor Jahren hatte er einen Druckunfall gehabt) trug noch mehr dazu bei, die Tatsache zu verschleiern, daß er von allen Rationalisten, mit denen Gorstein je zu tun g e habt hatte, am stärksten jene Rasse ve r körperte, die der menschlichen Psyche das Bewußtsein des ko s mischen tao so unverwischbar eingeprägt hat.
    Peter Ashka: weißhaarig, mit einem dünnen weißen Bart um die Kante des Unterkiefers, tief sitzenden, strahlendbla u en, hinter schweren Lidern wohnenden Augen in einem G e sicht voller Fältchen und Äderchen. Er stand leicht gebeugt, starrte auf den Boden zu Gorsteins Füßen; seine Hände, die eine Le i nentasche an die Brust gedrückt hielten, zitterten. Nackte Füße schauten unter seiner blauen und grünen Schiffsrobe hervor, die er eng um die Taille gegürtet trug, so daß man sehen konnte, wie skelet t dünn er war. Es war die Magerkeit des Alters, nicht der Rasse, und doch war Peter Ashka, so schwächlich er auch wirken moc h te, ein kräftiger, vitaler Mann. Und das war eine große Beruhigung für Go r stein, dem diese Vitalität seines Rationalisten noch wichtiger war als seine eigene Potenz.
    Gorstein winkte dem Rationalisten, näher zu treten, und bedeutete ihm, auf der einen Seite der Kommunikationsma t te Platz zu nehmen, die in einer Ecke der Kabine ausgelegt und hergerichtet war.
    Ashka, wortlos und in respektvoller Halbverbeugung, trat heran und nahm auf der südlichen Seite der Matte seine P o sit i on so ein, daß Gorstein mit dem Gesicht zum Pfeiler saß, dem Äquivalent der Achse jedes rotierenden Planeten. Als sie beide saßen und sich anlächelten (und der Statusunte r schied formell aufgehoben war), entspannte sich Ashka und legte seine Le i nentasche vor sich. Er blickte Gorstein an und forderte ihn mit einer Handb e wegung auf, seine Kleidung abzulegen. Gorstein löste seine R o be, ließ sie von den Schultern gleiten, so daß der warme Stoff ihn noch umhül l te, die fachmännischen Augen des Rationalisten j e doch die Muskeln und Ecken seines Körpers genau beurteilen kon n ten. „Du siehst angestrengt aus“, sagte Ashka gelassen. „Angespannt. Ja, angespannt. Gespannt auf irgend etwas. Ja. S i cherlich kann ich dir helfen.“
    Der Anflug eines Lächelns berührte Gorsteins Lippen. „Da n ke. Ich frage mich, ob dein Zauberbüchlein mir hilft oder ob nicht einfach du selbst schon entspannend wirkst …“
    Er blickte auf die Gegenstände auf der Matte: einige kle i ne g e musterte Plastikbüchsen, glatt anzufühlen, jedoch mit ihren vie l fach verschlungenen, aus dem Material heraus- und wieder hi n eintretenden Schmucklinien mit den Augen allein kaum vonei n ander zu unterscheiden, aber schon auf den ersten Blick faszinierend. Er fuhr fort: „Ich habe Ko f fein, verflüssigt und mit Schok o lade versetzt, glaube ich. Hier ist Mescal“ – er tip p te auf den kleinsten Behälter und berührte dann einen dritten – „… das ist Neurobyn, im A u genblick vielleicht nicht ratsam. Und dies hier ist …“ Er brach ab, nahm die letzte Büchse auf, betrachtete sie genau und runzelte die Stirn. Dann schüttelte er sie und lächelte, als er es klappern hörte. „Knopfkekse. Sehr gut. Nimm dir ein paar. Hier ist auch Zuckerstärke, und diese Proteintafel ist echtes Fleisch.“ Er deutete auf die Büchsen. „Bitte sehr – bediene dich ganz nach Belieben.“
    Begehrlich blickte Ashka auf die Delikatessen und dann auf zum Schiffs-Meister. „Willst du nicht auch …?“
    Gorstein lehnte ab. Er hätte keinen Hunger, und ein St i mulans wollte er nicht riskieren. Enttäuscht blickte Ashka noch einmal kurz auf das Proteintäfelchen und hob die Hä n de. „Danke, aber ich möchte ebenfalls nichts.“
    Gorstein räumte die Büchsen von der Matte, und

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