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Erdzauber 03 - Harfner im Wind

Erdzauber 03 - Harfner im Wind

Titel: Erdzauber 03 - Harfner im Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
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unhörbar.
    »Nein.«
    »Gut.« Immer noch verharrte er, beide Hände zu Fäusten geballt, immer noch hoffte er auf ein einziges markloses Knöchelchen der Wahrheit. Schließlich jedoch drehte er sich mit einer heftigen Bewegung um. Der Rauch, der vom verkohlten Holz aufstieg, brannte ihm in den Augen. Er ging drei Schritt in die Dunkelheit hinein, und beim vierten trat er in blauen Feuerschein, der aus dem Nichts hervorsprang und heller und heller wurde, ihn einhüllte und durchdrang, bis er aufschrie und stürzte.
    Beim Morgengrauen erwachte er, an jener Stelle auf dem Boden liegend, wo er gestürzt war. Sein Gesicht war verklebt von Schmutz und zerfetzten dürren Blättern. Jemand schob ihm einen Fuß unter die Schulter und wälzte ihn auf den Rücken. Er sah wieder den Harfner, der noch immer unter dem Baum saß, vor sich einen Kreis von Asche. Und dann sah er, wer sich da über ihn beugte, um ihn beim Kragen seines Kittels zu packen und emporzureißen.
    Er sog Luft ein, um aufzuschreien in Qual und Wut; Ghisteslohms Hand schlug ihm scharf auf den Mund und brachte ihn zum Schweigen. Im selben Augenblick sah er die Augen des Harfners, nachtfinster, still wie das schwarze, unbewegte Wasser auf dem Grund des Erlenstern-Bergs, und irgend etwas in ihnen war ihm eine Herausforderung, die Bitterkeit, die in ihm aufstieg, hinunterzuschlucken. Mit steifen, ungelenken Bewegungen, die Morgon verrieten, daß er die ganze Nacht dort gesessen hatte, stand der Harfner auf. Mit einer merkwürdigen Bedachtsamkeit legte er seine Harfe über die Asche ihres Feuers. Dann wandte er den Kopf, und Morgon folgte seinem Blick und sah Rendel, die weiß und stumm im Auge der aufgehenden Sonne stand.
    Ein lautloser, verzweifelter Schrei schwoll in Morgons Brust an und zerschellte. Sie hörte ihn; sie erwiderte seinen Blick mit der gleichen Verzweiflung. Ihr Haar war zerzaust, und sie sah sehr müde aus, doch es schien ihr nichts geschehen zu sein.
    Ghisteslohm sagte brüsk: »Wenn Ihr meinen Geist berührt, werde ich sie töten. Versteht Ihr mich?« Er schüttelte Morgon grob, um seinen Blick von Rendel zu lösen. »Habt Ihr verstanden?«
    »Ja«, antwortete Morgon.
    Und sogleich griff er den Gründer mit den Fäusten an. Ein weißes Feuer schlug ihm entgegen, fraß sich sengend durch seine Knochen, und er rutschte über den Boden, während er den Schweiß der Anstrengung aus seinen Augen zwinkerte, sich an Steinen und Ästen festklammerte, um nur ja keinen Laut aus seinem Inneren herauszulassen, Rendel war zu ihm gelaufen; er spürte ihren Arm um seinen Körper. Sie half ihm auf die Füße.
    Er schüttelte den Kopf, versuchte, sie aus dem Feuerstrahl des Zauberers hinauszustoßen, doch sie hielt ihn nur noch fester und sagte: »Hör auf.«
    »Ein vernünftiger Rat«, bemerkte der Gründer. »Nehmt ihn Euch zu Herzen.«
    Er sah matt und abgekämpft aus im plötzlichen heißen Licht. Morgon sah dunkle Schatten und scharfe Kanten in der Maske heiterer Gelassenheit, die er jahrhundertelang getragen hatte. Er war ärmlich gekleidet in eine grobes, formloses Gewand, das ihn trügerisch gebrechlich erscheinen ließ. Das Gewand war sehr staubig, als wäre auch er zu Fuß die Handelsstraße hinuntergewandert.
    Morgon, der sich abmühte, an der Wut und dem Schmerz, die in ihm tobten, Worte vorbeizuzwängen, sagte: »Konntet Ihr das SpielEures Harfners nicht hören, daß Ihr raten mußtet, wo Ihr mich an dieser Straße finden würdet?«
    »Ein Blinder hätte der Spur folgen können, die Ihr quer durch das Reich gezogen habt. Ich ahnte, daß Ihr nach Hed reisen würdet, und ich verfolgte Euch sogar dorthin, aber - «
    Seine erhobene Hand gebot Morgons plötzlicher Bewegung Einhalt. »Ihr wart dort gewesen und schon wieder fort. Ich habe keinen Krieg mit Bauern und Kühen; ich habe dort alles so gelassen, wie es war.« Schweigend betrachtete er Morgon einen Moment lang. »Ihr habt die Geister der Toten von An nach Hed gebracht. Wie?«
    »Wie, glaubt Ihr wohl? Ihr habt mich die Macht des Landrechts gelehrt.«
    »Aber nicht in diesem Ausmaß.«
    Morgon spürte plötzlich, wie sein Geist durchforscht wurde. Die Berührung blendete ihn, ließ Erinnerungen an Entsetzen und Hilflosigkeit wach werden. Wieder war er hilflos mit Rendel an seiner Seite, und Tränen der Verzweiflung und der Wut verschlossen ihm die Kehle. Der Zauberer, der das geistige Band abtastete, das Morgon in Anuin zu den Toten hergestellt hatte, brummte leise vor sich hin und ließ ihn

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