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Erfindung der Violet Adams

Erfindung der Violet Adams

Titel: Erfindung der Violet Adams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Rosen
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gelernt hatte, dass sie sich nicht irrte. Doch was hatte das zu bedeuten? Miriam merkte, dass sie den Duke genau beobachtete, wann immer sie ihn sah, wenn er sie in sein Arbeitszimmer rief, beim Essen und während der Vorlesungen. War es möglich, dass der Duke selbst ein Roboter war? Miriam hatte den Vater des Dukes nie kennengelernt, da sie erst nach seinem Tod eingestellt worden war, doch sie nahm an, dass er ein Mann gewesen war, der sein Leben voll und ganz der Wissenschaft geweiht hatte. Rücksichtslos geweiht. Wäre es da nicht möglich, dass er ein Kind mithilfe der Wissenschaft geschaffen hatte? Der derzeitige Duke hatte mit Sicherheit manchmal etwas Unmenschliches an sich – er brauchte nur wenig Schlaf und arbeite härter und schneller als alle Männer, die sie kannte. Doch wie so etwas funktionieren sollte, wusste Miriam nicht. Und sie mochte nicht darüber nachdenken, warum die anderen Roboter-Cousins des Dukes zum Töten gemacht worden waren. Stattdessen beobachtete sie, wie sich der Mund des Dukes bewegte, wenn er kaute, und sagte sich, dass es unmöglich war, dass eine Maschine so menschlich aussehen konnte.

    Der Duke seinerseits dachte, dass die Dinge wie am Schnürchen liefen. Alle Professoren wussten zu berichten, dass die Schüler gut zurechtkamen und dass ihre Projekte für die diesjährige Ausstellung besonders eindrucksvoll waren, was Zweck und Anwendungsbereiche anging. Er war besorgt, dass einige der Schüler ihre Fähigkeiten überschätzten, doch es war noch reichlich Zeit, und die Wissenschaftsausstellung im Kristallpalast war letztendlich immer ein Erfolg gewesen, selbst als einmal eine Maschine explodiert war und einen Grafen bewusstlos geschlagen hatte. Später hatte ihm die Queen anvertraut, dass sie die große Stichflamme und wie der Körper des Grafen einen Bogen über der Menge gebildet hatte, schon beeindruckend gefunden hatte. Sie hatte ihn gefragt, ob sich das im nächsten Jahr noch einmal arrangieren ließe, nur mit einem ganz speziellen Höfling.
    Der Herbst in London war nicht auf die gleiche Weise farbenprächtig wie auf dem Land. Die Stadt, die bereits grau und silbern war, blieb grau und silbern. Der Himmel änderte seine Farbe von Blau zu Violet und Stahlgrau, und im Garten um die Schule warfen die Bäume ihre Blätter ab und ragten wie halb fertige Maschinen groß und bleich in den Himmel. Jeden Herbst nahm Ernest Töpfe, Schaufeln und Erde und holte vorsichtig die Pflanzen, die in Töpfen überleben konnten, aus dem Garten herein, kniete im Schmutz und drückte die Erde um sie herum fest. Dieses Jahr hatte er spät mit dem Umpflanzen begonnen, die Zeit schien so schnell zu vergehen, dass er ihr hinterherhinkte. An dem Sonntag, an dem er die Pflanzen umpflanzte, begann es zu schneien, die Flocken fielen leicht, sanft und spärlich, sodass man kaum von Schnee reden konnte.
    Als er innehielt, um Atem zu holen und einen Blick auf die Stadt zu werfen, sah er, wie Ashton Adams ihn neugierig durch den Schnee beobachtete. Doch als Ashton merkte, dass der Duke zurückschaute, drehte er sich um und ging seiner Wege, seine Füße stapften schwer über den Boden. Der Duke winkte ihm nach.
    Ernest hatte mit dem jungen Mr Adams reden wollen, seit er sich in seiner ersten Vorlesung so sehr auf dessen Arbeit gestützt hatte, doch die Monate waren vergangen, und er hatte nicht den Mut gehabt. Wie konnte er, der Dekan von Illyria, einem Neuling für seine Inspiration danken, ohne dadurch das Gleichgewicht in der Schule zu stören? Außerdem hatte Ashton etwas Seltsames an sich, das ihn gleichzeitig anzog und verwirrte und das ihn davon abhielt, die Sache privat zur Sprache zu bringen. Ernest würde sich gelegentlich bei ihm bedanken, würde ihn lobend in der wissenschaftlichen Publikation erwähnen, an der er schrieb.
    Denn seit der Duke seine erste Vorlesung ausgearbeitet hatte, faszinierte ihn die Raumfahrt immer mehr. Ashton Adams’ Abhandlung hatte ihn mehr inspiriert als irgendetwas anderes in der letzten Zeit. Dank Ashtons Energiezufluss fühlte der Duke neue Begeisterung, bis spät in die Nacht zu arbeiten, Formeln für mögliche entflammbare Brennstoffe zu entwickeln und mit mechanischen Ventilen und einem Steuerungssystem für Reisen in den Weltraum herumzuexperimentieren.
    Er hatte sich als Kind für die Erforschung des Weltraums interessiert, doch sein Vater hatte sein Interesse abgetan. »Du kannst vielleicht die Erdatmosphäre durchbrechen, und was dann?«, hatte er zu dem

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