Erfindung der Violet Adams
starrte die Wand an. Er streckte die Hand aus und berührte eins der Getriebe, dann zog er die Finger zurück und rieb sie gegeneinander. »Nun, sie arbeiten. Und sie fühlen sich schleimig an, wenn man sie anfasst.« Er wischte sich die Hand an der Hose ab.
»Ich wette, das sind besondere Algen«, sagte Drew und riss etwas von dem grünen Zeug an einem der Getriebe ab. Das Getriebe vibrierte bei der Berührung, wurde einen Augenblick sehr viel schneller, sodass sich auch die umliegenden Getriebe schneller drehten, und sandte eine kleine Schockwelle sowie das Geräusch klirrenden Metalls aus, das die Wand hinunterlief. Alle starrten die Stelle an, wo die Wand in der Dunkelheit verschwand, als warteten sie darauf, dass etwas dort herauskommen würde, aufgeschreckt durch die zitternden Getriebe. Doch nichts geschah.
»Wir sollten gehen«, sagte Toby. »Es ist spät.« Miriam seufzte. »Wir können das später weiterverfolgen«, meinte er und nahm ihre Hand. Sie zuckte zusammen und versuchte, nicht daran zu denken, wo diese Hand gerade gelegen hatte, sondern nickte.
»Versuchen wir, das Ganze etwas aufzuteilen«, sagte Ashton. »Wir wollen schließlich nicht jede Nacht hier unten verbringen. Lasst uns morgen noch mal ins Wirtshaus gehen. Wir können unsere nächste Tour anhand der Karte planen. Ich möchte den Zug wiederfinden und einzeichnen.«
»Gute Idee«, nickte Jack. »Es ist besser, vorher einen Plan zu machen, richtig?«
Alle stimmten zu und Ashton zog seinen Lichtkasten wieder auf, studierte die Karte und führte sie nach draußen.
Kapitel 25
F iona Gowan hatte ein Händchen dafür, Dinge zu verkaufen. Sie verstand sich auf Wechselkurse und Relativwerte. Sie wusste, wie sie jemanden dazu bringen konnte, etwas haben zu wollen, und wie viel dieser jemand dafür zu zahlen bereit war. Doch da sie als einziges Kind eines Gerbers in Inverness geboren worden war, hatte sie nichts zu verkaufen als sich selbst. Nicht im Sinne der Prostitution – obwohl sie sich von Zeit zu Zeit auch darin versuchte, wenn ein Edelmann ihr wohlhabend und genießbar erschien oder um eine bessere Rolle in einem Stück zu bekommen – , sondern in dem Sinne, dass sie den Leuten das zeigen konnte, was sie sehen wollten. Als Schauspielerin mochte mancher sie als Schmierenkomödiantin bezeichnen, doch sie wusste, was das Publikum von ihr wollte und das lieferte sie, perfekt.
Doch langsam kam sie in ein Alter, über das man nicht sprach und in dem die Rollen knapper wurden. Sie brauchte ein regelmäßigeres Einkommen. Ein Publikum mit vollen und großzügigen Taschen. Die Geliebte eines reichen Mannes zu werden, erschien ihr die beste Lösung; noch besser wäre es, die Geliebte eines reichen Mannes zu werden, der ins Theater investierte und ihr alle Hauptrollen zukommen ließ. Doch sie war zu allem bereit, das ihr für eine Zeit lang ein sauberes Zimmer einbrachte.
Violet war eine großartige Informationsquelle für die Vorbereitung auf ihre neue Rolle. Trotz der Erpressung mochte Fiona Violet sehr. Sie besaß eine wilde Impulsivität, die Fiona nur einige wenige Male auf der Bühne gespielt hatte, doch von der sie insgeheim hoffte, sie auch zu besitzen. Nachdem sie sich für die Pony-Show am Donnerstag krankgemeldet hatte, kehrte Fiona in das kleine Zimmer zurück, das sie sich mit zwei anderen Mädchen teilte. Sie holte ihre kleine Tasche mit Glas- und Strassschmuck heraus. Sie hatte sich von ihrem Anteil aus dem Verkauf – einem leichten Verkauf – von Mrs Wilks Vibrationstherapiegerät ein paar neue Stücke gekauft und legte sie alle an, um sich für den Abend und ihr großes Vorsprechen zurechtzumachen.
Die neue Rolle war die der Geliebten von Drew Pale, dem Erben von Pale Parfüm. Er was aus diversen Gründen ein ideales Publikum. Er war reich; sie fand ihn attraktiv und er sie; und er war nicht so kompliziert, dass sie kontinuierlich ihren Auftritt optimieren musste. Er war begeistert, oder er schlief, hatte Violet gesagt. Wenn er schlief, konnte sie ihn nicht unterhalten; deshalb musste sie ihn wachhalten. Soweit sie das verstanden hatte, ließ sich Drew mit funkelnden Lichtern, Geräuschen und Gerüchen wachhalten. Wie ein Baby. Fiona lächelte bei dem Gedanken.
Donnerstag um neun Uhr betrat sie, eingekleidet für ihre neue Rolle, das Pikante Schwein. Der Glasschmuck funkelte auf ihrer Brust und in ihrem sehr tiefen Ausschnitt. Ihre Finger und ihre Ohrläppchen glitzerten. Sie hatte ihr Haar kunstvoll hochgesteckt, wie man
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