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Erfindergeist

Erfindergeist

Titel: Erfindergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Computer überfordert haben. Und da oben«, er zeigte auf den Zenit, »lag der Tote. Jemand muss ihn die gesamte Metalltreppe hochgeschleppt und am Ende über das Geländer hinweggehievt und auf den Gleisen deponiert haben. Ich stelle mir das ganz schön anstrengend und zeitraubend vor. Zumal es auch nicht ungefährlich war. Denn der Täter hätte ja jederzeit entdeckt werden können. Da oben agierte er wie auf dem Präsentierteller.«
    Ich konnte mich einfach nicht von der Achterbahn losreißen. Wer ließ sich auf so etwas nur freiwillig ein? Mir wurde es bereits auf jedem Drehkarussell schlecht. Und hier? Ich wollte es mir erst gar nicht vorstellen. Es gab Dinge im Leben eines Menschen, die er nicht unbedingt machen musste. Ein Haus bauen und einen Baum pflanzen, gut. Ein Kind bekommen oder auch gleich einen ganzen Stall voll, schön. Aber sich da hinunterstürzen? Nein, niemals!
    »Wie hat man die Leiche von dort heruntergeschafft?«
    Der Spurensicherer schnaubte. »Es war wahrlich kein einfacher Job. Man hat den Toten mit einer Seilwinde der Feuerwehr abgeseilt. Ungefähr da, wo wir jetzt stehen, hat man ihn in Empfang genommen.«
    »Vielen Dank für diese Informationen. Bitte veranlassen Sie noch Schmauchspurproben an den Händen von Herrn Bertl, Herrn Wochner und diesem Kleinwüchsigen.«
    Der Beamte nickte.
    »Können Sie, wenn es geht, noch heute Ihren Bericht nach Schifferstadt faxen?«
    »Das wird sich machen lassen«, antwortete er. »Meine Kollegen sind bereits abgezogen. Wir haben sowieso nicht allzu viele Spuren sichern können. Wie mir vorhin der Staatsanwalt mitteilte, wird der Park später noch von einer Hundertschaft der Bereitschaftspolizei abgesucht. Ich bin da allerdings sehr skeptisch. Hier laufen ja jeden Tag Tausende Besucher herum.«
    »Der Staatsanwalt hat die Bereitschaftspolizei angefordert?«
    »Ob er sie angefordert hat, weiß ich nicht. Er hat uns nur gesagt, dass sie kommen.«
    Die Frage hätte ich mir eigentlich sparen können. Außer Borgia und mir war niemand da, der die Befugnis hatte, die Bepo anzufordern. Klar, er hatte richtig gehandelt, aber eigentlich war das der Job der Kriminalpolizei. Hier ging es ums Prinzip.
    Ich ließ mir vom Spurensicherer den Weg zum öffentlichen Teil des Parks zeigen. Da er sowieso mit seiner Arbeit fertig war, gingen wir zusammen bis zu den Verwaltungsgebäuden. Dort verabschiedete er sich von mir.
    Im gleichen Moment kam ein jüngerer Mann mit Aktentasche aus einem der Gebäude. Er entdeckte mich und lief auf mich zu. »Kann ich Ihnen helfen? Sind Sie von der Presse? Ich bin der Pressesprecher des Parks.« Er teilte mir auch seinen Namen mit, den ich jedoch nicht verstand.
    »Nein, keine Presse. Kriminalpolizei. Ich treffe mich hier mit Herrn Schleicher.«
    »Sie wollen zum Chef? Einen kleinen Moment, ich schau rasch nach, ob er schon Zeit hat. Wir hatten gerade eine kleine improvisierte Pressekonferenz.« Er verschwand hinter einer Tür. Keine Minute später öffnete sie sich erneut und Herr Schleicher kam heraus.
    »Kommen Sie«, forderte er mich auf. »Gehen wir auf einen Kaffee in den Pfalzgrafen.«
    Der Pfalzgraf war ein Selbstbedienungsrestaurant, das in unmittelbarer Nähe lag. Es war geöffnet, und vereinzelt waren Tische besetzt.
    »Der Pfalzgraf wird von unseren Mitarbeitern als Kantine genutzt«, erklärte mir der Parkdirektor, während er sich einen Zigarillo anzündete. Er nahm einen tiefen Lungenzug. »Wollen Sie einen Kaffee und ein Stückchen Kuchen?«
    »Kaffee mit Milch gerne, Kuchen bitte nicht.«
    Er musterte mich und grinste. »Sie scheinen bereits etwas Altersspeck anzusetzen. Machen Sie sich nichts daraus, bei mir ist es nicht anders. So ein Stückchen Torte muss trotzdem hin und wieder sein.«
    Wir gingen zur Theke, und ich war froh, dass Herr Schleicher die Bedienung des Kaffeeautomaten übernahm. Es war ein ganz anderes Modell als das in der Inspektion. Viele fremde Tasten an vielen anderen Stellen. Zum Glück blieb mir eine Blamage erspart. Herr Schleicher reichte mir die gefüllte Tasse und ließ sich von der Thekenhilfe ein Stück Schwarzwälder Kirschtorte geben. An der Kasse unterschrieb er einen Beleg, dann setzten wir uns in eine Ecke des Restaurants. Durch die großen Panoramafenster konnte man normalerweise das Treiben der Besucher beobachten. Heute wirkte alles wie ausgestorben.
    Herr Schleicher zog mehrfach kräftig an seinem Zigarillo und widmete sich seinem Tortenstück. »Ein schwarzer Tag für unseren

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