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Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser

Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser

Titel: Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
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fremdartige Harfenklänge vom Meer her, und er war so hingerissen von der Musik, daß ein unbezähmbares Verlangen ihn überwältigte, ihren Ursprung zu finden. Da sprengte er die Gitter an seinem Fenster mit seinen bloßen Händen und sprang ins Meer und verschwand. Zehn Jahre später starb Oen, und zur Überraschung seiner anderen Söhne ging die Landherrschaft an Ylon über. Ylon wurde von seinem eigenen Wesen zurückgetrieben, den Anspruch auf sein Erbe geltend zu machen. Er regierte nur lange genug, um zu heiraten und einen Sohn zu zeugen, der dunkel und erdnah war wie Oen, dann kehrte er in den Turm zurück, den Oen ihm errichtet hatte, und stürzte sich von seiner Höhe hinunter in den Tod.« Sie schob eine Ecke an dem kleinen Netz in ihrer Hand gerade. »Es ist eine traurige Geschichte.«
    Ein Blick nachdenklicher Verwunderung stahl sich in ihre Augen, als wäre eine Erinnerung in ihr aufgestiegen, die sie nicht recht zu fassen bekam.
    »Ein- oder zweimal in jedem Jahrhundert zeigt sich Ylons Gesicht, und manchmal taucht auch seine Wildheit auf, niemals aber wiederholt sich seine schreckliche Qual, weil niemand mit seinem Wesen je wieder die Landherrschaft geerbt hat. Das ist ein Glück.«
    »Das ist wahr.«
    Die Schweinehirtin blickte auf die Pfeife in ihrer Hand, die ausgegangen war. Zerstreut schlug sie sie gegen eine Baumwurzel.
    Rendel sah, wie eine ungeheuer große schwarze Sau vor ihnen über die Lichtung trottete, um sich keuchend im Schatten niederzulassen.
    »Es ist beinahe soweit.«
    Die Schweinehirtin nickte. »Die Kleinen werden bestimmt alle schwarz wie Pech. Der Vater ist Dunkler Tag.«
    Rendel entdeckte den Eber, den Nachkommen von Hegdis- Tag, der in einem Haufen welker Blätter stöberte. »Vielleicht wirft sie eines, das sprechen kann.«
    »Vielleicht. Ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben, aber ich glaube, der Zauber ist aus ihrem Blut gewichen, und sie werden stumm geboren.«
    »Ich wünschte, von den Herren von An wären einige stumm geboren.«
    In plötzlichem Verstehen zog die Schweinehirtin die Brauen hoch.
    »Das ist also der Grund.«
    »Was?«
    Die Schweinehirtin war plötzlich wieder scheu.
    »Die Ratsversammlung. Es geht mich ja nichts an, aber ich dachte mir schon, daß du nicht drei Tage lang geritten bist, nur um herauszufinden, wie wir verwandt sind.«
    Rendel lächelte. »Nein. Ich bin von zu Hause fortgelaufen.«
    »Du... Weiß dein Vater, wo du bist?«
    »Ich gehe immer davon aus, daß er alles weiß.«
    Sie pflückte einen frischen Grashalm. Wieder trat der Ausdruck nachdenklicher Verwirrung in ihre Augen. Ganz plötzlich sah sie auf und begegnete den Augen der Schweinehirtin. Einen Moment lang schien der offene, graue Blick der einer Fremden, neugierig, abwägend, die gleiche Farbe enthaltend, die sie kaum in Worte gefaßt hatte. Dann senkte die Schweinehirtin den Kopf; sie hob eine Eichel aus der Beuge einer Wurzel auf und warf sie der schwarzen Sau zu.
    »Ylon...«, sagte Rendel leise.
    »Ihm hast du es zu verdanken, daß du die kleinen Dinge, die ich dich lehre, so gut beherrschst. Ihm und Madir. Und deinem Vater mit seinem Geist.« »Vielleicht. Aber -« Sie schüttelte den Gedanken ab und lehnte sich wieder zurück, um die stille Luft einzuatmen. »Mein Vater könnte im Dunkeln einen Schatten sehen, aber ich wollte, er wäre nicht so schweigsam. Es tut gut, von dem Haus fort zu sein. Im vergangenen Winter wurde es so still, daß ich meinte, jedes Wort, das ich spreche, würde in der Luft erstarren. Ich dachte, der Winter würde nie zu Ende gehen...«
    »Ja, es war ein schlimmer Winter. Der Herr mußte Futter aus Aum kommen lassen und mußte doppelt dafür bezahlen, weil in Aum selbst das Korn knapp wurde. Wir haben einige Tiere verloren; einer der großen Eber, Aloil -«
    »Aloil?«
    Die Schweinehirtin sah plötzlich ein wenig verwirrt aus.
    »Nun, Rood sprach einmal von ihm und ich dachte. Der Name gefiel mir.«
    »Du hast einen Eber nach einem Zauberer benannt?«
    »War er ein Zauberer? Das wußte ich nicht - Rood sagte das nicht. Nun, er ist jedenfalls gestorben, obwohl ich alles getan habe, was in meiner Macht stand. Der Herr selbst kam, um mit eigener Hand zu helfen.«
    Rendels Gesicht wurde ein wenig weicher.
    »Ja, das ist eine Sache, auf die Raith sich versteht.«
    »Es liegt ihm im Blut. Aber er war bekümmert wegen - wegen Aloil.« Sie warf einen Blick auf Rendels Handarbeit. »Du solltest es vielleicht noch ein Stückchen breiter machen, aber du mußt

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