Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser
Waffenladungen Ausschau.«
»Werden sie uns anhalten?«
»Warum sollten sie? Sehen wir wie ein Handelsschiff aus?«
Doch da brach er ab. Von der gleichen Erkenntnis erschreckt,
starrten sie einander an.
»Nein«, entgegnete Rendel. »Unser Schiff sieht aus wie das Privatschiff des Königs von An, und wir müssen hier genauso auffallen wie ein fliegendes Schwein. Wenn sie uns Begleitschutz nach Caerweddin geben wollen? Wie wollt Ihr die Anwesenheit der Leibwache der Morgol auf dem Schiff meines Vaters erklären?«
»Wie ich das erklären will? Ich? Hat sich vielleicht jemand über die Farbe meiner Segel beschwert, als Ihr mich kurzerhand überrumpelt und verlangt habt, daß ich Euch nach Norden bringe?«
»Woher hätte ich wissen sollen, daß Ymris einen Krieg anfängt? Ihr habt doch mit dem Händler geschwatzt; hat er nichts davon erwähnt? Außerdem hättet Ihr Euch ja nicht so nahe an der Küste zu halten brauchen; wenn Ihr einen größeren Abstand zwischen uns und Ymris gelegt hättet, dann wären wir den Schiffen des Königs von Ymris gar nicht begegnet. Woher wußtet Ihr von ihnen? Hofftet ihr, daß man uns anhalten würde?«
»Beim Barte des alten Hagis!« kläffte Bri empört. »Wenn ich umkehren wollte, könnte mich hier an Bord keiner daran hindern. Diese Wachen haben doch von der Schiffahrt keine Ahnung. Ich segle nach Norden, weil ich es so will - und wer, in Hels Namen, ist denn das?«
Aus krebsrotem Gesicht blickte er mit aufgerissenen Augen auf Tristan, die an Deck torkelte, um sich über die Re-ling zu beugen und zu erbrechen. Bri starrte sie an, während er gleichzeitig unartikulierte Laute von sich gab, die seine un-gläubige Überraschung ausdrückten. Als Tristan sich nebelbleich und schwitzend aufrichtete, fand er seine Stimme wie-der.
»Wer ist das?«
»Sie ist nur eine - ein blinder Passagier«, erklärte Rendel furchtlos. »Bri, Ihr braucht Euch nicht aufzuregen. In Caerweddin verläßt sie das Schiff -«
»Nein, das tue ich nicht«, sagte Tristan langsam, aber deutlich. »Ich bin Tristan von Hed, und ich verlasse dieses Schiff
nicht, bevor wir am Erlenstern-Berg sind.«
Bris Lippen bewegten sich lautlos. Er schien sich mit Luft zu füllen wie ein Segel; Rendel zog den Kopf zwischen die Schultern und wartete auf das Donnerwetter, doch er drehte sich um und entlud seinen Zorn über den Steuermann, der zusammenfuhr, als wäre hinter ihm ein Mast umgeknickt.
»Das reicht! Augenblicklich wendet Ihr das Schiff! Ab nach Tol, und zwar so geschwind, daß nicht mal unser Schatten uns folgen kann.«
Das Schiff drehte sich. Bleich, mit zusammengepreßten Lippen klammerte sich Tristan an die Reling. Lyra, auf dem Weg zu Rendel, rutschte die letzten Schritte über Deck, gewahrte Tristan und fragte resigniert: »Was ist geschehen?«
Rendel schüttelte nur hifllos den Kopf. Das grelle Blau der fremden Segel schob sich zwischen das königliche Schiff und die Sonne.
»Sri!« schrie Rendel heiser.
Eines der Kriegsschiffe glitt so nahe heran, daß sie die reine, salzige Schärfe seines Gischts schmecken konnte.
»Bri!« schrie sie wieder, während er immer noch seine Leute anbrüllte, und endlich zollte er ihr Aufmerksamkeit. »Bri! Die Kriegsschiffe! Sie glauben, daß wir fliehen wollen!«
»Was?«
Er warf einen ungläubigen, zornfunkelnden Blick auf das Schiff, das heranbrauste, ihnen den Weg abzuschneiden, und stieß so heftig, daß ihm die Stimme überschnappte, einen Befehl aus. Wieder drehte sich das Schiff schwankend, verlor an Geschwindigkeit, glitt ruhiger dahin. Als das Schiff aus Ymris sich ihnen an die Seite gesellte, konnten sie die silberglänzenden Kettenhemden und Schwerter der Männer se-hen, die an Bord standen. Ihr eigenes Fahrzeug hielt an, lag schaukelnd auf dem Wasser. Ein zweites Kriegsschiff schob sich auf der Windseite neben sie; ein drittes hängte sich an ihr Heck.
Bri ließ den Kopf in die Hände sinken. Eine Stimme schwebte über das Wasser. Rendel wandte den Kopf, fing nur einige wenige kurze Worte von einem weißhaarigen Mann auf.
Bri rief sein Einverständnis zurück und sagte dann dumpf: »Also gut, nehmt wieder Kurs nach Norden. Wir haben königlichen Begleitschutz nach Caerweddin.«
»Wen?«
»Astrin Ymris.«
Kap.4
Von zwei Kriegsschiffen flankiert liefen sie in den l Hafen von Caerweddin ein. Die Mündung des Flusses selbst wurde bewacht. Nur wenige Handelsschiffe segelten herein. Sie wurden alle angehalten und durchsucht, ehe ihnen gestattet
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