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Erdzauber 03 - Harfner im Wind

Erdzauber 03 - Harfner im Wind

Titel: Erdzauber 03 - Harfner im Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
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Ihr in das Landrecht eingreift, desto mehr Menschen werden sich dessen erinnern.«
    »Ich habe nicht die geringste Absicht, in das Landrecht einzugreifen! Wofür haltet Ihr mich?«
    »Ihr habt schon angefangen.«
    Morgon starrte ihn wortlos an.
    »Ihr täuscht Euch«, entgegnete er dann leise. »Nichts und nie habe ich durch Eure Augen gesehen. Was, in Hels Namen, seht Ihr, wenn Ihr mich anblickt?«
    »Morgon, ich bin der mächtigste Zauberer in diesem Reich. Ich könnte für Euch kämpfen.«
    »Irgend etwas hat Euch an jenem Tag auf der Handelsstraße in Angst versetzt. Ihr braucht mich, damit ich für Euch kämpfe. Was ist geschehen? Habt Ihr die Grenzen Eurer Macht im Spiegel eines meergrünen Auges erblickt? Sie wollen mich haben, und Ihr wollt mich ihnen nicht preisgeben. Aber Ihr seid jetzt nicht mehr so sicher, daß Ihr es mit einem Heer von Seetang aufnehmen könnt.«
    Ghisteslohm hüllte sich in Schweigen. Sein eingefallenes Gesicht schimmerte im Spiel blutroter Schatten.
    »Könnt Ihr es denn?« fragte er. »Wer wird Euch helfen? Der Erhabene?«
    In diesem Augenblick spürte Morgon die plötzliche Bewegung seines Geistes, spürte eine Welle von Kraft, die den Saal und das Gelände umschloß, die die Zauberer suchte, sich ihres Geistes zu bemächtigen, sie wiederum zu bannen. Morgon hob das Schwert; die Sterne entzündeten scharfe Lichtstrahlen, die in Ghisteslohms Augen stachen. Er schreckte vor ihnen zurück, und seine Konzentration zerbrach. Dann hob er die Hände, verschlungene Lichtfäden zwischen den Fingern. Das Licht glitt zurück in die Sterne, als hätten sie es aufgesogen. Finsternis kauerte wie ein lebendes Geschöpf im Saal und verdunkelte selbst das Mondlicht. Das Schwert wurde kalt in Morgons Hand. Die Kälte stieg in seine Arme hinauf, in seine Knochen, hinter seine Augen: ein Bann, der seine Bewegung und seine Gedanken lahmte. Seine eigene Erkenntnis dieses Banns verstärkte ihn nur; und als er sich abmühte, eine Bewegung zu machen, wurde er nur fester in Stille gefesselt. Darum gab er sich der Lähmung hin, stand reglos in der Nacht, wohl wissend, daß sie Trug war und daß nur die Bereitschaft, sie anzunehmen, genau wie die Bereitschaft, das Undenkbare anzunehmen, aus ihr herausführen konnte. Er wurde die Stille und die Kälte, die damit einhergingen, und als der Ansturm unermeßlicher Kraft, der sich in irgendeiner düsteren Welt sammelte, ihn endlich traf, hielt sein gelähmter, in Finsternis erstarrter Geist ihn auf wie eine eiserne Wand.
    Er hörte Ghisteslohms wütenden, ungläubigen Fluch und schüttelte den Bann ab. Einen Wimpernschlag bevor der Geist des Zauberers verschwinden konnte, bekam er ihn zu fassen. Ein letzter Kraftstoß, der durch seinen Geist fegte, lockerte seinen Zugriff ein wenig, und er gewahrte, daß er selbst nahe am Rande seiner Kräfte war. Doch der Zauberer war erschöpft; selbst sein Trug von Finsternis war zerrissen. Licht funkelte wieder aus den Sternen; die geborstenen Wände rundum leuchteten von geheimer Kraft. Ghisteslohm hob eine Hand, als wollte er aus den brennenden Steinen etwas herausholen, dann ließ er sie schlaff fallen. Morgon nahm seinen Geist in Besitz und sprach seinen Namen.
    Der Name schlug Wurzeln in seinem Herzen und in seinen Gedanken. Nicht Kraft sog er jetzt auf, sondern Erinnerungen. Für kurze Zeit blickte er aus Ghisteslohms Geist auf die Welt.
    Er erblickte den großen runden Saal, in dem sie standen, in all seiner ursprünglichen Schönheit. Die Fenster leuchteten mit den Feuern der Zauberkunst, die getäfelten Wände rochen nach Zedernholz. Hundert Gesichter blickten ihn an jenem Tag tausend Jahre zuvor an, als er die neuen Lehrsätze der Zauberkunst formulierte. Während er sprach, stahl er im geheimen, selbst aus dem Geist des machtvollsten unter ihnen, alles Wissen um die drei Sterne und alle Erinnerung an sie.
    Im Besitz ungeheurer Macht, die ihm nicht Rast noch Ruhe ließ, saß er im Erlenstern-Berg. Er hatte den Geist jedes einzelnen Landherrschers in seiner Gewalt, nicht um seine Handlungen zu bestimmen, sondern um ihn zu erforschen, um die Landinstinkte zu studieren, die er niemals ganz erfassen konnte. Er sah, wie ein Landherrscher aus Herun allein durch den Isig- Paß ritt, wie er näher und näher kam, um eine Rätselfrage von drei Sternen zu stellen. Er verwirrte den Geist des Pferdes, das der Morgol ritt, es bäumte sich schreiend auf, und der Morgol Dhairrhuwyth stürzte einen Felshang hinunter, versuchte

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