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Erebos

Erebos

Titel: Erebos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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Literaturklub-Fuzzi? Der war nicht eklig, oh nein, von ihm würde sie sich bestimmt etwas schenken lassen. Himmel noch mal.
    Nick hätte zwei … nein eins seiner Level gegeben, um hören zu können, worüber sie sprachen. Wäre er gestern nicht mit Jamie in Streit geraten, hätte er sich einfach dazustellen können.
    »Dunmore, steh nicht im Weg rum wie ein Vollidiot!« Jerome rempelte ihn im Vorbeigehen kräftig an, fast wäre Nick die Tasche aus den Händen gefallen.
    »Verzieh dich!«, brüllte Nick ihm hinterher. Am liebsten wäre er ihm nachgelaufen, hätte ihn am Kragen gepackt und die Faust auf die Nase gedroschen, denn jetzt hatten Emily, Eric und Jamie Nick natürlich bemerkt. Jamie warf ihm einen schnellen Blick zu und drehte sich wieder weg, Emily hob die Hand zu einem halbherzigen Gruß. Am freundlichsten sah Eric drein, ausgerechnet.
    Nick wandte sich ab und ging ins Schulgebäude. Woher kam diese Wut? Sicher von der halb durchwachten Nacht, die er hinter sich hatte.
    Im Mathe-Klassenzimmer war es ruhig für einen Montagmorgen, doch Brynne fing Nick gleich an der Tür ab.
    »Na?«, flüsterte sie. »Na?«
    Er legte einen Finger auf die Lippen. Wie angenehm, dass es verboten war, über das Spiel zu reden.
    Brynnes Gesichtsausdruck wechselte von strahlend zu verständnisvoll-verschwörerisch. »Ich wusste, du würdest es lieben«, sagte sie.
    »Jaja.« Nick zwang sich ein Lächeln ab.
    Brynne sah auch erschöpft aus, stellte er fest, doch sie hatte sich alle Mühe gegeben, ihre Müdigkeit zu überschminken.
    Ein Versuch, der bei Helen nicht den geringsten Sinn gehabt hätte. Ihr Anblick war noch nie erfreulich gewesen, doch heute schlug er alles bisher Dagewesene. Ihr Haar war ungekämmt, ihre Augen halb geschlossen, während ihr Mund ein Stück offen stand. Gleich würde sie zu sabbern beginnen. Jerome und Colin ließen sie nicht aus den Augen und imitierten ihren Gesichtsausdruck, wobei sie sich beinah scheckiglachten.
    Helen bekam nichts davon mit. Sie starrte vor sich hin und fing nun auch noch an, leicht zu schwanken. Etwas wie Mitleid glomm in Nick auf. Vielleicht war sie eine von denen auf dem Friedhof. Vielleicht war sie Aurora, die ich im Labyrinth habe liegen lassen.
    Er ging auf sie zu. »Helen?«
    Sie reagierte kaum, runzelte nur leicht die Augenbrauen. Colin und Jerome lachten sich kaputt.
    »Helen? Ist alles okay mit dir?«
    Nun sah sie hoch. Um ihre Augen lagen dunkelbraune Schatten.
    »Was?«
    »Ob es dir gut geht? Du siehst …« – furchtbar aus, hatte er sagen wollen und biss sich auf die Lippen – »… krank aus.«
    Aus Helens Kehle kam ein kratziges Lachen. »Ach, kümmere dich doch um deine eigene Scheiße, Dunmore!«
    »Schon klar. Dann sabbere nur weiter vor dich hin und mach dich zur Lachnummer.« Er deutete in Richtung Colin und Jerome. »Die haben jedenfalls ihren Spaß.«
    Was hatte er auch den barmherzigen Samariter spielen müssen, ausgerechnet bei Helen? Du weißt genau warum, sagte eine böse kleine Stimme in ihm. Sie hätte dir ja etwas erzählen können. Über letzte Nacht zum Beispiel. Oder über ihr Dahinscheiden. Dann hättest du sie nach ihrem Namen gefragt, nicht? Und eine der vielen Unbekannten abhaken können.
    Er rieb sich mit beiden Händen übers Gesicht. Liebe Güte, war er heute hinüber. Doch immerhin hatte er erreicht, dass Helen wieder etwas normaler wirkte. Sie saß aufrecht, mit geschlossenem Mund und geballten Fäusten an ihrem Platz.
    »Nick, du Flasche«, begrüßte ihn Colin. »Was wolltest du denn von Helen?«
    »Klappe, Colin. Sie hat fertig ausgesehen und deswegen bin ich zu ihr gegangen. Benimm dich doch nicht, als wärst du zwölf.«
    »Schon klar. Und sonst? Neuigkeiten?«
    »Nein.« Nick musterte Colin von oben bis unten. Natürlich sah er nicht blass aus, aber seine Haut hatte einen ungesunden Grauton, der neu war.
    »War ein geiler Tag gestern«, sagte Colin.
    »Kann man wohl sagen. Und eine coole Nacht.« Er konnte doch einfach so tun, als ob. Als ob er dabei gewesen wäre und sich nicht auf dem Friedhof fast die Hosen nass gemacht hätte.
    »Ja, die Nacht«, sinnierte Colin. »Die war der Hammer. Ich hätte nicht gedacht, dass es so laufen würde. Du?«
    »Nö. Ich auch nicht.« Oh komm, ein paar Details, bitte!
    »Und das war nur der Anfang«, sagte Colin. »Da kannst du einen drauf lassen.«
    »Ja. Sicher. Ich bin gespannt, was jetzt kommt. Was denkst du?«
    Colin hob die Arme. »Bin ich Hellseher?«
    Es hatte keinen Sinn. Mehr als

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