Erfindung der Violet Adams
ein Geschenk für Antony gekauft«, sagte Ashton leise. »Du musst mir sagen, ob du meinst, dass es ihm gefallen wird.«
»Seid ihr noch zusammen?«
»Er ist ein netter und lieber Bursche«, antwortete Ashton.
»Aber bringt eine Affäre mit einem Kutscher nicht Schande über die Familie?« Violet zwang sich, nicht auch noch zu fragen, ob Antony genauso starke Gefühle für ihn hegte wie Ashton für Antony.
»Ein Verhältnis mit einem Mann bringt unabhängig von seinem Beruf Schande über die Familie, ob er nun Stallbursche oder Anwalt ist. Deshalb bin ich so diskret.«
»Du bist nicht im Mindesten diskret.«
»Ich bin diskret, wenn ich diskret sein muss. Jeder kann von meinen Neigungen wissen, aber ich gehe nicht mit ihnen hausieren. Ich halte in der Öffentlichkeit nicht Händchen mit Antony oder mache ihm einen Heiratsantrag. So ist das bei Männern wie mir, und so wird es immer sein.«
»Das erscheint mir ungerecht.«
»Die meisten Dinge im Leben sind ungerecht, Schwesterherz. Jetzt musst du mit auf mein Zimmer kommen und mir sagen, was du von dem Geschenk hältst.«
Das Geschenk bestand aus einem exquisiten Seidenschal, ein paar Lederhandschuhen und einem Staubmantel von höchster Qualität. Violet befühlte den Schal und versicherte Ashton, dass sie sicher war, dass Antony das Geschenk lieben würde, doch irgendwie machte sie der Gedanke, dieses wundervolle Präsent einem Kutscher zu machen, ein wenig traurig. Ashton hatte keine Möglichkeit, um seine Gleichberechtigung zu kämpfen. Wenn er eine große Tat vollbringen würde, wie sie es gerade tat, würde diese ihm doch nicht die öffentliche Anerkennung einbringen, die er verdiente. Sie würde nur dazu führen, dass er geächtet und höchstwahrscheinlich eingesperrt würde.
Sie schlief schlecht an diesem Weihnachtsabend, wälzte sich besorgt auf ihrem Kissen herum und fühlte sich ruhelos, ohne zu wissen, warum.
Fiona wusste, warum sie sich ruhelos fühlte. Mrs Wilks stand in jedem Schatten, hinter jeder Ecke und schien sie ganz offensichtlich zu beobachten. »Benimmt sich so die Zofe einer Dame?«, fragte sie, als Fiona eines Tages einschlief oder als sie sich zum Abendessen einen Brandy genehmigte.
Fiona hatte gedacht, dass das eine leichte Arbeit sein würde. Ein paar Wochen die Zofe eines rebellischen jungen, reichen Mädchens zu spielen. Gutes Geld, ein Zimmer mit Verpflegung für den Winter und vielleicht sogar ein Geschenk. Gut, die Haare des Mädchens waren seltsam gewesen, aber einfach in den Griff zu bekommen, und für ein reiches Mädchen schien Violet eine nette junge Dame zu sein: Sie verurteilte Fiona nicht dafür, dass sie Schauspielerin war, und war überaus höflich, wenn auch ein wenig seltsam. Reiche Leute waren aber in der Regel seltsam, sodass das nicht unerwartet kam.
Doch das Haus überraschte sie. Die Bediensteten, die eigentlich ihre Kameraden hätten sein sollen, betrachteten Fiona voller Furcht und hasteten vor Violet davon, als wäre sie ein Geist. Die Einzige, die eine gewisse Autorität zu haben schien, war Mrs Wilks, ein Wirbelsturm von einer Frau, der niemand etwas recht machen konnte, sodass sie alles selber tat und sich in eine Wolke aus unzufriedenen Seufzern und sichtbarer Missbilligung einhüllte.
So wurden gute Häuser nicht geführt. Zumindest nicht in den Stücken, in denen Fiona auftrat. Wenn sie da eine Zofe spielte, trug sie in der Regel ein sehr viel bequemeres Kleid und sprach mit den anderen Dienstboten über ihre Herrin. Manchmal flüsterte sie etwas Lustiges, womit sie das Publikum immer zum Lachen brachte. Meistens gingen sie und der Küchenjunge oder der Stalljunge am Ende des Stücks miteinander ins Bett, was ein großer Spaß war, wenn die Männer, die die entsprechenden Rollen spielten, gut aussahen und nicht schwul waren. Manchmal gingen sie auch im wirklichen Leben miteinander ins Bett.
Doch das war hier nicht der Fall. Wenn sie hier spät abends in die Küche hinunterging, um sich einen Drink einzuschenken, war Mrs Wilks bereits da und fragte sie, was sie wollte. Wenn Fiona ihr sagte, dass sie nur einen Drink wollte, sah Mrs Wilks sie geschockt an und sagte ihr, dass sie ins Bett gehen sollte. Ihr zu sagen, ins Bett zu gehen! Fiona hatte niemand mehr gesagt, dass sie ins Bett gehen sollte, seit sie sechs war. Doch Fiona trollte sich die Treppe wieder hinauf, denn was sollte sie sonst tun? Sie arbeitete nun einmal für diese pferdegesichtige Idiotin. Zumindest im Moment.
Es war absolut
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