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Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel

Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel

Titel: Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
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sie bekümmert. »Und Eliard?«
    »Eliard?«
    »Wenn sie Euch in Hed töten, dann werden sie immer noch da sein, und auch Eliard wird noch da sein. Und wir werden da sein und Fragen stellen, die Ihr uns nicht mehr beantworten könnt.«
    »Der Erhabene wird Euch schützen«, sagte er unnachgiebig. »Das ist seine Aufgabe. Ich kann es nicht. Ich bin nicht bereit, dem Weg eines Schicksals zu folgen, das sich jemand vor Jahrtausenden für mich ausdachte. Ich will mich nicht wie ein Schaf zur Schlachtbank führen lassen.« Er trank einen Schluck Wein und sah die Unsicherheit und die Ängstlichkeit in ihrem Gesicht. Milder sagte er: »Ihr seid die Landerbin von Herun. Eines Tages werdet Ihr über Herun herrschen, und Eure Augen werden golden werden wie die der Morgol. Dies ist Euer Zuhause; Ihr wäret zu sterben bereit, es zu verteidigen; Ihr gehört hierher. Um welchen Preis würdet Ihr Herun aufgeben, Euch für immer von ihm wenden?«
    Sie antwortete nicht gleich. Dann zuckte sie leicht die Achseln.
    »Wohin sonst könnte ich wohl gehen? Auf mich wartet kein anderer Platz. Aber bei Euch ist das etwas anderes«, fügte sie hinzu, als er den Mund öffnete. »Ihr habt einen anderen Namen, auf Euch wartet ein anderer Ort. Ihr seid der Sternenträger.«
    »Lieber wäre ich ein Schweinehirt in Hel«, gab er unwirsch zurück.
    Müde ließ er den Kopf sinken und rieb sich mit einer Hand die Schulter. Draußen begann es zu regnen, dünn zunächst, zaghaft; die Pflanzen in den Gärten der Morgol neigten sich unter den feinen Tropfen. Er schloß die Augen, roch die Feuchtigkeit des Herbstregens, der auf Hed niederströmte. Das Knistern der Flammen, die gierig nach einem frisch aufgelegten Holzscheit züngelten, drang durch die Stille. Die Stimmen der Flammen verschmolzen, wurden nach einer Weile vertraut; er hörte Tristan und Eliard, die sich, behaglich am Feuer in Akren sitzend, sinnlos miteinander stritten, während Snog Nutt, ein Bündel Knochen und Spinnweben, im Hintergrund schnarchte. Mit halbem Ohr lauschte er dem Streit, der das sachte Wispern der Flammen durchwob, bis die Stimmen allmählich immer leiser wurden und er sich anstrengen mußte, sie zu hören; schließlich verklangen sie ganz, und er öffnete die Augen und blickte in den grauen Regen von Herun.
    Thod saß ihm gegenüber, sprach leise mit der Morgol, während er abgerissene Saiten von seiner Harfe entfernte. Ihre Gesichter wandten sich Morgon zu, als dieser sich aufrichtete.
    El strich sich das lange, lose hängende Haar aus dem müden Gesicht und sagte: »Ich habe Lyra zu Bett geschickt. Ich habe überall im Haus Wachen aufgestellt, aber es fällt schwer, auch den Nebel zu verdächtigen oder die Spinne, die vor dem Regen ins Haus flieht. Wie fühlt Ihr Euch?«
    »Recht wohl.« Sein Blick fiel auf Thods Harfe, und er flüsterte: »Ich erinnere mich. Ich hörte das Reißen von Saiten, als ich mich auf den Gestaltwandler stürzte. Das war Eure Harfe.«
    »Nur fünf Saiten«, erwiderte Thod. »Ein geringer Preis, den ich Corrig für Euer Leben bezahlt habe. El hat mir Saiten von Tirunethods Harfe gegeben.«
    Er stellte die Harfe nieder.
    »Corrig.« Morgon sah Thod verwundert an. »Wie kommt es, Thod, daß Ihr den Namen des Gestaltwandlers kennt?«
    »Ich habe einmal mit ihm zusammen Harfe gespielt. Das ist Jahre her. Ich begegnete ihm, noch bevor ich in die Dienste des Erhabenen trat.«
    »Wo?« fragte die Morgol.
    »Ich ritt allein die nördliche Küste von Isig hinunter, in jenen fernen Gegenden, die weder zu Isig noch zu Osterland gehören. Eines Nachts kampierte ich am Meer und saß bis spät in die Dunkelheit an meinem Feuer und spielte auf der Harfe. Da kam aus der Finsternis ebenfalls Harfenspiel, berauschend schön, leidenschaftlich, makellos. Er trat in den Lichtkreis meines Feuers; schaumglänzend stand er vor mir, und seine Harfe aus Muscheln und Fischbein und Perlmutt leuchtete im Schein der Flammen. Lieder wollte er von mir hören, und ich spielte für ihn so gut wie für die Könige, für die ich gespielt hatte; Geringeres wagte ich ihm nicht zu bieten. Und dafür gab er mir seine Lieder. Er blieb bis zum Morgen, bis zum Sonnenaufgang, und das Lied, das er spielte, während die rote Sonne das Meer in Feuerglut tauchte, brannte noch tagelang in meinem Herzen. Wie Dunst verschmolz er mit dem feinen Gischt des Morgens, aber vorher noch gab er mir seinen Namen. Er bat mich um den meinen. Ich nannte ihn, und er lachte.«
    »Auch gestern nacht hat er

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