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Erfindung der Violet Adams

Erfindung der Violet Adams

Titel: Erfindung der Violet Adams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Rosen
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genug war, um aufzufallen, was sie auch trug, und zog es deshalb vor, auf den ersten Blick einen guten Eindruck zu machen und nicht für ungepflegt oder geistesgestört gehalten zu werden. Sie band ihr Korsett etwas lockerer, als es modern war, um leichter atmen zu können, doch ansonsten sah sie ganz präsentabel aus. Sie steckte ihr Haar zu einem Knoten hoch, wählte einen blauen Hut passend zu ihrem Kleid und ging zum Frühstück hinunter. Ernest war bereits da und Ada ebenfalls, sie aßen und lasen ihre Zeitungen. Cecily fragte sich manchmal, ob sich normale Familien während des Frühstücks unterhielten oder ob sie alle wie sie schweigend ihre Zeitungen lasen. Cecily versorgte sich mit Ei und Toast und holte ihr Tagebuch heraus, um am Tisch darin zu lesen. Wenn sie sich langweilte, unterhielt sie sich gern mit dem Voyeurismus ihres Tagebuchs.
    Nach dem Frühstück verließ Ada sie, um in ihr eigenes Haus in der Stadt zurückzukehren, und Cecily, die ihre Aufregung kaum im Zaum halten konnte, stieg mit Ernest in die Kutsche, während sie dem Kutscher ihr Ziel ins Ohr flüsterte.
    Die Fahrt war sehr wohltuend, wie Ernest zugeben musste. Er hätte Ada beinahe von dem Kuss erzählt und sie gefragt, was sie so bemerkenswert an Ashton fand. Doch das wäre unangenehm gewesen, war er mit sich übereingekommen, und höchstwahrscheinlich würde Ada ihre Wette gewinnen. Deshalb hatte er geschwiegen. Er war sogar fest entschlossen, jeglichen Gedanken an den jungen Adams zu vermeiden, so gut er es vermochte. Die vorbeiziehende, mit Schnee bedeckte Landschaft half ihm, sich mit seinem Entschluss wohlzufühlen.
    Das Landhaus, dessen Auffahrt sie gerade hochfuhren, tat dies jedoch nicht. »Cecily, wohin fahren wir?«, fragte er.
    Cecily strahlte. »Das ist das Anwesen der Adams«, antwortete sie. »Ich dachte, wir könnten bei ihnen vorbeischauen.«
    Ernest fühlte, wie ihm die Luft ausging. »Bei einem Schüler vorbeischauen? Das ist äußerst unpassend!«, protestierte er. Die Welt um ihn herum schien sich zu drehen. »Sehr unpassend!«
    »Mach dir keine Gedanken, Cousin«, sagte Cecily, als der Kutscher ihnen die Tür aufhielt. »Ashton ist nicht da. Er ist über die Ferien bei seiner Tante und seinem Onkel. Wir schauen bei seiner Schwester Violet vorbei.«
    »Bei seiner Schwester?«, fragte Ernest. Cecily fiel auf, dass Ernests Mundwinkel sich leicht nach oben zogen, bevor er die Stirn runzelte. Sie war sich plötzlich sehr sicher, dass Ernest in Violet verliebt war, und das freute sie.
    »Kennst du sie?«, fragte Cecily schüchtern. Sie stand inzwischen vor der Kutsche, obwohl Ernest noch immer darinsaß.
    »Sie hat die Bewerbungsunterlagen für ihren Bruder abgegeben.«
    »Gut, dann musst du mich begleiten, wenn du sie bereits kennst«, bestimmte sie, ging auf das Haus zu und ließ Ernest aus der Kutsche springen und hinter ihr herlaufen.

    Drinnen spielten Violet, Ashton und Jack im Foyer Darts. Mrs Wilks war diejenige, die hereinkam und mitteilte, dass unerwartet Gäste eingetroffen waren. »Da sind ein Duke von Illyria und eine Miss Cecily Worthing, um Ihnen einen Besuch abzustatten«, sagte sie und schien ganz offensichtlich ebenso überrascht wie die anderen, dass das Wort Duke gerade aus ihrem Mund gekommen war. Violet, Ashton und Jack starrten sie verwundert an. Jack begann zu kichern.
    »Woher kennen Sie einen Duke?«, flüsterte Mrs Wilks. »Haben Sie ihn durch Freunde Ihres Vaters kennengelernt?« Ihre Augen waren größer, als Violet es jemals gesehen hatte.
    »Führen Sie sie herein, Mrs Wilks«, sagte Jack. Mrs Wilks wartete noch einen Moment auf eine Erklärung, doch als klar war, dass keine kommen würde, nickte sie und verließ den Raum.
    »Ich denke mal, wir haben Glück, dass du nicht zu den Mädchen gehörst, die in Ohmacht fallen«, witzelte Jack zu Violet.
    »Ich habe ihr gesagt, dass ich … ich meine, Ashton … nicht da sein würde. Ich habe ihr gesagt, dass er nicht da ist und dass sein Cousin Ashton stattdessen hier sein würde.«
    »Dann bin ich wieder der Cousin?«, fragte Ashton.
    »Das ist … «, begann Violet.
    »Ziemlich lustig«, beendete Jack den Satz.
    »Nein!« Violet schrie fast. Ashton und Jack starrten sie an, erheblich unsicherer jetzt. »Wir werden höflich zu ihnen sein. Aber nicht zu höflich, damit sie schnell wieder gehen und wir uns nicht verraten«, sagte Violet. Ihre Handflächen zeigten nervös nach unten, als wollte sie ihnen zu verstehen geben, sich zu setzen. Sie

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