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Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser

Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser

Titel: Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
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stehen.«
    »Und ich«, erwiderte Bri, »habe die Leibwächterinnen der Morgol bei der Ausbildung gesehen. Von mir habt Ihr keine Widerreden zu erwarten.«
    Verärgert und verwirrt kamen die Seeleute aus dem Laderaum herauf, um unter den Augen der Wachen ihre Arbeit aufzunehmen. Ein letzter Mann kam singend den Laufsteg herauf. Mit dreistem Blick beäugte er die Wächterinnen, zwinkerte Lyra zu und beugte sich zu Imer hinunter, die kniend dem Händler die Handgelenke band, hob ihr Kinn und küßte sie auf den Mund.
    Sie stieß ihn weg, verlor dabei das Gleichgewicht, und der Händler, der sich eilig den Strick von den Händen streifte, erwischte sie mit dem Kopf unter dem Kinn, als er aufstand. Mit einem Plumps sackte sie an Deck zusammen. Der Händler stürzte zum Laufsteg.
    Ein feines Glitzern, das er kaum sah, schlängelte sich durch die Luft und fiel vor ihm nieder, als er den Laufsteg hinunterhastete. Einen Pfeil, der sich direkt vor seinem Fuß ins Holz bohrte und zitternd steckenblieb, übersprang er einfach. Die Seeleute drängten sich neugierig an die Reling zu den Wachen, während diese schössen. Bri Corvett fluchte.
    »Treffen solltet ihr ihn wohl besser nicht«, sagte er bekümmert.
    Lyra, die dem Schießen Einhalt gebot, erwiderte nichts.
    Plötzlich erscholl ein Schrei, gefolgt vom Klatschen des Wassers; sie beugten sich noch weiter über die Reling hinaus.
    »Was ist mit dem Mann? Ist er verletzt?«
    Sie hörten ihn fluchen, während er im Wasser herumpaddelte, vernahmen dann das Klirren einer Ankerkette, mit der er sich nach oben zog. Sein Schritt wurde wieder laut, schnell und zielstrebig, dann kam wieder ein Platschen.
    »Bei Madir«, stieß Bri hervor. »Er sieht ja nicht einmal, wohin er geht. Er kommt zu uns zurück. Er muß betrunken sein. Der kann erzählen, was er will, kein Mensch wird ihm glauben. Jetzt fällt er gleich wieder hinein.« Ein gedämpfter Fall war zu hören. »Nein, er ist in ein Ruderboot gefallen.«
    Er sah Rendel an, die unterdrückt zu lachen angefangen hatte.
    »Der arme Mann. Das Wasser hatte ich ganz vergessen.«
    Lyra blickte ihr unsicher ins Gesicht.
    »Was - habt Ihr denn etwas getan? Was habt Ihr getan?«
    Sie zeigte ihnen ihren ausgefransten Ärmel.
    »Die Schweinehirtin hat es mich gelehrt. Man braucht dazu nur ein verwursteltes Fädchen...«
    Endlich setzte sich das Schiff in Bewegung, glitt wie ein Traum aus dem dunklen Hafen, ließ die Lichter der Stadt und die Feuer der Leuchttürme, die auf den beiden Landspitzen der Bucht glitzerten, hinter sich. Als das Schiff sich unbeirrt nordwärts wandte und der Westwind ihre Wangen streichelte, gab Lyra ihre scharfe Wachsamkeit auf und gesellte sich zu Rendel. Eine Zeitlang sprachen sie nichts. Die letzten flimmernden Lichter verschwanden hinter den Felsklippen. Die zackige Küste unbekannten Landes, die wie ein gekräuselter schwarzer Faden vor dem Nachthimmel lag, war das einzige, was zu sehen war. Rendel fröstelte ein wenig im kühlen Nachtwind, und ihre Hände legten sich fester um die Reling.
    »Seit zwei Jahren«, sagte sie leise, »wollte ich das tun. Seit er irgendwo hier diese Krone auf dem Grund des Meeres verloren hat. Aber allein hätte ich es niemals wagen können. In meinem ganzen Leben bin ich nicht weiter als bis Caithnard gekommen, und das Reich scheint unermeßlich groß zu sein.« Sie schwieg, die Augen auf einen schäumenden Strudel gerichtet, der im Mondlicht aufleuchtete. »Ich wünschte nur, ich hätte es früher getan«, fügte sie dann mit Qual in der Stimme hinzu.
    Unruhige Bewegung durchzuckte Lyra, die bis dahin reglos dagestanden hatte.
    »Wie hätte einer von uns wissen sollen, daß es ihm zu folgen galt? Er war der Sternenträger; er hatte eine Bestimmung. Solche Menschen haben ihren eigenen Schutz. Und er reiste zum Erhabenen, in Begleitung des Harfners des Erhabenen. Wie hätten wir wissen sollen, daß nicht einmal der Erhabene ihm helfen würde? Daß er nicht einmal seinem eigenen Harfner helfen würde?«
    Rendel blickte auf ihr beschattetes Gesicht.
    »Thod? Glaubt die Morgol, daß er tot ist?«
    »Sie weiß es nicht. Sie - das war der Grund, weshalb sie hierherkam. Sie wollte sehen, ob die Großmeister etwas darüber wissen, was ihm zugestoßen sein könnte.«
    »Warum ist sie nicht zum Erlenstern-Berg gereist?«
    »Das habe ich sie gefragt. Sie sagte, von dem letzten Landherrscher, der den Erhabenen aufsuchte, sei nie wieder etwas gehört oder gesehen worden.«
    Rendel schwieg. Ein

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