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Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser

Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser

Titel: Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
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verstößt gegen alles, was ich gelernt habe, die Morgol auf diese Weise im Stich zu lassen und ihre Leibwache mit fortzunehmen. Das ist etwas nie Dagewesenes.«
    »In der Schule wird sie sicher sein.«
    »Ich weiß. Aber was wird sie von mir denken?«
    Sie zugehe ihr Pferd, als sie das Ende der Straße erreichten und im Mondlicht das Schiff des Königs sahen, das rastlos an seinem Anker zerrte. Im Kartenhaus brannte Licht. Vom Deck her kam das Geräusch eines dumpfen Aufpralls.
    Dann sagte jemand keuchend: »Das ist das letzte von Roods
    Büchern. Wenn wir nicht mitsamt all diesen Wälzern am Grund des Meeres enden, dann will ich einen Besen fres-sen. Ich geh’ noch rasch auf einen Schluck, ehe wir absegeln.«
    Lyra warf einen Blick hinter sich. Zwei der Leibwächterinnen stiegen vom Pferd und folgten dem Mann lautlos, als er pfeifend den Pier hinunterschlenderte. Die anderen gingen mit ihr und Rendel zum Laufsteg des Schiffes. Rendel, die nur das Klatschen des Wassers hörte, das Klirren der Ketten und ihren eigenen leisen Schritt, blickte sich einmal um, um sich zu vergewissern, daß sie noch da waren. Ihr Schweigen war so gespenstisch, daß sie das Gefühl hatte, Geister folgten ihr. Eine huschte oben am Ende des Laufstegs davon, um sich an Deck umzusehen; die beiden anderen verschwanden mit Lyra im Laderaum. Rendel wartete eine Weile, um ihnen Zeit zu geben, ihre Arbeit unter Deck zu tun. Dann betrat sie das Kartenhaus, wo Bri Corvett bei einem Becher Wein mit einem Händler plauderte.
    Überrascht blickte er auf.
    »Ihr seid doch nicht allein heruntergeritten? Hat Rood die Pferde heraufgebracht?«
    »Nein. Er kommt nicht mit.«
    »Er kommt nicht mit? Was sollen wir dann mit seinen ganzen Sachen anfangen?« Er musterte sie argwöhnisch. »Er hat doch nicht vor, sich auf eigene Faust davonzumachen wie Euer Vater?«
    »Nein.« Sie schluckte die Trockenheit in ihrem Mund hinunter. »Aber ich. Ich will zum Erlenstern-Berg. Ihr bringt mich bis Kraal. Wenn Ihr es nicht tut, dann läßt sich der Kapitän der Morgol gewiß überreden, das Schiff zu übernehmen.«
    »Was?« Bri Corvett sprang auf, die grauen Brauen beinahe bis zum Haaransatz hochgezogen. Der Händler grinste. »Ein anderer soll das Schiff Eures Vaters segeln? Über meine Leiche vielleicht. Ihr seid verwirrt, Fräulein. Kommt und setzt Euch -«
    Den Speer in der Hand glitt Lyra wie ein Geist ins Licht, und Bri Corvett verstummte. Rendel konnte seinen Atem hören. Das Grinsen des Händlers erstarb.
    »Der größte Teil der Besatzung war unten«, sagte Lyra. »Imer und Goh bewachen die Leute. Man nahm sie erst ernst, nachdem einer der Männer sich mit einem Pfeil durch den Ärmel an eine Leiter genagelt sah - er ist nicht verletzt -, und Goh mit einem zweiten Pfeil den Korken aus einem der Weinfässer herausgeschossen hatte. Jetzt betteln sie darum, daß einer den Korken wieder in das Faß drückt.«
    »Das ist ihre Weinration für die ganze Reise«, stieß Bri Corvett hervor. »Bester Wein aus Herun.«
    Der Händler war still und heimlich aufgestanden. Lyras Augen schweiften zu ihm hin, und er erstarrte.
    »Zwei Wächterinnen folgten dem Mann, der das Schiff verlassen hat«, bemerkte Rendel. »Sie werden auch die übrigen Leute Eurer Besatzung finden. Bri, Ihr wolltet doch sowieso zum Erlenstern-Berg. Ihr habt es selbst gesagt.«
    »Ihr - Ihr habt mich doch nicht ernst genommen!«
    »Möglich, daß es Euch nicht ernst war. Mir aber ist es ernst.«
    »Denkt an Euren Vater! Er wird mir die Haare einzeln vom Kopf reißen, wenn er erfährt, daß ich mich dazu herbeigelassen habe, seine Tochter und die Landerbin von Herun auf eine solche Irrsinnsfahrt mitzunehmen. Die Morgol wird ganz Herun zu den Waffen rufen.«
    »Wenn Ihr das Schiff nicht führen wollt, werden wir schon einen anderen finden. In den Gasthäusern im Hafen gibt es Männer genug, die bereit wären, gegen Bezahlung Euren Platz einzunehmen. Wenn Ihr es so wünscht, lassen wir Euch und diesen Händler hier gefesselt zurück, damit keiner an Eurer Unschuld zweifeln kann.«
    »Was! Mich von meinem eigenen Schiff verjagen!« Die Stimme schnappte ihm über.
    »Hört mir zu, Bri Corvett«, sagte sie ruhig. »Irgendwo zwischen dem Isig-Paß und dem Erlenstern-Berg habe ich einen Freund verloren, den ich liebte, und einen Mann, den ich vielleicht geheiratet hätte. Sagt mir, was sollte mich nach Hause locken? Grabesstille und endloses Warten in Anuin? Das Gekeife der Ritter der Drei Teile von An, die

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