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Erfindergeist

Erfindergeist

Titel: Erfindergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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sogar meinen Namen gemerkt zu haben.
    »Ja, der bin ich. Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Ich bin der Tim. Tim Wochner. Ich bin einer der Nachtwächter des Holiday Parks.«
    »Aha, das ist interessant. Waren Sie auch letzte Nacht im Park?«
    »Natürlich war ich zusammen mit meinem Kollegen Klaus Belzer hier. Und auch mit Apollo.«
    »Wer ist Apollo?«
    »Ach so, das können Sie ja nicht wissen. Apollo ist mein Schäferhund, ein ganz braver. Er hört aufs Wort.«
    »Gut, das hätten wir geklärt. Was haben Sie mir zu berichten?«
    »Ich habe letzte Nacht jemanden im Park herumlaufen sehen.«
    »Konnten Sie die Person erkennen?«
    »Ja, ich musste der Sache doch auf den Grund gehen, Herr Palzki. Nachts hat im Park außer mir und meinem Kollegen niemand etwas zu suchen. Ich weiß nicht, warum dieser Liliputaner hier herumschlich.«
    »Ein Liliputaner? Wieso Liliputaner?«, fragte ich erstaunt.
    »Stefano Brezano, das ist sein Künstlername, ist einer von mehreren kleinwüchsigen Männern, die im Holiday Park angestellt sind.«
    »Um welche Zeit war das?«
    Das Muskelpaket antwortete, ohne zu überlegen. »Gegen 2 Uhr in der Früh am Free Fall Tower. Um diese Zeit komme ich dort während meiner zweiten Runde immer vorbei. Als er mich erkannte, versteckte er sich in einem Gebüsch. Ich habe ihn trotzdem bemerkt.«
    »Und Ihr Hund, dieser Apollo? Hat der nicht angeschlagen?«
    »Apollo schlägt niemals an. Er ist ausgebildet. Wenn er etwas bemerkt, gibt er mir ein kleines Zeichen. Dadurch wird ein eventueller Eindringling nicht sofort gewarnt.«
    »Was haben Sie daraufhin unternommen?«
    Ein paar Muskeln zuckten, mein Gegenüber schien angestrengt nachzudenken. Entschuldigend erklärte er schließlich: »Nichts. Ich soll ja bloß aufpassen, dass niemand Fremdes im Park herumläuft.«
    Plötzlich schien ihm noch etwas einzufallen. »Diesen Kleinwüchsigen sollten Sie mal gründlich unter die Lupe nehmen …« Er stutzte, dann lachte er über seinen unbeabsichtigten Scherz. »Also, dieser Liliputaner ist mir nicht ganz geheuer. Außerdem hat er eine private Waffensammlung. Er gibt damit regelmäßig an.«
    So einfach war das also. Kaum war ich da, hatten wir schon den ersten Verdächtigen. Wahrscheinlich würde sich das später wieder als viel zu einfach herausstellen.
    »Haben Sie dies Herrn Borgia auch erzählt? Und – wo kann ich den Verdächtigen finden?«
    »Ja, klar, deswegen hat er mich zu Ihnen geschickt. Ich soll Ihnen ausrichten, dass er Brezano aufgrund meiner Aussage gleich vorsorglich festnehmen lässt.«
    Ich fluchte. Wann lernte diese Karikatur eines Staatsanwalts endlich einmal, sich vorher mit den ermittelnden Beamten abzustimmen? Auch wenn er im Grunde genommen autark entscheiden durfte, ohne uns Beamte zu fragen, seine Alleingänge waren für mich und meine Kollegen ein Graus.
    Ich bedankte mich bei dem Mann und suchte wieder Kontakt zum Spurensicherer. Dieser schloss gerade einen Metallkoffer mit diversen Gerätschaften.
    »Kann ich mir die Leiche anschauen?«, sprach ich ihn an.
    »Hier nicht mehr. Sie wurde vor ein paar Minuten abtransportiert. Der Gärtner wird noch heute obduziert.« Er überlegte einen Moment, blickte auf die Uhr, grinste und ergänzte: »Ich habe ein paar Minuten Zeit. Kommen Sie mal mit.«
    Nach einiger Zeit erreichten wir wieder das Drehkreuz des Achterbahnausgangs und gingen in etwa zehn Metern Entfernung durch eine offene Tür, die sich zwischen zwei Holzhäuschen befand. Wir waren nun in einem nicht öffentlich zugänglichen Teil des Parks angelangt. War der Schreck, den ich vorhin auf dem Plateau bekommen hatte, als ich die erste Steigung der GeForce direkt vor mir gesehen hatte, inzwischen überwunden, so war das, was ich jetzt sah, vermutlich für den Rest meines Lebens prägend. Wir standen genau neben den Gleisen, die, von dem ersten Anstieg kommend, hier bis auf drei Meter Höhe abfielen und anschließend in einer flachen Kurve wieder in die Luft führten. Ich blinzelte nach oben und konnte den Zenit in über 60 Metern Höhe nun von der anderen Seite aus betrachten. Dort oben wurde der Zug ausgeklinkt und rauschte fast senkrecht in die Tiefe. Wäre die Bahn in Betrieb, würden die Züge knapp zwei Meter vor uns vorbeisausen.
    »Das ist ein Ding!«, meinte selbst der Spurensicherer beeindruckt. »Stellen Sie sich vor: 82 Grad Gefälle mit gleichzeitiger Drehung um die Längsachse mit 74 Grad. Das ist weltweit einmalig. Die Berechnung dieses Teilstücks muss jeden

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