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Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel

Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel

Titel: Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
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zurückblieben, während das Schiff unter ihnen zersplitterte und sie nicht wußten, nicht begriffen, warum es geschah? Sind sie so umgekommen? Ist das -?«
    Abrupt drehte er sich um, sah den Wein in dem Glasflakon beim Feuer, die Becher aus Glas und Gold, und fegte alles in einer raschen, zornigen Bewegung vom Tisch, so daß es auf den Steinen zersplitterte. Die von rotem Wein benetzten Scherben auf dem Boden brachten ihn wieder zu sich selbst.
    »Verzeiht mir«, murmelte er bleichen Gesichts. »Ich wollte nicht - «
    Heureu war aufgestanden. Mit fester Hand packte er Morgon; seine Stimme klang fern, kam dann näher und wurde volltönend.
    »Ich hätte ein wenig nachdenken sollen - ich hätte nachdenken sollen. Legt Euch nieder, ehe Ihr Euch etwas antut. Ich hole Anoth.«
    Morgon hörte kaum, daß sie das Zimmer verließen. Er drückte sein Gesicht fest in die Beuge seines Arms und spürte die Tränen, die wie Meerwasser in seinen Augen brannten.
    Später erwachte er zum Klang leiser, angespannter Stimmen: Astrins und Heureus. Der gedämpfte Zorn im Ton des Königs zerriß das Gespinst seiner dunklen Träume wie ein kalter Wind.
    »Hältst du mich für schwachsinnig, Astrin? Ich brauche nicht zu fragen, wo ich dich oder Rork Umber oder selbst den Harfner des Erhabenen zu suchen habe. Bei Tag oder bei Nacht. Was Thod tut, ist Sache des Erhabenen, aber wenn ihr, du und Rork, den Schwierigkeiten, die uns gegenwärtig bedrängen, soviel Zeit widmen wolltet, wie ihr darauf verschwendet, dieses Gemach vor einem Trugbild zu hüten, wäre mir leichter ums Herz bei dem Gedanken an das Schicksal von Caerweddin.«
    Astrins Stimme war kalt und scharf.
    »Es gibt in diesem Land mehr Trugbilder, als nur die Frau, die du geheiratet hast. Jeder Beliebige könnte in einer Maske hier hereinkommen, die uns so vertraut ist, daß keiner von uns daran dächte, hinter sie zu blicken - «
    »Was verlangst du von mir? Soll ich jedem Mann und jeder Frau in diesem Haus mißtrauen? War es das, was dich in den äußersten Winkel von Ymris trieb - entsetzliches Mißtrauen? Ich habe gesehen, wie du sie anblickst, wie du mit ihr sprichst. Was steckt dahinter? Bist du eifersüchtig auf ihre ungeborenen Kinder? Verlangt dich so brennend nach der Landherrschaft? Auch dieses Gerücht kam mir zu Ohren, aber nie zuvor war ich so nahe daran, es zu glauben.«
    Stumm und reglos starrte Astrin ihn an. Sein farbloses Gesicht war wie aus Stein gemeißelt. Dann bröckelte etwas von der steinernen Maske ab, und er wandte sich ab.
    »Alles kann ich von dir ertragen«, flüsterte er, »aber das nicht. Ich werde in die Ebene der Winde zurückkehren. Drei Nächte ist es her, da hätte diese Frau beinahe den Fürsten von Hed in deinem Königssaal getötet; ich werde nicht bleiben, um mit ansehen zu müssen, daß es ihr doch noch gelingt. Halte du die Augen offen; du hast sie geheiratet.«
    Er ging, Heureu starrte auf die leere Türöffnung. Morgon sah den ersten schwachen Schimmer von Unsicherheit in seinen Augen, ehe er aufstand und folgte.
    Rastlos wälzte sich Morgon auf seinem Lager. Der unlösbare Streit, die hoffnungslosen Fragen, die schweren, schwarzen Gedanken über den Tod seiner Eltern wucherten wie ein bösartiges Gewächs in seinem Gehirn. Er wollte aufstehen, gab seiner Schwäche nach und fiel wieder in Halbschlaf.
    Erschreckt fuhr er hoch, als die Tür sich wieder öffnete. Astrin trat an sein Bett.
    »Unablässig träume ich von der Schale, die ich zerbrochen habe«, murmelte Morgon heiser. »Die Figuren auf ihr bewegen sich in einem seltsamen Ablauf; ich weiß, daß es ein Rätsel ist, aber jedesmal, wenn ich nahe daran bin, es zu lösen, birst es, und mit ihm bersten alle Lösungen auf alle Rätsel der Welt. Warum seid Ihr zurückgekehrt? Ich hätte es Euch nicht verübelt, wenn Ihr fortgegangen wäret.«
    Astrin antwortete nicht. Statt dessen zog er mit raschen, gezielten Bewegungen den Pelz von Morgons Körper, bündelte ihn in seinen Armen zusammen und drückte ihn mit aller Kraft auf Morgons Gesicht.
    Der Pelz erstickte Morgons erschreckten Aufschrei. Schwer legte er sich um Morgons Gesicht, preßte sich in seinen Mund, in seine Augen. Er packte die Hände, die den Pelz hielten, mühte sich ab, sie auseinanderzureißen, um vom Bett aufstehen zu können, während das Blut in seinen Ohren sang und die Finsternis in riesigen, trägen Wellen über ihm zusammenschlug.
    Dann bekam er wieder Luft. Er kniete auf dem Boden und hörte sein Schluchzen,

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