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Erdwind

Erdwind

Titel: Erdwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Holdstock
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sie nur deshalb so überzeugt, weil Iondai es ‚vorausges e hen’ hatte. Allerdings gab es A b weichler: Darren zum Beispiel setzte sich heftig dafür ein, daß man die Eingänge zum crog schließen sollte, wie damals, als die nue- Invasoren aus dem Schneeland h e rabgekommen waren. Darrens Vater war ebenfalls der A n sicht seines Sohnes, die Ungenn der Familien waren es j e doch nicht. Das bedeutete nichts Gutes, dazu brauchte sie kein Orakel.
    Der liebliche Geruch gebratenen Fleisches – Schwar z flügle r fleisch – machte ihr den Mund wäßrig, obwohl sie das Zeug nicht ausstehen konnte. Sie hatte vorhin nur eine sehr kleine Portion bekommen, und die Hälfte davon hatte sie Moir geg e ben. Sie dachte daran, wie sie zum erstenmal Schwarzflügler gegessen hatte; damals mußte sie jeden Tag gegen die Übelkeit ankämpfen, bis sie das Fleisch schlie ß lich mit Darren zusa m men essen konnte, ohne dabei vor Ekel Grimassen zu schne i den. Als sie damals wieder auf ihr Schiff gekommen war, war sie erstaunt gewesen, wie lange sie auf dem medizinischen Tisch hatte liegen müssen, um sich die Fremdsubstanzen aus dem Körper zu spülen. Schließlich hatte sie sich nicht mehr darum gekümmert. In dem, was die Aerani aßen, war nichts Giftiges – weder im Schwarzflüglerfleisch noch in den Felse n fuß-Schwämmen oder jenem ‚Lucinogen’ das in den porösen Steinen wuchs –‚Weißgummi’ nannten sie es wohl. Der menschliche Körper konnte das alles verarbeiten; bestimmt war es nahrhaft, ohne schädliche Nebe n wirkungen zu haben.
    Die Nacht schritt vor, und die Diskussion ging weiter. Nur zur Hälfte befand sich Elspeth im crog, zur anderen auf irgendwe l chen Wolken-Ebenen, wo sie im Geiste Fragmente ihrer Gespräche mit Ashka, mit Gorstein und sogar mit Io n dai verarbeitete. Hauptsächlich dachte sie an den Nachmi t tag zurück, an den e r stickenden, stinkenden Nebel und an die sonderbaren, eindringl i chen Reden Ashkas, bei denen es ihr kalt den Rücken hinunterg e laufen war.
    Viel hatte sie davon nicht begriffen. Die Oszillation der Zeitma u er konnte sie sich zur Not bildmäßig vorstellen. Doch sie hatte sich die Zeit noch nie als Wellenfront vorg e stellt, und so konnte sie nicht erfassen, daß sie nichts and e res sei als die Manifestation des Gleichgewichts zwischen diversen kosm i schen Kräften. Wie er es beschrieben hatte, schien sich alles so logisch mit dem tao zu verbinden – der Strom der Energie, die Verdichtung der Materie, die Prozesse der A n ziehung und A b stoßung, die von den Sternen und Planeten ausstrahlen – und jene ungesehenen, unvorstellb a ren Kräfte, die auf den drei Monate alten Fötus einen so dauernden Ei n fluß hatten, daß sie jeden Mann, jede Frau als eine Funktion seines oder ihres kosmischen Ortes bestimmten. Astrologi s mus hatte Ashka das genannt, aber diese B e zeichnung war einer jener vagen Rati o nalisten-Fachausdrücke. Sie hatte es nicht gewußt, und bei der Nachbetrachtung kam es ihr übe r haupt nicht mehr logisch vor, sondern nur sinnlos.
    Alle diese Kräfte, hatte er gesagt, stehen in gewissen Wec h selbeziehungen, und wo sie sich mit der Materie überschne i den, entsteht unter anderem Zeit. Manchmal können sich U n regelmäßigkeiten in dieses Gleichgewicht einschle i chen, und dann verändert sich die Zeit – einst war einmal ein Mensch durch die Zeit g e reist; er hatte dazu eine Maschine benutzt, aber auch seine eigene Geisteskraft, indem er Unregelmäßi g keiten innerhalb seines körpereigenen elektrischen Feldes he r vorrief. Hier auf dem Aeran bestand auch eine solche Unr e gelmäßigkeit, vielleicht im Umkreis von Lich t jahren, vielleicht auch nur von ein paar Meilen über der Planete n oberfläche. In gewissem Sinne gehörte der Aeran zu einem anderen Unive r sum, obgleich er physikalisch dem unseren entsprach.
    Und wie war es mit dem Irland vor siebentausend Jahren?
    Wenn (hatte er gesagt) die gemeinsamen Symbole der beiden Kulturen eine Funktion dieser Unregelmäßigkeit sind – jawohl, dann mußte damals in Irland ein lokalisiertes U n gleichgewicht bestanden haben, mochte es nun ein paar Ja h re oder ein paar Jahrhunderte gedauert haben, das mit di e sem kleinen Stück des Planeten Erde durch ein besonderes Wesen verbunden war oder – man denke an den laufenden Mann – durch den Geist dieser ganz bestimmten Steinzeit-Bevölkerung selbst. Aber das alles sei nur eine Idee, hatte er gesagt, nur eine Idee – alle r dings spürte sie

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