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Erdzauber 03 - Harfner im Wind

Erdzauber 03 - Harfner im Wind

Titel: Erdzauber 03 - Harfner im Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
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wand sich kahle, steinige Hügel hinauf, die in der Mittagssonne wie heißes Messing schimmerten, überspannte Schluchten, auf deren Grund silbernes Wasser aus den Lungoldseen blitzte und schäumend gegen steile Felswände schlug. Die Bäume verschmolzen unter den Augen der Krähen zu einem dunkelgrünen Schleier, der sanft wogend dem schwachen blauen Dunst der Berge entgegenwehte, die die fernen westlichen Ränder des Hinterlandes begrenzten. Bei Tag erhitzte die Sonne den Himmel zu einem harten, metallischen Blau. Die Nacht bestreute ihn von einem Horizont zum anderen, bis hinunter zum Rand der Welt mit glitzernden Sternen. Die Stimmen des Hinterlands, die Stimmen von Erde und Stein und uralten, ungezähmten Winden waren wie die Ewigkeit. Unter ihnen lag eine Stille, die so unerbittlich war wie Granit. Morgon fühlte sie, während er flog; er sog sie mit seinem Atem in seine Knochen ein, spürte ihre fremde, kalte Berührung an seinem Herzen. Zu Beginn versuchte er, ihr zu entrinnen, versuchte, Rendels Geist zu erreichen, um die unbestimmte, unartikulierte Sprache teilen zu können. Dann aber verwob sich die Stille langsam mit dem Rhythmus seines Flugs und wurde ihm schließlich zum Gesang. Endlich, als er sich kaum noch seiner eigenen Sprache erinnerte und Rendel nur noch als einen dunklen, vom Wind gemeißelten Schatten kannte, sah er, daß sich die Bäume vor ihnen teilten. In der Ferne leuchtete an den Gestaden des ersten der Lungoldseen die wunderbare Stadt, die Ghisteslohm gegründet hatte. Kupfer und Bronze und Gold erglänzten in den letzten Strahlen der Sonne.
    Mit müdem Flügelschlag näherten sich die Krähen ihrem Ziel. Rund um die Stadt waren die Wälder meilenweit zurückgedrängt, um Feldern, Weiden und Obstpflanzungen Raum zu geben. Der kühle Duft der Fichten wich dem Geruch frisch gepflügter Erde und reifenden Getreides. Von Schatten gefleckt war das letzte Stück zerfurchter Straße, das in die Stadt hineinführte. Das Stadttor war ein anmutiger, sich hoch emporwölbender Bogen aus glänzendem, dunklem Holz und weißem Stein. Die Stadtmauern waren gewaltig und von ungeheurer Dicke, von Strebepfeilern aus Holz und Stein getragen, die sich hoch über die Gebäude jenseits der alten Grenzen der Stadt emporschwangen. Neuere Straßen hatten Breschen in die alten Mauern geschlagen; kleinere Tore waren in sie eingelassen; Häuser und Läden waren an den Mauern gewachsen und sogar auf ihnen, als hätten ihre Erbauer die Angst und das Entsetzen längst vergessen, das sieben Jahrhunderte zuvor die Mauern errichtet hatte.
    Die Krähen erreichten das Haupttor, rasteten unter den Bögen. Die Torflügel sahen aus, als wären sie seit Jahrhunderten nicht mehr geschlossen worden. Sie waren aus massiver Eiche, mit Bronze beschlagen, in bronzenen Angeln aufgehängt. Vögel nisteten auf den Angeln. Innerhalb der Mauern verzweigte sich ein Gewirr kopfsteingepflasterter Straßen in alle Richtungen; leuchtend bemalte Gasthäuser wechselten ab mit Zunfthäusern, Kaufläden und Werkstätten von Handwerkern, Wohnhäusern, deren Fenster mit Blumen geschmückt waren. Morgon schwang seinen Blick über seine Krähenaugen hinaus und spähte über Dächer und Kamine hinweg zum Nordrand der Stadt. Die untergehende Sonne lag leuchtend auf dem Weg, entzündete ihn in rotgoldenem Feuer, bis die Fischerboote, die an den Docks vertäut lagen, auf dem Wasser zu brennen schienen.
    In der Nische zwischen dem offenen Torflügel und der Stadtmauer flatterte er zu Boden und wechselte die Gestalt. Rendel folgte ihm. Sie standen da und sahen einander an. Ihre Gesichter waren schmal und mager, geprägt von der Wildnis und der Stille des Hinterlandes. Ihre eigenen Körper waren ihnen selbst halb fremd. Dann fiel Morgon ein, daß er einen Arm hatte, und er legte ihn um Rendels Schultern und küßte sie beinahe zaghaft. Langsam kam wieder Ausdruck in ihre Züge.
    »Was, in Hels Namen, haben wir getan?« flüsterte sie. »Morgon, mir ist, als hätte ich hundert Jahre lang geträumt.«
    »Nur zwei Wochen. Wir sind in Lungold.«
    »Laß uns nach Hause zurückkehren.« Dann trat ein seltsamer Ausdruck in ihre Augen. »Was haben wir gegessen?«
    »Denk nicht daran.«
    Er lauschte. Durch das offene Tor kamen kaum noch Wagen; er hörte nur einen gemächlich trottenden Reiter, der wie eine Vorhut des Zwielichts in die Stadt kam. Morgon nahm Rendels Hand.
    »Komm, gehen wir.«
    »Wohin?«
    »Riechst du es nicht? Es ist da, an den Rändern meiner

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