Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel

Titel: Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip

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nicht.«
    »Dann machen wir uns auf. Aber schlaft erst.«
    Er nickte. Dann sagte er mit gesenktem Kopf zu Danan: »Verzeiht.«
    »Was soll ich Euch verzeihen, Morgon? Daß Ihr meinen alten Schmerz aufgerührt habt?«
    »Auch das. Aber es tut mir leid, daß ich auf dieser Harfe nicht so für Euch spielen konnte, wie sie gespielt werden möchte.«
    »Das wird kommen.«
    Langsam stieg Morgon die Turmstufen hinauf. Die Harfe, deren Gewicht er nie wahrgenommen hatte, lag wie eine schwere Last auf seinem Rücken. Als er die letzte Biegung nahm, schoß ihm die Frage durch den Kopf, ob wohl auch Yrth jeden Abend diese Stufen hinaufgestiegen war, oder ob er sich seine Kunst, sich mit einem Augenzwinkern von einem Ort zu einem anderen zu versetzen, zunutze gemacht hatte. Er erreichte den Treppenabsatz, zog die schweren Vorhänge zurück und sah, daß in seiner Kammer jemand vor dem Feuer stand.
    Es war Bere, Verts Sohn.
    »Ich bringe Euch zur Höhle der Verlorenen«, sagte er ohne Umscliweife, als er Morgon erblickte.
    Morgon betrachtete ihn, ohne eine Antwort zu geben. Der Knabe war jung, vielleicht zehn oder elf, mit breiten Schultern und einem ernsthaften, ruhigen Gesicht. Morgons Musterung brachte ihn nicht in Verlegenheit.
    Schließlich trat Morgon in die Kammer und ließ die Vorhänge hinter sich zugleiten. Er nahm die Harfe von der Schulter und setzte sich.
    »Sag mir jetzt nicht, daß du schon dort warst.«
    »Ich weiß, wo sie ist. Ich habe mich einmal verlaufen, als ich auf Erkundigung ging. Ich geriet immer tiefer in den Berg hinein, zum Teil, weil ich falsche Wege nahm, zum Teil aber auch, weil ich mir dachte, wenn ich mich schon verlaufen hätte, könnte ich auch gleich erforschen, wie es dort unten aussieht.«
    »Hattest du keine Angst?«
    »Nein. Ich war nur hungrig. Ich wußte, daß Danan oder Ash mich finden würden. Ich kann im Dunkeln sehen. Das habe ich von meiner Mutter. Wir könnten also ganz heimlich und ohne Licht hinuntergehen - nur in der Höhle, da würdet Ihr ein Licht brauchen.«
    »Warum bist du so versessen darauf, dort hinunter zu gehen?«
    Der Junge trat einen Schritt auf ihn zu. »Ich möchte das Schwert sehen. Nie zuvor habe ich etwas so Schönes gesehen wie diese Harfe. Elieu von Hel, der Bruder von Raith, dem Herrn von Hel, kam vor zwei Jahren hierher; er fängt an, ähnliche Arbeiten zu machen - die Intarsien, die Muster - , aber ich habe nie etwas so Herrliches gesehen wie die Arbeiten auf der Harfe. Ich möchte sehen, wie Yrth das Schwert gearbeitet hat. Danan macht Schwerter für hohe Herren und Könige in An und Ymris. Sie sind sehr schön. Ich gehe bei Ash und Elieu in die Lehre; Ash sagt, daß ich einmal ein Meister werde. Deshalb will ich soviel wie möglich lernen.«
    Morgon sah den friedlichen, kleinen Handwerker lächelnd an. »Das klingt sehr vernünftig. Aber du hast gehört, was ich Da- nan über Sol gesagt habe.«
    »Ja. Aber ich kenne alle in diesem Haus; keiner würde Euch töten wollen. Und wenn wir ganz leise hinuntergingen, würde es nicht einmal einer merken. Ihr brauchtet ja das Schwert nicht an Euch zu nehmen - Ihr könntet einfach an der Tür auf mich warten. Drinnen, meine ich, weil - « Er verzog den Mund. »Ich habe ein wenig Angst, da allein hineinzugehen. Und Ihr seid der einzige, den ich weiß, der mit mir gehen würde.«
    Das Lächeln in Morgons Augen erlosch. Abrupt stand er auf.
    »Nein. Da täuschst du dich. Ich werde nicht mit dir gehen. Ich habe Danan meine Gründe genannt. Du hast sie gehört.«
    Bere blieb stumm. Seine Augen forschten in Morgons Zügen.
    »Ja, ich habe sie gehört«, erwiderte er dann. »Aber, Morgon, das ist - das ist wichtig. Bitte! Wir könnten ganz schnell hinunterlaufen und dann wieder zurückkommen - «
    »So, wie Sol zurückgekommen ist?«
    Bere zuckte die Achseln.
    »Das war vor langer Zeit. «
    »Nein.« Er sah die Enttäuschung in den Augen des Jungen. »Bitte, hör mir zu. Seit dem Tag, an dem ich Hed verlassen habe, bin ich dem Tod immer nur einen halben Schritt voraus. Die, die mich töten wollen, sind Gestaltwandler; es können die Bergleute oder die Händler sein, die heute abend mit dir an Danans Tafel gesessen haben. Es kann sein, daß sie hier sind und warten, des Glaubens, daß ich eben das tun werde: Yrths Schwert an mich nehmen. Und wenn wir, du und ich, von ihnen in der Höhle ertappt werden, dann werden sie uns beide töten. Ich achte meine Intelligenz und mein Leben zu hoch, mich in eine solche Falle locken zu