Erfindung der Violet Adams
Die Wand mit den Getrieben ist alles. Der Keller ist groß. Fast größer als Illyria selbst, wette ich.«
»Ich erinnere mich, dass Sie erzählt haben, wie unheimlich Ihre Initiation war«, sagte Cecily. »Ich verstehe das Bedürfnis, den Keller zu kartografieren, durchaus. Wenn mein Cousin davon wüsste, würde er sich bestimmt freuen.« Violet sah sie ängstlich an. »Aber ich werde ihm nichts sagen, keine Sorge.« Cecily lächelte und zwinkerte ihr zu. »Wie dem auch sei, ich sollte jetzt besser gehen. Sie haben noch viel zu tun, und ich denke, der Schraubenschlüssel, den ich aus der Rezeptur gemacht habe, dürfte jetzt fertig sein. Ich hoffe, er funktioniert.«
»Das wird er bestimmt«, sagte Violet und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu.
»Auf Wiedersehen«, verabschiedete sich Cecily.
»Auf Wiedersehen, Cecily«, sagte Violet und nickte auch Miriam zu, deren Lippen als Zeichen ihres Ärgers fest zusammengepresst waren.
»Du hättest ihr nichts von der Karte sagen dürfen«, schimpfte Miriam an diesem Abend im Keller mit Violet.
»Ich weiß«, antwortete Violet. »Es tut mir sehr leid. Ich habe nicht nachgedacht.«
»Nun, ich hoffe, sie ist genug in dich verliebt, dass sie niemandem etwas sagt. Aber sie redet gern.«
Violet und Miriam gingen voraus, während Toby und Jack ein Stück hinter ihnen gingen und noch immer Witze über das Parfüm-Testen machten. Sie inspizierten jetzt den Teil des Kellers, von dem Miriam gesagt hatte, dass es der westliche sei.
»Es tut mir wirklich leid, Miriam«, wiederholte Violet.
»Du warst müde und zerstreut«, sagte Miriam. »Das ist mir nicht ganz unbekannt.«
Miriam blieb stehen, als sie zu einem Kreuzungspunkt kamen, und leuchtete mit ihrer Fackel in jeden Gang. In einem sah Violet etwas reflektieren. »Da«, sagte sie und zeigte darauf. Miriam ging auf die Spiegelung zu.
Als sie in den Raum traten, veränderte sich die Luft um sie herum, das Echo ihrer Schritte wurde anders zurückgeworfen. Miriams Fackel spürte den Gegenstand auf. Es war ein Zug. Sie waren wieder am Bahnhof, doch die Lichter, die das letzte Mal angewesen waren, waren erloschen, sodass der Bahnhof im Dunkeln lag. Aus dem Tunnel hinter dem Zug kam ein leises Rauschen von Wasser, doch der Zug versperrte den Weg. Er passte in den Eingang wie ein Schlüssel ins Schloss.
»Der Zug«, sagte Violet und machte einen Eintrag in ihrer Karte.
»Ich hätte nicht gedacht, dass er so groß ist«, meinte Miriam und leuchtete ihn mit der Fackel aus. Der Bahnhof war groß. Violet hatte vergessen wie groß. Ihre Schritte hallten in der Leere wider, die Luft war eisig und roch nach Wasser.
»Denkst du, du kannst ihn zum Laufen bringen?«, fragte Jack.
»Denkt ihr, ich sollte?«, fragte Violet. Niemand antwortete, doch alle gingen schweigend auf den Zug zu. Er war wunderschön, wie eine glatte Röhre aus Kupfer, mit Bänken auf jeder Seite, die mit modrigem rotem Samt gepolstert waren. Es gab Fenster und Stühle, von denen aus man in beide Richtungen hinaussehen konnte.
»Eine Einschienenbahn«, sagte Violet und sah sich um. Sie waren jetzt alle in dem Zug. Ein offener Bogen bildete den einzigen Ausgang auf das Gleis, und davor war keine Tür. Vor den hinteren Stühlen befanden sich diverse Hebel und Schalter.
Violet gab Jack die Lampe und setzte sich auf einen der Stühle. Miriam beleuchtete mit ihrer Fackel die Konsole, während Violet sie untersuchte. Genau wie der Zug war auch sie glatt und wunderschön. Die Schalter sahen aus, als könnten sie nicht rosten. Doch Violet konnte die Energiequelle nicht finden. Sie sah keinen Motor, keine Vorrichtung, um den Zug mit Kohle zu befüllen, keinen Schlüssel, den man herumdrehen konnte. Sie betätigte versuchsweise einen der Schalter, und die Lichter im Zug gingen an und flackerten leicht. Der Zug war jetzt innen beleuchtet.
»Das ist doch schon mal was«, meinte Toby.
»Elektrisch«, sagte Violet beeindruckt. Der Zug war alt. Die Elektrizität steckte noch in den Kinderschuhen, als er gebaut worden war. Dass er einen elektrischen Motor hatte, erschien äußerst unwahrscheinlich, doch das Licht ließ darauf schließen, dass es möglich war. Violet untersuchte den Boden auf eine Luke oder Platte hin, in der Hoffnung, dort unten einen elektrischen Motor zu finden, doch bis auf Drähte und Schläuche war dort nichts. Sie stieg aus dem Zug auf der Suche nach einer externen Energiequelle. Die anderen folgten ihr schweigend. Sie fand nichts, um den Zug in
Weitere Kostenlose Bücher