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Erebos

Erebos

Titel: Erebos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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mir sagen, was da drauf ist?«
    »Wieso fragst du das ausgerechnet mich?«
    »Weiß auch nicht.« Adrian hob die Mundwinkel zu einem kleinen Lächeln. »Ehrlich gesagt, du bist nicht der Erste, den ich frage.«
    »Aber die anderen haben dir keine Antwort gegeben?«
    Er schüttelte den Kopf. »So wie es aussieht, wirst du mir auch keine geben, hm?«
    »Ich kann nicht. Tut mir echt leid. Sorry.«
    Colin marschierte grüßend vorbei, die Augenbrauen fragend hochgezogen. Nein, dachte Nick. Ich plaudere nicht aus dem Nähkästchen. Herrgott, kontrollierte Colin ihn? Würde jetzt bei jedem Gespräch, das er führte, irgendjemand annehmen, dass er die Regeln verletzte?
    Adrian betrachtete nachdenklich seine eigenen Hände.
    »Ihr sagt alle, ihr könnt nicht. Stimmt das? Oder wollt ihr einfach nicht?«
    »Ich habe gehört, dass dir schon mal jemand die DVD angeboten hat. Warum hast du sie nicht genommen, wenn du so neugierig bist?«
    Die Frage wischte das Lächeln von Adrians Gesicht. »Weil das bei mir nicht geht. Ist halt so.«
    »Obwohl du nicht mal weißt, was drauf ist? Entschuldige, aber das ist mir jetzt zu hoch.«
    Es dauerte einige Sekunden, bis Adrian antwortete. Seine Stimme war leise.
    »Ich kann es dir leider nicht erklären. Blöd, ich weiß. Ich kann die DVD nicht nehmen, aber es wäre mir wirklich wichtig zu wissen, was drauf ist.«
    Es läutete zur nächsten Stunde. Ein Glück. Dieses Gespräch war mit jedem Wort unangenehmer geworden und Nick war froh, sich mit einem Lächeln und ein paar leeren Worten aus dem Staub machen zu können.
     
    Er dämmerte sich durch Physik und Psychologie.
    »Was wollte der kleine McVay von dir?«, fragte Colin in der Pause vor der Englischstunde.
    »Nichts Besonderes«, log Nick, wieder mit dem unerklärlichen Impuls, Adrian schützen zu müssen. Und sich selbst natürlich, nebenbei bemerkt. »Er wollte nur quatschen.«
    Damit gab Colin sich zufrieden – wieder mit skeptisch hochgezogenen Augenbrauen, aber egal. Nick war ihm wirklich keine Rechenschaft schuldig, schon gar nicht, wenn er sich zum Hüter der Regeln aufspielte, der Blödmann.
    Bei der Erwähnung des Namens McVay hatte Emily sich kurz umgedreht und Nick prüfend angesehen. Beinahe verächtlich. Warum denn das plötzlich?
    Mit einem Mal begriff er. Natürlich, Jamie musste ihr erzählt haben, dass Nick in der Zwischenzeit ebenfalls zu den Besitzern der ominösen DVD gehörte. Sie konnte sich also ausrechnen, warum er sie gestern angerufen hatte und dass es nichts mit Adrians Telefonnummer zu tun gehabt hatte. Scheiße. Warum konnte Jamie nicht einfach den Mund halten?
    Mr Watson betrat die Klasse mit einem Stapel Bücher unter dem Arm. Auch sein Blick war prüfend und Nick glaubte zu sehen, dass er beim Durchzählen der leeren Plätze wissend nickte.
    »Wie geht es euch?«, fragte er und begnügte sich nicht mit dem allgemeinen unbestimmten Gemurmel als Antwort.
    »Es fehlen sechs Schüler, wenn ich richtig liege. Wisst ihr, weswegen? In den anderen Klassen gibt es auch ungewöhnlich viele Krankheitsfälle, aber laut Schularzt grassiert weder die Grippe noch ein Magen-Darm-Virus.«
    »Keine Ahnung«, sagte Jerome.
    »Aber du warst letzte Woche einen Tag krank, nicht wahr? Was war es denn bei dir?«
    Jerome schwieg überrumpelt. »Kopfschmerzen«, sagte er nach kurzem Überlegen.
    »Kopfschmerzen, so so. Haben die sich in der Zwischenzeit erledigt?«
    »Sicher.«
    »Dann holt die Bücher heraus. Ihr habt hoffentlich, wie besprochen, Sonett Nummer 18 gelesen: Shall I compare thee to a summer’s day …«
    Sie kramten in ihren Taschen. Nick hatte natürlich vergessen, sich das Gedicht anzusehen, und hoffte, dass Watson ihn nicht aufrufen würde. Eine Blitzinterpretation würde er mit seinem schwammigen Kopf heute nicht hinbekommen.
    Der Schrei riss an ihm wie ein elektrischer Schlag und nicht nur an ihm, die ganze Klasse zuckte wie unter einem Peitschenhieb zusammen.
    Aisha hielt sich die zitternden Hände vor den Mund, sie war weiß im Gesicht, als würde sie gleich umkippen.
    »Was ist passiert?« Mr Watson, ebenso erschrocken wie alle anderen, eilte auf sie zu, was Aisha sofort aus ihrer Erstarrung erwachen ließ. Hastig zog sie etwas zwischen den Seiten ihres Buches hervor und zerknüllte es in der Hand.
    »Es ist nichts«, sagte sie schnell. »Ich dachte, ich sehe eine Spinne. Aber es ist alles in Ordnung.« Ihre schwankende Stimme und die Träne, die sie schnell aus dem Augenwinkel wischte, straften sie

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