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Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel

Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel

Titel: Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
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Fiebers waren endlich verflogen; sein Köpf war klar, und seine Wißbegierde regte sich wieder. Er genoß den kühlen Wind und konnte sich am abendlichen Spiel der Farben erfreuen.
    Thod reichte ihm den Wein; er trank einen Schluck. Das Feuer, das jetzt höher loderte, schimmerte in der reinen Luft wie ein kostbares, eigentümlich gewobenes Fries. Eine Erinnerung erwachte bei seinem Anblick in Morgon, und er sagte langsam: »Ich sollte Rendel schreiben.«
    Seit sie Caithnard verlassen hatten, hatte er ihren Namen nicht mehr ausgesprochen. Er sah langes, fliegendes, lohfarbe- nes Haar vor sich, Hände, an denen Gold und Bernstein schimmerten, bernsteinfarbene Augen. Er warf noch einen Zweig ins Feuer und spürte den Blick des Harfners auf seinem Gesicht. An einen Baum gelehnt, griff er nochmals zum Wein.
    »Und Eliard. Die Händler werden ihm wahrscheinlich solche Schauergeschichten berichten, daß ihm das Haar ergrauen wird vor Sorge, noch ehe ein Brief von mir ihn erreicht. Wenn ich auf dieser Reise umkomme, wird er mir niemals vergeben.«
    »Wenn wir um Herun einen Bogen schlagen, werdet Ihr vielleicht keine Briefe absenden können, ehe wir Osterland erreichen.«
    »Ich hätte früher daran denken sollen, ihm zu schreiben.« Er reichte den Wein an den Harfner zurück und schnitt sich eine Ecke Käse ab; seine Augen wanderten wieder zum Feuer. »Seit dem Tod unseres Vaters wuchsen wir so eng zusammen, daß wir manchmal dieselben Träume haben... So nahe war ich auch meinem Vater. Ich spürte ihn sterben. Ich wußte nicht, wie oder warum oder wo; ich wußte ganz einfach in jenem Moment, daß er starb. Und dann, daß er tot war, daß die Landherrschaft an mich übergegangen war. Einen Augenblick lang sah ich jedes einzelne Blatt, jedes einzelne Saatkorn, jede Wurzel in Hed... Ich war jedes Blatt, jedes neugepflanzte Samenkorn.« Er beugte sich vor und griff nach dem Brot. »Ich weiß nicht, warum ich das erzähle. Ihr müßt hundertmal davon gehört haben.«
    »Vom Übergang der Landherrschaft? Nein. Doch dem wenigen, was ich darüber gehört habe, entnehme ich, daß der Übergang in anderen Gebieten nicht so glatt vonstatten geht. Mathom von An berichtete mir einiges über die verschiedenen Bannflüche, die von den Landherrschern von An ständige Aufmerksamkeit erfordern: Da ist der Bann auf die Zauberbücher der Hexe Madir, der Bann, der die alten, aufrührerischen Ritter von Hel in ihren Gräbern festhält, der Bann, der Peven in seinem Turm in Banden hält. «
    »Ja, davon hat Rood mir erzählt. Ob wohl Mathom Peven jetzt freigesetzt hat, wo ich die Krone habe, oder vielmehr«, fügte er hinzu, »wo sie auf dem Grund des Meeres liegt?«
    »Das bezweifle ich. Bannflüche von Königen werden nicht leicht gebrochen. Und auch nicht ihre Gelöbnisse.«
    Morgon, der sich einen Fetzen Brot aus dem Laib herausriß, spürte das Brennen in seinen Wangen. Er sah den Harfner an und sagte ein wenig scheu: »Ja, das glaube ich. Aber niemals könnte ich Rendel bitten, meine Frau zu werden, wenn sie mich nur nähme, um Mathoms Gelöbnis zu erfüllen. Es ist ihre Entscheidung und nicht Mathoms, und es kann sein, daß sie nicht in Hed leben möchte. Doch wenn es eine Chance gibt, dann möchte ich schreiben und ihr mitteilen, daß ich früher oder später kommen werde, falls sie - wenn sie auf mich warten möchte.« Er aß einen Happen Brot und Käse und fragte dann recht unvermittelt: »Wie lange werden wir brauchen bis zum Erlenstern-B erg? «
    »Wenn wir den Berg Isig vor Einbruch des Winters erreichen, werden wir vielleicht sechs Wochen brauchen. Wenn der Schnee vor uns nach Isig kommt, werden wir vielleicht bis zum Frühjahr dort bleiben müssen.«
    »Ginge es nicht schneller, um Herun herum nach Westen zu reiten und dann durch das Ödland hinauf zum Erlenstern- Berg?«
    »Ohne den Paß zu nehmen? Gewissermaßen durch die Hintertür? Man müßte schon ein halber Wolf sein, um in Ödland um diese Jahreszeit überleben zu können. Ich habe diesen Weg nur wenige Male in meinem Leben eingeschlagen und niemals so spät im Jahr.«
    Morgon lehnte seinen Kopf nach rückwärts an den Baumstamm.
    »Vor ein paar Tagen«, bemerkte er, »als ich wieder anfing zu denken, wurde mir klar, daß ich nicht die blasseste Ahnung hätte, welche Richtung ich einschlagen muß, wenn Ihr nicht an meiner Seite wäret. Ihr bewegt Euch durch diese Lande, als hättet Ihr sie tausendmal durchwandert.«
    »Das mag sein. Ich zähle schon lange nicht mehr

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