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Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser

Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser

Titel: Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
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Aufmerksamkeit nicht allzu lange abwenden. Morgon oder die Zauberer müssen den Gründer töten. Nach der Art zu urteilen, wie die Zauberer in aller Stille Lungold zustreben, scheint mir, daß sie selbst Rache suchen. Zweifellos werden sie einander vernichten, doch das wird ohne Bedeutung sein; sieben Jahrhunderte lang waren sie kaum am Leben.« Sie fing den Ausdruck auf Rendels Gesicht auf, erriet die Worte, die sie hinunterschluckte, und lächelte. »Die Zauberin Nun? Ich habe sie in Lungold gesehen, die Mächtige, die Schöne. Schweine zu hüten und Grasnetze zu flechten würde ich kaum Leben nennen.«
    »Wie würdet Ihr das nennen, was Ihr tut?«
    »Warten.« Sie schwieg einen Augenblick, die Augen, in denen sich keine Unruhe rührte, waren auf Rendels Gesicht gerichtet. »Seid Ihr nicht neugierig auf Euch selbst? Auf das Ausmaß Eurer eigenen Gaben? Sie sind beträchtlich.«
    »Nein.«
    »Ich war ehrlich mit Euch.«
    Rendels Hände, die die Armlehnen des Sessels festhielten, lockerten sich. Sie senkte den Kopf. Wieder spürte sie bei den Worten der Frau ein seltsames Gefühl von Verwandtschaft, wenn nicht Vertrauen, ein unentrinnbares Einverständnis.
    Leise, während Verzweiflung sie wieder durchdrang, sagte sie: »Ylons Blut fließt seit Generationen in den Adern meiner Familie; keiner, wie sehr er auch von dieser Blutsverwandtschaft geplagt und beunruhigt wurde, erkannte je, daß er mehr war als der Sohn einer Sage des Meeres, mehr als nur eine von vielen unerklärlichen Formen des Zaubers von An. Jetzt weiß ich, was sein Vater war. Aber von Euch. Dadurch bin ich mit Euch verwandt. Sonst aber habe ich nichts von Euch, nichts von Eurer Mitleidlosigkeit, Eurem Hang zur Zerstörung -«
    »Nur unsere besonderen Gaben.« Sie neigte sich ein wenig vor. »Ylons Vater und ich versuchten, das gleiche zu tun: die Landherrschaft von An und Ymris zu unterwühlen, indem wir den Königen dieser Länder Erben gemischten Blutes und entarteten Instinkts gaben. Es hatte einen Sinn, und es mißlang. Das Land sorgte für sich selbst. Ylon allein ertrug die Folter der Landherrschaft; seine Gaben verkamen in seinen Nachkömmlingen, rosteten wie altes Eisen. Nur in Euch nicht. Eines Tages vielleicht könntet Ihr der Macht, die Ihr dank dieser Gaben besitzt, einen Namen geben, und dieser Name würde Euch überraschen. Aber so lange werdet Ihr nicht leben. Ihr wißt nur von Ylons Traurigkeit. Aber habt Ihr Euch je gefragt, was ihn, wenn wir wirklich so schrecklich sind, dazu trieb, aus seinem Gefängnis auszubrechen und zu uns zurückzukehren?«
    »Nein«, flüsterte Rendel.
    »Nicht Mitleid, sondern Leidenschaft. «
    Bei diesen Worten enthüllte sich etwas in ihrer Stimme, so wie ein Lichtstrahl in den Tiefen des Berges Isig eine Erzader von unerwartetem Reichtum hätte enthüllen können, und sie brach ab. Sie beugte sich nieder, berührte das weiße Feuer mit einer Haifd, formte es mit zarten Fingern zu einem glänzenden Spinnennetz, einem mattleuchtenden Knochen, einem Regen glitzernder Sterne, einer mondbleich gewandeten Muschel, ließ ein Gebilde nach dem anderen aus ihren Händen fallen, einen Kranz leuchtender Blumen, ein feingeknüpftes Netz, das wie mit Tropfen von Meerwasser funkelte, eine Harfe mit hauchdünnen, schimmernden Saiten.
    Während Rendel ihr zusah, wurde ein Verlangen in ihr wach, eine Sehnsucht, das Wissen um das Feuer, das Feuer selbst zu besitzen. Die Frau schien sie vergessen zu haben, war ganz in ihr Tun vertieft. Bei jedem der feurigen, schönen Gebilde, die unter ihren Händen hervorgingen, schien sie selbst voll staunender Verwunderung. Schließlich ließ sie das Feuer wie Wassertropfen oder Tränen in die Herdstelle zurückfallen.
    »Ich ziehe meine Macht, so wie Ihr die Eure, aus dem Herzen der Dinge, indem ich jedes einzelne Ding erkenne. Aus der Biegung eines Grashalms, aus der Perle, die wie ein beunruhigendes Geheimnis im Inneren der Austernschale wächst, aus dem Duft der Bäume. Ist Euch das so fremd?«
    »Nein.«
    Ihre Stimme schien aus weiter Ferne zu kommen, von jenseits des kleinen Raums, der schattendunklen Steine.
    »Ihr könnt es erfahren, das Wesen des Feuers«, fuhr die Frau leise fort. »Ihr habt die Gabe. Es zu erkennen, zu halten, zu formen, ja, selbst zu Feuer zu werden, in seiner großartigen Schönheit zu verschmelzen, an kein Menschengesetz gebunden. Ihr seid geschickt im Schaffen von Trugbildern; Ihr habt mit einem Traum vom Feuer der Sonne gespielt. Jetzt arbeitet mit dem

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