Erfindung der Violet Adams
in die er sollte, bewegen ließ: Jeder Finger sollte einzeln beweglich sein, und der Arm sich auf verschiedene Weisen beugen können. Die Schwierigkeit bestand darin, die Getriebe weder zu fest noch zu locker einzustellen, weil sich sonst der Arm überhaupt nicht bewegen oder schon bei dem ersten Versuch auseinanderfallen würde.
Er schloss den Arm an die Getriebewand an und überprüfte jede Bewegung, bis sie richtig zu funktionieren schien, und notierte sich die genaue Zugkraft an jedem Gelenk, um sie später reproduzieren zu können. Die ganze Zeit sah Adams zu ihm herüber.
»Willst du etwas von mir?«, fragte Volio schließlich, als er Adams’ Blick nicht länger ertragen konnte. Adams blickte verwundert auf. Er hatte nicht ihn, sondern seine Maschine angesehen, wurde Volio klar. Vermutlich, um ihm die Ideen zu klauen.
»Nein«, meinte Adams und drehte sich weg.
»Dann starr nicht die ganze Zeit zu mir herüber.«
»Entschuldigung«, antwortete Adams verärgert. »Es ist nur so, dass deine Erfindung einen hörbaren Fehler hat, und das Geräusch verursacht mir Kopfschmerzen.«
»Einen Fehler?«, fragte Volio ungläubig.
»Ja, siehst du, das Getriebe am … Ellenbogen, nehme ich an … , das soll doch ein Arm sein, oder? Nun, wenn das der Ellenbogen ist, ist das Getriebe viel zu fest eingestellt. Du hörst es daran, dass ein leises Quietschen ertönt, wenn er sich aus der Beugung wieder streckt. Würde weiterer Druck ausgeübt, um ihn noch weiter zurückzuzwingen, bräche der ganze Unterarm wie ein Ast ab.« Adams verschränkte die Arme und sah Volio stolz an.
Volio starrte böse zurück. »Dein Neid bekommt dir nicht«, giftete Volio. »Ich würde vermuten, dass der Duke ihn … unattraktiv findet.«
Bei dieser Bemerkung wurde Adams knallrot, öffnete den Mund, als wollte er etwas sagen, und wendete sich dann wieder seiner eigenen Arbeit zu. Endlich ignorierte er Volio. Volio blickte erneut auf seinen mechanischen Arm hinunter und bewegte jedes Gelenk. Er hörte kein Quietschen und war sich sicher, dass alle Getriebe perfekt eingestellt waren. Es war nicht verwunderlich, dass Adams ein Idiot war. Vielleicht ging Cecily ihm deshalb so oft zur Hand. Ihr tat der arme, dumme Junge leid, und sie half ihm, seine Erfindungen zu verbessern, damit er den Duke und Illyria auf der Ausstellung nicht blamierte.
Volio wusste, dass Adams ihr wegen seines Unvermögens, seiner Perversion zu widerstehen, leidtat. Das hatte sie Volio in ihrem letzten Brief geschrieben. Ihr Cousin hatte ihr von ihnen erzählt, nachdem er auf den unerwünschten Kuss angesprochen worden war, den Volio beobachtet hatte. Volio vermutete, dass der Duke vor Cecily so getan hatte, als wäre dieser Kuss einseitiger gewollt, als das offensichtlich der Fall gewesen war, um seinen eigenen Ruf zu retten. Und jetzt versuchte Cecily, Adams von seiner Krankheit zu heilen. Volio wusste nicht, warum der Duke Adams nicht einfach der Schule verwies, doch vermutlich hätte er eine solche Handlung erklären müssen, und jemanden der Homosexualität zu beschuldigen, könnte einen unangenehmen und unnötigen Skandal heraufbeschwören.
Viel mehr war mit seinem Wissen nicht anzufangen, es sei denn Adams zu verhöhnen. Er konnte den Duke nicht damit erpressen, solange dieser behauptete, dass ihm der Kuss aufgezwungen worden war. Diese Behauptung konnte Volio nicht widerlegen. Er hatte keine Beweise. Doch falls der Duke ihm Cecilys Hand trotz des Geschenks, das Volio plante, verweigern sollte, könnte die Erwähnung dieser Geschichte den Duke vielleicht von Volios Liebe zu Cecily überzeugen. Nur war es besser, erst einmal zu versuchen, ihn für sich zu gewinnen, bevor er auf die unzuverlässige Methode der Erpressung zurückgriff.
Volio beobachtete, wie Adams versuchte, etwas, das wie ein Rad aussah, an einem großen geriffelten Bandeisen zu befestigen. Er legte das Eisen, das auf dem Rad auflag, auf den Boden und gab ihm einen leichten Stoß. Das Rad sprang davon. Volio kicherte, als Adams wütend aufstampfte. Er fragte sich, wie Adams es überhaupt geschafft hatte, in Illyria aufgenommen zu werden.
Als die freie Arbeitszeit vorbei war, verließ Volio schnell das Labor, um allein zu Abend zu essen. Dann wartete er in seinem Zimmer, bis es Nacht geworden war. Er hatte einen weiteren Brief an Cecily geschrieben, den er noch einmal durchlas, bevor er den Umschlag versiegelte. Volio war klug genug zu wissen, dass er kein Poet war, doch er hatte das Gefühl, einen
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