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Erfindung der Violet Adams

Erfindung der Violet Adams

Titel: Erfindung der Violet Adams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Rosen
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bieten und das Geheimnis zu lösen.
    Ihre Lampe flackerte in dem Gang, als sie vorwärtsstrebte. Alles war genauso, wie sie es in Erinnerung hatte, schmutzig und voller Schatten, mit leisen schlürfenden Geräuschen und schwach leuchtenden Lampen, die in scheinbar zufälligen Abständen an den Wänden hingen. Doch kaum war sie um die Ecke gebogen, hörte sie Schritte. Sie konnte sich nicht entscheiden, ob sie davonlaufen oder nur ihre Lampe löschen und sich an die Wand pressen sollte.
    Einen Moment später, noch bevor sie sich hatte entscheiden können, kam Professor Curio mit einer Gaslaterne in der Hand um die Ecke. Er sah sie sichtlich überrascht an. »Mrs Isaacs«, sagte er.
    »Professor Curio.«
    Miriam fühlte sich nie ganz wohl, wenn sie mit einem der Professoren allein war. Sie war kein Schüler, und sie war kein Professor. Sie aß oft genug zusammen mit den Professoren, um sie zu kennen, doch sie pflegte keinen engeren Kontakt mit ihnen. Sie war ihnen nicht gleichgestellt, doch sie stand auch nicht eindeutig unter ihnen.
    »Was m-m-machen Sie um diese Uhrzeit hier unten?«, fragte er. Seine Augen zuckten im schwachen Licht seiner Laterne.
    »Gerade als ich mich für den Abend zurückziehen wollte, ist mir eingefallen, dass Cecily mich gebeten hat, ihr für ihre Arbeit morgen noch etwas Baumsaft zu besorgen«, erläuterte Miriam, die sich gerade diese Lüge ausgedacht hatte. »Im Labor des Dukes und in Ihrem Labor habe ich keinen gefunden, daher bin ich hier heruntergekommen, um welchen aus dem Lager zu holen.«
    »Aha«, sagte Curio. Miriam konnte nicht sagen, ob er ihr glaubte oder nicht. Die Hand, in der er keine Laterne hielt, zuckte mit einem Mal heftig, und Miriam wich einen Schritt zurück. Curio war ihr nie gefährlich erschienen, nur zitterig, doch in dem nächtlichen Keller hatten seine kleinen, unkontrollierten Bewegungen etwas Finsteres. »Verzeihung«, sagte er, als sie zurückwich, »ich k-k-kann nichts dagegen tun. Der Baumsaft be-be-befindet sich hier in diesem Raum«, stotterte er und öffnete eine Tür. Er ging in den Raum, und Miriam beugte sich vor, um ihn zu beobachten. Der Raum war ein einfacher Lagerraum, voller Kisten und Fässer. Er nahm eine große Flasche aus einer der Kisten auf dem Boden und reichte sie ihr. »Ich werde versuchen, in Zukunft einen größeren Vorrat davon in meinem Labor zu haben«, sagte er. »Sie h-h-h-hätten nicht allein hier herunterkommen sollen. Es kann hier zi-zi-ziemlich ge-ge-gefährlich sein.«
    »Ja?«, fragte Miriam und versuchte furchtlos auszusehen. »Nun, vielen Dank für den Saft.«
    »Keine Ursache«, sagte Curio und deutete eine Verbeugung an. »Was Cecily damit ge-ge-gemacht hat, ist ziemlich beeindruckend, nicht wahr … «
    »Ja«, antwortete Miriam. »Sie ist ein ziemlich brillantes Mädchen.«
    »Wohl wahr«, sagte Curio und sah plötzlich gequält aus. »Nun, dann eine g-g-gute Nacht.«
    »Gute Nacht«, sagte Miriam, als Curio die Tür wieder verschloss. Sie ging zum Kellereingang zurück, während ihr Herz heftig schlug. Ihre Hände zitterten, sodass ihr die Flasche mit dem Saft beinahe entglitt und sie schnell reagieren musste, um sie zu retten. Als sie mit dem Aufzug nach oben fuhr, wurde ihr bewusst, dass Curio sie zwar gefragt hatte, was sie in dem Keller machte, aber nicht erwähnt hatte, warum er sich dort aufhielt. Könnte er etwas mit der grifflosen Tür zu tun haben oder mit dem Roboter, der dem Duke so ähnlich sah? Miriam versuchte sich zu erinnern, was sie über ihn wusste, doch das war nicht viel. Er war länger als sie an der Akademie und sprach nur wenig. Sie kannte nicht einmal seinen Vornamen. Nach dem was Toby ihr erzählt hatte, war er meistens ein stiller Mann und ein guter Lehrer, auch wenn er manchmal seine Wutanfälle hatte. Und dann war da natürlich sein Zucken.
    Sie sollte Toby davon erzählen. Sie hatte ihm nicht gesagt, dass sie noch einmal in den Keller gegangen war, und auch nicht, dass einer der Roboter dem Duke seltsam ähnlich sah. Das würde sie auch in Zukunft nicht tun – er wäre bestürzt zu hören, dass sie allein hier unten gewesen war – , sie würde einfach die gleiche Lüge über den Baumsaft erzählen, die sie auch Curio aufgetischt hatte. Sie wollte den Duke nicht beschuldigen und nachher unrecht haben.
    Die Uhr schlug, als sie das Erdgeschoss erreichte, und sie blieb stehen und beobachtete, wie ein Schatten vor ihr langsam die Treppe hochging. Sie wusste nicht, wer das war, hielt es jedoch

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