Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erdzauber 03 - Harfner im Wind

Erdzauber 03 - Harfner im Wind

Titel: Erdzauber 03 - Harfner im Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
Vom Netzwerk:
Schritt tun können. Der Harfner fiel auf die Knie, über den frisch gebrochenen Knochen seiner Hand zusammengekrümmt. Er hob das Gesicht, das weiß war, verzerrt von Schmerz und Qual, und das um nichts bat.
    Einen Moment lang blickte Ghisteslohm stumm auf ihn hinunter, und Morgon sah in seinen Augen ein Flimmern, das der Widerschein zusammengebrochener Erinnerungen vieler Jahrhunderte hätte sein können. Dann hob der Zauberer selbst die Hand. Eine Feuergarbe traf den Harfner über den Augen, schleuderte ihn nach rückwärts ins Farnkraut, wo er reglos liegenblieb, blind zur Sonne emporstarrend.
    Der Zauberer hielt Morgon mit seiner Hand und mit seinen Augen fest, bis dieser langsam merkte, daß er von einem trockenen, tränenlosen Schluchzen geschüttelt wurde, daß seine Muskeln zum Angriff gespannt waren. Der Zauberer berührte flüchtig seine Augen, als hätte der Feuerstrahl, den sein Geist entzündet und abgeschleudert hatte, ihm Kopfschmerzen verursacht.
    »Warum, in Hels Namen«, fragte er, »vergeudet Ihr Euren Gram an ihm? Seht mich an. Seht mich an!«
    »Ich weiß es nicht!« schrie Morgon ihn an.
    Er sah neue Feuerzungen durch die Luft schießen und über den Körper des Harfners lecken. Sie berührten die dunkle Harfe, und das Instrument ging in Flammen auf. Die Luft war erfüllt vom Wimmern zerreißender Saiten. Rendel schimmerte plötzlich in reinem Feuer; der Zauberer riß sie erbarmungslos mit seinem Geist in ihre natürliche Gestalt zurück. Sie war noch immer halb Feuer, und Morgon kämpfte gegen eine plötzliche Aufwallung unbändiger Kraft, die ihr zum Verhängnis geworden wäre, als etwas in ihm gefror. Er wirbelte herum.
    Ein Dutzend Reiter standen unter den Bäumen und blickten neugierig herüber. Ihre Pferde hatten die Farbe der Nacht, ihre
    Gewänder die feuchtglänzenden, schillernden Farben des Meeres.
    »Die Welt«, sagte einer der Männer in die plötzliche Stille hinein, »ist für Harfner kein sicherer Ort.« Er neigte seinen Kopf in Richtung zu Morgon. »Sternenträger.« Sein bleiches, ausdrucksloses Gesicht schien im leichten Wind ein wenig zu wabern. Ein Geruch nach Salzwasser strömte von ihm aus. »Ylons Tochter.« Der Blick seiner schimmernden Augen wanderte zu Ghisteslohm. »Erhabener.«
    Fassungslos starrte Morgon die Reiter an. Sein Geist, der in rasender Geschwindigkeit Möglichkeiten des Handelns abspulte, wurde plötzlich leer. Sie hatten keine Waffen; ihre schwarzen Rosse standen unbewegt wie Stein, doch jeder Hauch einer Bewegung, spürte er, ein Wechsel im Licht, ein Vogelruf im falschen Ton, konnte einen erbarmungslosen Angriff auslösen. Sie schienen von absoluter Reglosigkeit befangen, wie gebannt in jenem Moment, bevor die Woge, nachdem sie ihren höchsten Stand erreicht hat, sich bricht; ob aus Neugier oder einfach aus Unsicherheit, das wußte er nicht. Er spürte, wie Ghisteslohms Hand seine Schulter umklammerte, und seltsamerweise war es ihm eine Beruhigung zu wissen, daß der Zauberer ihn lebend sehen wollte.
    Der Gestaltwandler, der gesprochen hatte, beantwortete seine Frage mit feinem, zweideutigem Spott.
    »Seid Jahrtausenden warten wir darauf, dem Erhabenen zu begegnen.«
    Morgon hörte, wie der Zauberer Luft holte.
    »So. Ihr seid also die Brut der Meere von Ymris und An - «
    »Nein. Wir sind nicht des Meeres. Wir haben unsere Gestalt nach seinem Gesang geformt, der wie Harfenspiel ist. Ihr geht achtlos um mit Eurem Harfner.«
    »Der Harfner ist meine Sache.«
    »Er hat Euch treu gedient. Wir haben ihn über die Jahrhunderte beobachtet, wie er Eure Befehle ausführte, Eure Maske trug, wartete. So, wie wir warteten, lange schon, ehe Ihr den Fuß auf diese Erde des Erhabenen setztet, Ghisteslohm. Wo ist der Erhabene?«
    Lautlos und fließend wie ein Schatten ging sein Pferd vorwärts, blieb drei Schritte vor Morgon stehen. Er widerstand einem Impuls, zurückzuweichen. Die Stimme des Gründers, die verdrossen und ungeduldig klang, verwunderte ihn.
    »Ich habe kein Interesse an Rätselspielen. Auch nicht an einem Kampf. Ihr nehmt Eure Gestalt von Toten und von Tang; Ihr atmet, Ihr spielt auf Euren Harfen und Ihr sterbt - das ist alles, was ich weiß, das ist alles, was mich interessiert. Zurück mit Eurem Pferd, sonst reitet Ihr auf einem Haufen Seetangasche.«
    Der Gestaltwandler zog sein Pferd einen Schritt zurück, ohne eine Miene zu verziehen. In seinen Augen fing sich das Licht wie in Wasser; einen Moment lang war es, als lächelten sie.
    »Meister

Weitere Kostenlose Bücher