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Erfindung der Violet Adams

Erfindung der Violet Adams

Titel: Erfindung der Violet Adams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Rosen
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Geschenk unter dem Baum liegt.«
    »Natürlich«, sagte Mrs Wilks und verschwand wieder in den Schatten. Die Bediensteten kamen einer nach dem anderen schweigend herein und stellten sich an den Seiten des Raums auf. Mrs Wilks ging zum Baum und gab ihnen ihre Geschenke. Violet schenkte Eierlikör in die Gläser und reichte Jack und Ashton eins.
    »Wie war dein Weihnachten bis jetzt, Jack?«, fragte Violet.
    »Sehr schön«, antwortete Jack. »Dad und ich haben gestern einen Schneemann gebaut. Das hat Spaß gemacht.«
    »Ich glaube, ich habe noch nie einen Schneemann gebaut«, sagte Violet. »Zumindest nicht mehr, seit ich sehr klein war.«
    »Das liegt wohl daran, dass du wahrscheinlich Aufziehteile aus Eis machen würdest, um ihm Leben einzuhauchen«, sagte Ashton. »Deshalb haben wir versucht, dich vom Schneemannbauen fernzuhalten.«
    Die Bediensteten öffneten schweigend ihre Geschenke, nur gelegentlich waren kleine Freudenschreie zu hören. Ashton hatte dieses Jahr die Geschenke gekauft, und er hatte einen ganz ausgezeichneten Geschmack. Ihren Dank murmelnd verschwanden die Bediensteten bis auf Mrs Wilks zurück in die Küche, um gegenseitig zu bewundern, was sie bekommen hatten, und ihren eigenen Eierlikör zu trinken.
    »Mrs Wilks, habe ich jemals einen Schneemann gebaut?«, fragte Violet.
    »Ich bin mir sicher, dass du das hast, als du fünf warst oder so.«
    »Ich möchte es noch einmal tun.«
    »Na schön, wir haben reichlich Schnee. Aber warum öffnest du nicht zuerst deine Geschenke?«
    Violet lachte, ging zum Baum, setzte sich darunter und griff nach ihren Geschenken. Mrs Wilks goss sich und Fiona einen Eierlikör ein, bevor sie sich zu den Kindern gesellte und ihre eigenen Geschenke öffnete.
    Mr Adams hatte aus Amerika einen Hut mit einer Truthahnfeder für Mrs Wilks und ein Buch mit amerikanischen Gedichten für Ashton geschickt. Für Violet gab es ein Set mit amerikanischem Werkzeug, das angeblich dem großen amerikanischen Eisenbahningenieur Matthias Forney gehört hatte, einschließlich der gesamten Pläne des Luftschiffs, mit dem er nach Amerika geflogen war. Es gab auch ein großes Set mit Pfeilspitzen für die Zwillinge. Violet studierte die Pläne, als wäre ihr Vater da und würde sie mit ihr gemeinsam ansehen, und rieb die Pfeilspitzen in ihrer Hand. Für einen düsteren Moment spürte sie den Verlust, weil er nicht wirklich anwesend war, doch dann las sie seinen Brief und fühlte sich besser. Es war ein kurzer Brief, dem es an Dichtkunst und Details fehlte, doch er beschrieb seine Reisen in Amerika und seine Treffen mit verschiedenen Astronomen.
    »Ich wünschte, er würde über Amerika schreiben«, sagte Violet. »Ich stelle es mir sehr schön vor.«
    »Bestimmt nicht schöner als England«, meinte Mrs Wilks und richtete ihren Hut.
    »Nein«, sagte Violet, »aber ich bin nie aus England herausgekommen. Eine Beschreibung von exotischen Orten wäre schön.«
    »Nun ja, wenn er zurückkommt, kannst du dir ja alles ganz genau erzählen lassen.«
    Danach öffneten sie die restlichen Geschenke. Jack hatte für alle schöne Kleidungsstücke gekauft, Schals und Handschuhe bester Qualität und weich zum Anfassen, sowie einen in Leder gebundenen Kalender für Ashton und eine Damentaschenuhr für Violet. Doch alle stimmten zu, dass Violets selbst gemachte Geschenke von allen die Besten waren. Für Jack – und um ehrlich zu sein auch für sich – hatte sie einen Käfig mit einem geschlossenen Unterboden gebaut, der schalldicht war. Für Ashton hatte sie ein Schloss, das sich selbst mit ihrem automatischen Dietrich nicht öffnen ließ, und eine Spieldose mit einem Bild ihrer Eltern darin, die tanzten. Und für Mrs Wilks einen Schirm, der sich auf Knopfdruck öffnete, sich von selber trocken schüttelte und durch den Druck auf einen anderen Knopf schloss.
    »Ein grandioser Mechanismus«, lobte Mrs Wilks, als sich der Schirm noch einmal drehte.
    Nachdem sie die Geschenke geöffnet und ihren Eierlikör getrunken hatten, gingen alle in den inzwischen kräftig fallenden Schnee hinaus und bauten einen Schneemann. Und obwohl sie gründlich nachdachte, fiel Violet nichts ein, wie sie das Eis in Getriebe formen und dem Schneemann Leben einhauchen könnte.

    Cecily und Ernest bauten in dem öden Garten neben Illyria ebenfalls einen Schneemann. Ada, die Weihnachten mit ihnen verbrachte – sie hatte selbst zwei Kinder, doch Anne war mit ihren Pferden immer in Arabien, und Ralphs Frau Mary sprach seit dem Tod ihres

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