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Erfindung der Violet Adams

Erfindung der Violet Adams

Titel: Erfindung der Violet Adams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Rosen
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immer es ist, wir schicken ihn weg. Heute ist Malcolms Geburtstag.«
    »Es ist der Duke«, sagte sein Vater, nachdem er der Mutter ans Fenster gefolgt war.
    »Dann schick ihn weg.«
    »Ich kann einen Duke nicht wegschicken. Außerdem haben wir wichtige Dinge zu besprechen.«
    Die Mutter setzte sich und nahm ihre Gobelinstickerei wieder auf, stickte noch schneller und ungestümer, die Nadel fuhr in den Stoff und wieder hinaus wie ein Dolch ins Fleisch. Malcolm beschloss, dass es am besten sein würde, jetzt kein Geschenk zu öffnen, drehte sich stattdessen der Tür zu und wartete auf den Duke.
    Ein Diener kam herein, um den Duke anzukündigen, der kurz darauf eintrat. Er entsprach nicht dem Bild von Wildheit, das Malcolm sich von ihm gemacht hatte, sondern war ein verwelkter alter Mann, der sich auf einen dicken Messingstock stützte und eine kleine Brille auf seiner kantigen Nase trug.
    »Volio«, begrüßte der Duke seinen Vater, der aufgestanden war, um ihm die Hand zu schütteln. »Und Millie. Sie sehen gut aus«, sagte der Duke zu seiner Mutter, die kurz aufschaute und sich dann wieder ihrer Gobelinstickerei zuwandte. Seine Mutter mochte es nicht, mit ihrem Vornamen angeredet zu werden, nicht einmal von seinem Vater. Der Vater sah den Duke ehrfürchtig an. Malcolm fragte sich, wer er eigentlich war. Sein Vater sah kaum jemanden an, nicht einmal Malcolm. Außer seiner Arbeit und Ralph beachtete der Vater so gut wie nichts. »Wir haben Dinge zu besprechen, Volio«, sagte der Duke und stützte sich auf seinen Stock. Der Vater nickte, dann sah er die Mutter an, dann wieder den Duke.
    »Unser Sohn hat heute Geburtstag«, meinte der Vater und kam auf Malcolm zu. »Das ist Malcolm, mein zweiter Sohn. Er wird heute elf.«
    »Aha«, sagte der Duke. Er ging langsam zu Malcolm und sah auf ihn hinunter. »Guten Morgen, Malcolm.«
    »Guten Morgen, Sir«, antwortete Malcolm nervös. Der Duke hatte dunkle, braune Augen. Ihre Mitte, die bei anderen Leuten schwarz war, war bei dem Duke fast silbern.
    »Ich kenne deinen Bruder, weißt du. Er ist ein sehr guter Schüler an meiner Schule.«
    »Ich weiß, Sir. Ich möchte auch einmal auf Ihre Schule gehen.«
    »Ich bin mir sicher, dass du das eines Tages wirst, mein Junge. Und da du heute Geburtstag hast, habe ich etwas für dich.« Der Duke richtete sich auf und drehte an dem Kopf seines Stocks. Er öffnete sich mit einem Zischen, und der Duke griff hinein. »Hier, mein Junge. Das ist ein Schlüssel, wie du siehst.« Er gab Malcolm etwas, das wie ein gebogenes Stück Messing aussah. Malcolm nahm es entgegen und untersuchte es gespannt.
    »Sag danke, Malcolm«, sagte sein Vater.
    »Lassen Sie ihm Zeit, ihn sich anzusehen«, meinte der Duke.
    Malcolm untersuchte sorgfältig das Messingstück in seiner Hand. Es hatte überall Gelenke und ließ sich auf verschiedene Weisen biegen und arretieren. Er dachte einen Moment nach, bevor er es in die Form eines Schlüssels bog. Er brauchte dazu weniger als zwanzig Sekunden.
    »Sehr gut«, lobte der Duke. »Mit diesem Schlüssel lassen sich einige der Türen in Illyria öffnen. Nicht alle, aber einige. Du hast jetzt einen Schlüssel zu Illyria, mein Junge. Eines Tages wirst du vielleicht alle haben, wenn du deinen Verstand schärfst.«
    »Sir, Sie brauchen ihm nicht … «, begann sein Vater.
    »Ihre Jungen sich ganz eindeutig sehr intelligent. Ich hoffe, Sie wissen ihr Talent besser zu nutzen, als Spielzeugkaninchen zu entwerfen wie mein Sohn.«
    »Natürlich, Sir. Vielen Dank, Sir. Sag danke, Malcolm.«
    »Vielen Dank, Sir«, sagte Malcolm, der noch immer den Schlüssel untersuchte.
    »Gern geschehen, Junge«, sagte der Duke und tätschelte Malcolm den Kopf. »Und jetzt, Volio, haben wir eine Menge zu besprechen.« Der Vater und der Duke verließen den Raum, während sie leise miteinander redeten. Die Mutter gab eine nörgelnde, unzufriedene Bemerkung von sich, schnitt einen langen Faden von der Gobelinstickerei ab, ging zu Malcolm und nahm ihm den Schlüssel ab. Malcolm schrie laut und streckte die Hand danach aus, hielt jedoch inne, als er sah, was sie tat. Sie hängte den Schlüssel an den Faden und dann um Malcolms Hals.
    »Wahrscheinlich wirst du einmal genauso wie sie«, sagte sie, mehr zu sich selbst als zu Malcolm, »aber mit etwas Glück werde ich dann tot sein.« Malcolm hörte sie kaum. Er drückte den Schlüssel an die Brust. Der Rest seiner Geschenke interessierte ihn kaum mehr, aber pflichtbewusst öffnete er sie trotzdem.
    Der

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