Erfindung der Violet Adams
Vaters über nichts anderes als über konservative Politik – , beteiligte sich nicht daran, sondern saß stattdessen auf einem Ast in der Nähe und nippte an einem warmen Eierlikör.
Cecily kicherte, als sie ihrer Kreation den Kopf aufsetzte. »Was nehmen wir als Augen?«, fragte sie.
»Traditionell nimmt man Kohle«, sagte Ada und hielt ihr zwei Kohlestücke hin.
Cecily küsste sie für ihre Voraussicht. »Danke, Tante Ada«, sagte Cecily und lächelte den Schneemann an, als sie ihm die Augen einsetzte.
»Mir ist kalt«, meinte Ada. »Lasst uns wieder hineingehen und mit unseren Geschenken spielen.«
Drinnen im Wohnzimmer lagen ihre ausgepackten Geschenke in einem großen Haufen Geschenkpapier unterm Baum. Der Baum war sehr traditionell geschmückt, mit einem Nürnberger Engel an der Spitze und Beerenketten, Lametta und Girlanden, die darum gewunden waren. Hier und da glitzerten ein paar deutsche Glaskugeln.
Von ihrem Cousin hatte Cecily einen Roboterhund bekommen, der hinter einem magnetischen Ball herjagte, und von Ada ein Buch über die frühen Entwicklungen in der Chemie. Cecily hatte Ernest ein Buch über die Pflanzenwelt sowie ein kleines Glasterrarium mit exotischen Pflanzen geschenkt. Von Ada hatte er einen neuen Anzug bekommen. Ada hatte von Ernest einen automatischen Kartenmischer und ein neues Kartenspiel geschenkt bekommen und von Cecily ein Medaillon mit ihrer beider Bilder darin.
Bald würde das Abendessen serviert werden. Ada zündete sich eine Zigarre an, setzte sich in einen der Sessel im Wohnzimmer und drückte den Knopf ihrer Maschine, sodass die Karten sich von selber mischten. Sie lachte erfreut. »Möchte jemand Karten spielen? Wenn ihr meint, dass ich betrüge, ist das Ernest schuld.«
»Ich spiele mit, obwohl wir nicht genug Spieler für Bridge haben«, sagte Cecily.
»Lasst uns nach dem Abendessen Karten spielen«, schlug Ernest vor. Ada schnaubte und inhalierte tief. Cecily nahm den silbernen Ball und warf ihn in die Luft. Der Hund jagte hinterher, bis er nahe genug daran war, um ihn mit den Pfoten zu schnappen, dann setzte er sich hin.
»Entschuldige, aber ich habe nicht daran gedacht, mir etwas auszudenken, dass er den Ball zurückbringt«, sagte Ernest.
»Er ist wunderbar, so wie er ist«, antwortete Cecily. »Und außerdem tut es ganz gut, selbst hinterherzulaufen.« Ada lachte. »Ernest«, begann Cecily und nahm dem Hund den Ball aus dem Maul, »morgen sollten wir einen Ausflug aufs Land machen. Im Schnee. Ich denke, das könnte schön sein.« Der Kopf des Roboterhunds folgte dem Ball . F ast hungrig, dachte Cecily.
»Ich weiß nicht«, meinte Ernest. »Ich sollte mich auf das kommende Trimester vorbereiten.«
»Du hast noch reichlich Zeit«, sagte Cecily. »Und wir waren Ewigkeiten nicht draußen.«
»Wir waren gerade draußen.«
»Ich meine, draußen auf dem Land.« Cecily schmollte, dann ließ sie den Ball zu ihren Füßen fallen. Der Roboterhund hob ihn auf und hielt ihn ihr hin.
»Ach, macht einen Ausflug, Ernest«, sagte Ada und blies Rauch in den Raum. »Du bist viel zu viel drinnen, und Cecily möchte es so gerne.«
»Kommst du mit?«, fragte Ernest.
»Nein. Kutschfahrten machen keinen Spaß, wenn du so alt bist und dein Hinterteil langsam dünn wird.« Sie paffte an der Zigarre. »Außerdem habe ich bereits einem Pokerspiel zugesagt.«
»Bitte, Ernest!«, bettelte Cecily. »Ich weiß auch schon genau, wo wir hinfahren.«
»Tust du das?«, fragte Ernest.
»Ja«, sagte Cecily unschuldig. »Es ist ein ganz schönes Stück Land, und ich bin sicher, die Bäume werden mit dem Schnee wunderschön aussehen.«
»Gut«, gab Ernest nach. »Aber ich werde meine Bücher mitnehmen, für den Fall, dass wir Rast machen und ich Zeit zum Arbeiten habe.«
»Sei nicht so ein Langweiler«, lächelte Cecily. Ein Diener klingelte mit einer Glocke, um sie wissen zu lassen, dass das Abendessen serviert war. Sie aßen gebratene Gans und Preiselbeeren und ein Dutzend anderer weihnachtlicher Köstlichkeiten, bevor sie alle ins Bett gingen. Cecily träumte von ihrem morgigen Ausflug zu Ashtons Haus.
Am Morgen hatte es aufgehört zu schneien, und der Schnee war gefroren, sodass ganz London wie eine große Eisskulptur aussah oder eine Stadt aus Glas. Cecily zog sich allein an, da Miriam noch nicht wieder da war. Sie dachte, dass sie keine Zofe brauchte, um ihr zu helfen. Wenn es nach ihr ginge, würde sie den ganzen Tag im Nachthemd herumlaufen, doch sie wusste, dass sie schön
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