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Erdzauber 03 - Harfner im Wind

Erdzauber 03 - Harfner im Wind

Titel: Erdzauber 03 - Harfner im Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
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muß ich diese Frage stellen. Mein Leben oder meinen Tod?«
    »Beides. Keines von beiden.« Ihr Blick schweifte durch den Saal zu Ghisteslohm. »Meister Ohm. Was sollen wir mit Euch anfangen? Ihr erwecktet den Sternenträger zum Bewußtsein seiner Macht. Der Weise hütet sich, die Klinge zu schmieden, die ihn töten wird.«
    »Wer seid Ihr?« flüsterte der Gründer. »Ich habe die Glut eines Traumes von drei Sternen vor tausend Jahren erstickt. Wo wart Ihr damals?«
    »Wir haben gewartet.«
    »Was seid Ihr? Ihr habt keine echte Gestalt, Ihr habt keinen Namen - «
    »Wir haben einen Namen.«
    Die Stimme war noch immer klar und ruhig, doch Morgon hörte einen Ton in ihr, der nicht menschlich war. Es klang, als hätte Stein oder Feuer mit leiser, vernünftiger, zeitloser Stimme gesprochen. Wieder regte sich die Angst in ihm, ein klirrender Winterwind, aus Seide und Eis gesponnen. Er formte seine Angst in ein Rätsel, und seine eigene Stimme klang ihm tonlos in den Ohren.
    »Als - als der Erhabene vom Erlenstern-Berg floh, vor wem floh er da?«
    Ein Feuerschein von Kraft übergoß die Hälfte ihres Gesichts mit flüssigem Gold. Sie antwortete ihm nicht. Ghisteslohms Lippen öffneten sich; sein tiefer Atemzug klang klar und deutlich durch den Tumult wie das Seufzen der zurückweichenden Brandung.
    »Nein!« Er trat einen Schritt zurück. »Nein.«
    Morgon gewahrte erst, daß er sich bewegt hatte, als er den plötzlichen Schmerz über seinem Herzen spürte. Seine Hand streckte sich nach dem Zauberer aus.
    »Was ist es?« fragte er flehentlich. »Ich kann nichts erkennen!«
    Das kalte Metall zwang ihn nach rückwärts. Sein zwingendes Verlangen schoß in einem Feuerstrahl aus den Sternen im Heft des Schwerts, so daß es dem Gestaltwandler aus der Hand sprang. Klirrend schlug es auf dem Boden auf, wo es glühend liegenblieb. Er wollte aufstehen. Der Gestaltwandler packte ihn am Kragen seines Kittels und hob die verbrannte Hand zum Schlag. Morgon starrte in die ausdruckslosen Augen und schickte einen Kraftstoß wie einen Schrei in den Geist des Zauberers. Der Schrei ging in einer kalten, stürmischen See unter. Der Gestaltwandler ließ die Hand sinken. Er zog Morgon auf die Füße und ließ ihn stehen, frei und ungehindert. Verwirrt von dem Ausmaß an Macht und von dem Ausmaß an Zurückhaltung, streckte Morgon einen letzten verzweifelten Fühler in den Geist des Zauberers und hörte nur das Branden des Meeres.
    Das Schlachtgetümmel brach durch die verfaulten Mauern. Gestaltwandler drängten Händler, erschöpfte Krieger, die Wachen der Morgol in den Saal. Ihre Klingen aus Knochengebein und Eisen, untergegangenen Schiffen entrissen, droschen erbarmungslos durch das Chaos. Morgon sah, wie zwei der Wachen fielen, noch ehe er überhaupt eine Bewegung machen konnte. Er wollte nach seinem Schwert greifen. Das Knie des Gestaltwandlers traf seine Brust, als er sich niederbeugte. Er sank auf Hände und Knie nieder und wimmerte um einen Atemzug Luft. Der Saal um ihn herum wurde sehr still; er sah nur den Staub und den Schutt unter seinen Fingern. Kreiselnd drehte sich die Stille um ihn, zog ihn wie eine Spirale in ihre Mitte. Wie in einem Traum hörte er in ihrem Mittelpunkt den klaren, tropfenden Klang eines einzigen Harfentons.
    Das Lärmen der Schlacht rollte wieder über ihn hinweg. Er hob den Kopf, suchte das Schwert und sah Lyra, die sich zwischen zwei Händlern unter der Tür hindurchdrängte. Ein stechender Schmerz saß in seiner Kehle. Er wollte rufen, schreien, die Schlacht unterbrechen, bis sie wieder fort war, doch er hatte keine Kraft. Sie arbeitete sich näher zu ihm hin. Ihr Gesicht war bleich und erschöpft; dunkle Halbmonde lagen unter ihren Augen. Getrocknetes Blut klebte an ihrem Kittel, in ihrem Haar. Ihre Augen suchten das Schlachtfeld ab, entdeckten ihn plötzlich. Der Speer in ihrer Hand blitzte auf; sie schleuderte ihn ihm entgegen. Er sah ihn kommen, ohne sich zu rühren, ohne zu atmen. Pfeifend zischte er an ihm vorbei, traf den Gestaltwandler und riß ihn von Morgons Seite weg. Er packte sein Schwert und sprang schwankend auf die Beine. Lyra bückte sich, hob den Speer unter einer der gefallenen Wachen auf. Sie wog ihn in ihrer Hand, drehte sich in einer einzigen behenden, präzisen Bewegung und warf.
    Der Speer stieg hoch, sauste über die Kämpfenden hinweg, zerriß die Luft in einem Silberstreif auf dem Weg zum Herzen des Gründers. Seine Augen, die die Farbe des Nebels über dem Meer hatten, waren

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