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Erdzauber 03 - Harfner im Wind

Erdzauber 03 - Harfner im Wind

Titel: Erdzauber 03 - Harfner im Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
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Gesicht und ohne Farbe, halbverschmolzen, wie Morgon, mit der Nacht. Morgon wartete, doch der Schatten bewegte sich nicht. Und schließlich, während er noch unschlüssig am Fluß-ufer stand, verschmolz der Schatten einfach mit der Dunkel-heit. Morgons Mund war ausgetrocknet, und das Blut häm-merte hohltönend in seinem Schädel. Er schmiegte sich in eine Schwingung von Luft und flog lautlos wie eine Eule, scharfäugig wie ein nächtlicher Jäger durch die Bäume zurück zum Lager. Er erschreckte Rendel, als er vor ihren Augen seine natürliche Gestalt annahm. Sie griff nach dem Schwert; er beruhigte sie, indem er vor ihr niederkauerte und ihre Hand nahm.
    »Rendel«, flüsterte er.
    »Du hast Angst«, hauchte sie.
    »Ich weiß es nicht. Ich weiß es noch immer nicht. Wir müssen sehr vorsichtig sein.« Er ließ sich neben ihr nieder, holte das Schwert aus der Luft und hielt es lose in der Hand. Den anderen Arm legte er um ihre Schulter. »Schlaf du. Ich werde aufpassen.«
    »Worauf?«
    »Das weiß ich nicht. Ich wecke dich vor Sonnenaufgang. Wir müssen vorsichtig sein.«
    »Wie sollen wir vorsichtig sein«, fragte sie ratlos, »wenn sie wissen, wo sie dich finden können? Irgendwo auf der Handelsstraße, auf dem Weg nach Lungold.«
    Er antwortete ihr nicht. Er zog sie nur näher an sich, und sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter. Er lauschte ihren Atemzügen und glaubte, sie wäre eingeschlafen. Doch nach einem langen Schweigen sprach sie wieder, und da wußte er, daß auch sie suchend in die Nacht geblickt hatte.
    »Also gut«, sagte sie gepreßt. »Lehre mich die Gestalt wechseln.«

Kap. 4
     
    Er versuchte es, als sie bei Morgendämmerung erwachte. Die Sonne war noch nicht aufgegangen; kühl und schweigend standen die Bäume um sie herum. Ruhig hörte sie ihm zu, während er ihr den Vorgang in seiner grundlegenden Einfachheit erklärte, während er einen Falken weckte, der hoch in den Bäumen saß, und ihn herunterholte. Der Falke schimpfte mit schriller Stimme, während er auf seinem Handgelenk saß; er war hungrig und wollte auf Jagd gehen. Geduldig beruhigte er ihn mit seiner geistigen Kraft. Dann sah er den düsteren, gequälten Ausdruck, der sich in Rendels Augen geschlichen hatte, und er warf den Falken hoch in die Luft, um ihn freizulassen.
    »Du kannst dich nur verwandeln, wenn du wirklich willst.«
    »Ich will ja«, beteuerte sie.
    »Nein, du willst nicht.«
    »Morgon - «
    Er wandte sich ab, hob einen Sattel auf und schleuderte ihn auf den Rücken eines der Pferde. »Es ist ja gut«, sagte er, während er den Gurt festzog.
    »Nein, es ist nicht gut«, entgegnete sie zornig. »Du hast es nicht einmal versucht. Ich hab’ dich gebeten, es mich zu lehren, und du hast gesagt, du würdest es tun. Ich möchte doch, daß wir uns sicher fühlen können.« Sie trat vor ihn hin, als er den anderen Sattel aufhob. »Morgon!«
    »Es ist ja gut«, sagte er nochmals beschwichtigend und bemühte sich, es zu glauben. »Mir wird schon etwas einfallen.«
    Stundenlang sprach sie kein Wort mit ihm. Schnellen Schritts trabten sie durch den frühen Morgen, bis sie inmitten des sich langsamer voranwälzenden Stroms auffielen. Überall waren Tiere - Schafe, Schweine, junge weiße Stiere, die von abgelegenen Bauernhöfen nach Caithnard getrieben wurden. Sie behinderten den Verkehr und machten die Pferde reizbar und übellaunig. Die Wagen der Händler rollten mit einer aufreizenden Trägheit dahin; die Fuhrwerke der Bauern, mit Rüben und Kohl beladen, schwankten langsam, wie betrunken vor ihnen her. Die Mittagshitze brannte das letzte bißchen Feuchtigkeit aus der Erde und verwandelte sie in trockenen Staub, den sie atmeten und schluckten. Nirgends konnte man dem Geruch und dem Gebrüll der Tiere entkommen. Rendels Haar, strähnig von Staub und Schweiß, huschte immer wieder unter dem Hut hervor und flatterte ihr in die Augen. Einmal hielt sie ihr Pferd an, klemmte den Hut zwischen die Zähne, drehte ihr Haar vor den Augen einer alten Frau, die ein Schwein zum Markt trieb, in einen Knoten und drückte sich den Hut mit Gewalt wieder auf den Kopf. Morgon, der ihr zusah, unterdrückte eine Bemerkung. Ihr beharrliches Schweigen begann, ihn langsam mürbe zu machen, wie die Hitze und die ständig auftauchenden Hindernisse, die sie immer wieder zwangen, ihre Pferde zu zügeln. Forschend blickte er zurück, fragte sich, ob er es falsch gemacht hatte, fragte sich, ob sie sein Gespräch oder sein Schweigen wünschte, fragte sich, ob

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