Erfindung der Violet Adams
für besser, nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr außerhalb ihres Zimmers gesehen zu werden. Der Schatten wurde immer kleiner, und die Uhr hörte auf zu schlagen, sodass das einzige Geräusch jetzt von den klackenden Getrieben und von dem leisen Surren der wenigen elektrischen Lampen kam, die noch brannten. Ihren Umhang fest um sich ziehend, ging Miriam auf ihr Zimmer und fiel bald in einen unruhigen Schlaf.
Der nächste Tag war mit den üblichen Aktivitäten angefüllt. Cecily hatte Unterricht in Französisch und Deutsch, und der Duke hatte darum gebeten, dass sie auch in »Häuslichen Fertigkeiten« unterrichtet wurde, sodass Miriam eine Stunde für Gobelinstickerei und Häkeln angesetzt hatte, die weder sie noch Cecily sonderlich genoss. Nach dem Mittagessen hatte Cecily Zeit, allein zu lernen. Gewöhnlich arbeitete sie in dieser Zeit im Labor, doch manchmal überzeugte sie auch einen der Professoren, ihr Privatunterricht zu geben, und manchmal las sie einfach. An diesem Nachmittag entschied sie sich fürs Labor. Obwohl sie die Getriebe für Ashton fertig gestellt hatte, erforschte Cecily noch immer die Eigenschaften ihrer Rezeptur. Sie prüfte unter anderem, ob sie genauso widerstandsfähig war, wenn sie in sehr dünne Platten gegossen wurde. Miriam saß neben ihr an ihrem Tisch in Curios Labor und warf Curio gelegentliche einen Blick zu, um zu sehen, ob er in irgendeiner Weise misstrauisch war, und manchmal, wenn niemand hinsah, lächelte sie Toby zu, der neben Drew an seinem eigenen Tisch arbeitete. Heute hatte sie keinen Roman mitgebracht, wie sie das manchmal tat, aber sie hatte ihr Lehrbuch, um durchzugehen, in was sie Cecily die restliche Woche über unterrichten wollte. Die Getriebe bewegten sich an diesem Tag besonders schnell. Es dauerte nicht lange, bis das Abendessen vorbei und der Abend in die Nacht übergegangen war, und Miriam stahl sich aus Illyria hinaus in den Garten, wo Toby, Drew, Ashton und Jack auf sie warteten.
Im Wirtshaus war es an diesem Abend seltsam ruhig. Die Kellnerin lehnte an der Bar und las einen Groschenroman, wobei sie gelegentlich aufblickte, ob jemand sie brauchte, meistens jedoch feststellte, dass dem nicht so war. Miriam lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und schmiegte sich in Tobys Arm. Sie drückte seinen Oberschenkel. Ashton sah sich nervös um, während Drew und Jack sich über die Pony-Show am Wochenende unterhielten. Der Zeitpunkt war so gut wie jeder andere.
»Ich habe Curio im Keller gesehen«, sagte sie. Bei dem Wort Keller sahen sie alle an. »Ich war unten, um Vorräte für Cecily zu holen, als er aus den Tiefen des Kellers um eine Ecke kam.«
»Glaubst du, dass er etwas mit den Robotern zu tun hat?«, fragte Ashton mit seltsam hoher Stimme.
»Ich weiß es nicht«, antwortete Miriam. »Ich kenne Curio nicht. Aber ich denke, wir sollten zurückfahren. Und weitere Erkundigungen anstellen.«
»Hmm«, meinte Toby. »Curio ist in Ordnung. Er hat seine Wutanfälle, sicher, aber er ist kein schlechter Mensch. Und diese Roboter hatten etwas Düsteres an sich. Ich glaube nicht, dass da eine Verbindung besteht. Wahrscheinlich war er nur im Keller, um Vorräte zu holen, genau wie du.«
»Nichtsdestotrotz«, entgegnete Miriam, »ich würde gerne noch einmal nachsehen. Ich möchte wissen, was da unten vor sich geht.«
»Ich nicht«, sagte Ashton und trank einen großen Schluck. »Ich habe meiner Schwester versprochen, dass ich nicht mehr in den Keller hinuntergehe. Ich habe ihr alles erzählt, und sie hat gesagt, dass es gefährlich ist, und mir das Versprechen abverlangt.«
Manchmal hatte Miriam das Gefühl, dass Ashton nicht ganz ehrlich war. Nicht, dass sie ihn für einen Lügner hielt, doch die Wahrheit schien irgendwie in seinem Mund durcheinandergekommen zu sein und musste am Tisch erst wieder zusammengesetzt werden wie ein Puzzle. Sie mochte ihn, empfand manchmal sogar eine seltsame Verwandtschaft mit ihm, ohne zu wissen, warum, und sie vertraute ihm, doch die Details schienen nie ganz zu stimmen. Sie glaubte nur zwei Dinge: dass er ein Genie und dass er ein redlicher Mann war. Was den Rest anging, war sie sich nicht sicher, aber es war für sie auch nicht von Bedeutung. Ashtons Geheimnisse hatten etwas Düsteres, was immer sich hinter ihnen verbarg. Sie würden sich von selbst entwirren, wenn die Zeit gekommen war. Doch die Geheimnisse des Kellers bedurften weiterer Nachforschungen.
»Ach, komm schon«, sagte Drew, »du lässt dir doch nicht von deiner
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