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Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser

Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser

Titel: Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
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kalter Schauder, nicht vom Wind, durchrann sie.
    »Ich habe immer geglaubt, der Erlenstern-Berg müßte der sicherste und schönste Ort der Welt sein.«
    »Ich auch.« Lyra drehte sich um, als das kleine, dunkelhaarige Mädchen ihren Namen sprach. »Was ist, Kia?«
    »Der Kapitän hat uns die Kabine des Königs als Unterkunft zugeteilt; er sagt, es wäre die einzige Kabine, die für uns alle groß genug ist. Willst du während der Nacht eine Wache an Deck lassen?«
    Lyra sah Rendel an. Es war zu dunkel, um ihr Gesicht zu sehen, doch Rendel ahnte die Frage, die in ihren Augen lag.
    »Ich würde ihm vertrauen«, sagte sie langsam. »Aber warum sollen wir ihn auch nur in Versuchung führen umzukehren? Könnt Ihr wach bleiben?« »Abwechselnd.« Sie wandte sich wieder Kia zu. »Eine Wache am Steuer. Jeweils zwei Stunden bis zum Morgen. Die erste Wache übernehme ich.«
    »Ich komme mit«, sagte Rendel.
    Den größten Teil der zwei Stunden brachte sie in dem Bemühen zu, Lyra den einfachen Zauber zu lehren, mit dem sie zuvor den Händler belegt hatte. Sie verwendeten ein Stück Schnur, das der verwunderte Steuermann ihnen gab. Lyra drehte es ein Weilchen stirnrunzelnd in den Händen, warf es dann einem Seemann in den Weg, der darüber hinwegschritt und unbehelligt seiner Arbeit nachging.
    Der Steuermann protestierte. »Ihr werdet uns noch alle über Bord befördern!«
    Doch sie schüttelte den Kopf.
    »Ich kann es nicht. Ich kann die Schnur anstarren, solange ich will, sie bleibt nur ein Stück Schnur. Ich habe keine Zauberkräfte im Blut.«
    »Doch, das habt Ihr«, widersprach Rendel. »Ich habe es gefühlt. In der Morgol.«
    Lyra betrachtete sie neugierig.
    »Ich habe das nie gefühlt. Eines Tages werde ich ihre Gabe besitzen, hinter die Dinge zu sehen. Doch das ist eine praktische Gabe, etwas ganz anderes als dies hier. Dies hier verstehe ich nicht.«
    »Seht doch die Schnur an in Eurem geistigen Auge, bis sie keine Schnur mehr ist, sondern ein Pfad, der sich in endlosen Windungen und Biegungen um sich selbst schlängelt und der denjenigen, dessen Fuß ihn berührt, an seinen verschlungenen Lauf fesselt... Seht es. Dann gebt ihm Euren Namen.«
    »Wie?«
    »Wißt, daß Ihr Ihr selbst seid, und daß das Ding es selbst ist; das ist das Band zwischen Euch, dieses Wissen.«
    Wieder beugte sich Lyra über das Stück Schnur. Lange Zeit schwieg sie, während Rendel und der Steuermann sie beobachteten. Dann kam Bri Corvett aus dem Kartenhaus, und Lyra warf ihm die Schnur vor den Stiefel.
    »Wohin, in Hels Namen«, fragte er den Steuermann, »bringt Ihr uns? Bug voraus an die Küste von Ymris?«
    Ohne auch nur zu schwanken, trat er zum Steuer und berichtigte den Kurs des Schiffes.
    Seufzend stand Lyra auf.
    »Ich bin ich selbst, und das hier ist ein altes Stück Schnur. Weiter komme ich nicht. Was könnt Ihr sonst noch?«
    »Nur weniges. Ich kann aus Gras ein Netz flechten, einen Dornenstengel wie ein unüberwindliches Gestrüpp erscheinen lassen, und kann immer aus Madirs Wald herausfinden, wo die Bäume unentwegt die Plätze zu wechseln scheinen... Kleinigkeiten. Die Gabe erbte ich von der Zauberin Madir und einem - einem, der Ylon hieß. Aus irgendeinem Grund konnte keiner meiner Brüder je so etwas zustande bringen. Die Schweinehirtin sagte, daß die Zauberkraft sich ihr eigenes Medium sucht. Aber die beiden waren immer ganz verbittert, als wir noch Kinder waren, und ich stets aus Madirs Wald herausfand, während es ihnen nie gelang.«
    »An muß ein seltsames Land sein. In Herun gibt es kaum zauberische Kräfte. Dort lebt nur jene Magie weiter, die die Zauberer vor langer, langer Zeit ins Land getragen haben.«
    »In An brodelt die Erde selbst von Zauberkräften. Darum ist es eine so ernste Sache, daß mein Vater sein Land auf unbestimmte Zeit verlassen hat. Wenn er diese Kräfte nicht in Schranken hält, dann befreien sie sich, und die Toten werden von ihren Erinnerungen geweckt.«
    »Was tun sie?« Ihre Stimme war gedämpft in ehrfürchtiger Scheu.
    »Sie erinnern sich alter Fehden, uralter Feindschaften und Kriege und verspüren Lust, sie wieder aufleben zu lassen. Die Kriege, die in den frühen Tagen zwischen den Drei Teilen von An ausgetragen wurden, waren wild und leidenschaftlich; die alten Könige und Edelleute starben in Eifersucht und Zorn, jedenfalls viele von ihnen, deshalb entwickelte sich der den Königen eigene Sinn für die Sicherheit und das Wohl des Landes in solchem Maße, daß sie selbst die Toten mit

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