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Erebos

Erebos

Titel: Erebos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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Anfang.
    Er geht darauf zu, an weiteren Gräbern vorbei. Manche der Inschriften sind überwuchert oder so verwittert, dass er sie nicht entziffern kann. Egal. Weg hier.
    Der Gesang wird leiser, sobald er durch das Tor getreten ist. Gott sei Dank. Nur, wohin soll er jetzt gehen? Er wagt es nicht, Erebos einfach so zu verlassen. Wer weiß, wo er sich das nächste Mal wiederfindet. Ob er sich überhaupt wiederfindet.
    Dann hört er etwas. Pochen. Klopfen. Wie aus einem Bergwerk. Er zieht sein Schwert. Das Geräusch ist im nächtlichen Wald beängstigend laut, ebenso wie jeder seiner Schritte. Je näher Sarius kommt, desto lauter und klarer hallt das Klopfen ihm entgegen und wird zu seiner Erleichterung bald von einem Lichtschein begleitet.
    Natürlich ist es wieder einer dieser Gnome, einer der Gefolgsleute des Boten. Er sitzt mit dem Rücken zu Sarius in einem Holzverschlag, vor sich eine Steintafel, die er mit Hammer und Meißel bearbeitet. Jetzt weiß Sarius auch, wo die Grabsteine herkommen.
    Wenn ich mich hinter ihn stelle und ihm über die Schulter sehe, hämmert er wahrscheinlich gerade meinen Namen in den Stein, bloß um mich zu erschrecken.
    Sarius schleicht näher und sieht dem Gnom über die Schulter. Irrtum. Der Stein trägt einen anderen Namen: Shiyzo. Umso besser, den kennt Sarius nicht. Nun, als er direkt hinter ihm steht, wendet der Gnom ihm sein hässliches Gesicht zu.
    »Ungewöhnliche Stunde für einen Besuch, Sarius.«
    »Ich weiß. Ich will auch eigentlich gar nicht hier sein.«
    Der Gnom lacht keckernd.
    »Wer will das schon?«
    »Kannst du mir verraten, wie ich zurückkomme?«
    »Zurück wohin?«
    Ja, wohin? Sarius wählt seine Worte vorsichtig.
    »Ich möchte Erebos für kurze Zeit verlassen, aber ich will dabei keinen Schaden nehmen.«
    Der Gnom hämmert auf seinen Stein ein, scheint nachzudenken.
    »So einfach ist das nicht.«
    Wenn es das wäre, brauchte ich dich ja nicht. Sarius hütet sich, das auszusprechen. Er wartet geduldig, während der Gnom sich hinter seinem fransigen Ohr kratzt.
    »Nun gut, dann geh. Wir erwarten dich morgen Nachmittag zurück. Es ist in deinem Sinn, uns nicht zu enttäuschen.«
    »Ja. Natürlich«, sagt Sarius erleichtert.
    »Und richte Nick Dunmore Folgendes aus: Er soll die Regeln nicht vergessen, wir würden es erfahren. Und er soll die Augen offen halten.«
    »Ja. Gut. Schließlich will ich nicht, dass du einen von denen hier für mich machen musst«, sagt Sarius und deutet auf das Werkstück vor ihnen.
    »Oh. Aber das habe ich schon. Längst. Für euch alle. Die meisten von euch werden einen brauchen, nicht wahr?«
    Der Gnom grinst noch, als der Bildschirm sich bereits verdunkelt.
     
    04:42. Zu früh, um aufzustehen, zu spät, um noch einmal richtig tief wegzusacken. Ohne viel Hoffnung auf Schlaf legte Nick sich wieder hin, zog sich die Decke über die Ohren und schloss die Augen. Versuchte, ganz ruhig zu atmen, aber in seinen Gedanken tanzten Grabsteine.
    Ob die anderen noch unterwegs waren? In ein paar Stunden würde er Colin fragen. Nein, würde er nicht, war ja nicht erlaubt. Mist. Aber immerhin würde er ihm den Frust, als Lelant in der Arena so verdroschen worden zu sein, sicher vom Gesicht ablesen können. Mit diesem tröstlichen Gefühl schlief Nick endlich ein.

13.
    Die zerstückelte Nacht inklusive Friedhofsbesuch war nicht spurlos an ihm vorübergegangen. Schon auf dem Weg in die Schule spürte er einen leichten Druck auf den Schläfen wie von einer nahenden Erkältung. Das Gefühl begleitete ihn den ganzen Tag, auch wenn es zwischendurch von manchen Dingen in den Hintergrund gedrängt wurde. Zum Beispiel von dem Anblick, den Jamie, Emily und Eric Wu boten – wie sie vor dem Schultor standen und die Köpfe zusammensteckten.
    Eric. Er beugte sich zu Emily hin und sprach energisch auf sie ein. Sie wich nicht zurück, sie lächelte sogar. Jamie stand mit verschränkten Armen dabei und nickte. Nick tat so, als suche er etwas in seiner Tasche und beobachtete das Dreiergrüppchen aus den Augenwinkeln. Eben musste Eric etwas Witziges gesagt haben, denn alle drei lachten, was Nick bewusst werden ließ, wie selten er Emily lachen sah und wie sehr er sich wünschte, dass er und nicht Eric der Grund dafür wäre.
    Wenn Eric wenigstens nicht so ein affiger Kerl wäre, dachte Nick und vergaß darüber fast, weiter in seiner Tasche zu stöbern. War das der Typ Mann, auf den Emily flog? Schlaksig, halbasiatisch, mit Prinz Eisenherz-Frisur und Streberbrille? Ein

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