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Erfindung der Violet Adams

Erfindung der Violet Adams

Titel: Erfindung der Violet Adams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Rosen
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genug war, dass der Duke sie sehen konnte, zwischen ihren Verkleidungen sozusagen: nicht Mann und nicht Frau, die Brüste nicht bandagiert, doch mit kurzen Haaren und in einem weißen Baumwollnachthemd, das um ihre Knie hing.
    Und dann war plötzlich alles wie in einem ihrer Träume: Sie kniete sich vor den Duke und gestand: »Ich muss Ihnen etwas erzählen, Sir«, sagte sie, die Worte sprudelten unaufgefordert, jedoch mit großer Erleichterung aus ihr heraus. »Ich bin Violet Adams. Sie haben mich sowohl als Ashton als auch als Violet kennengelernt, aber ich bin nur eine Person. Eine Frau. Violet. Mein Bruder ist der Mann, den Sie Weihnachten kennengelernt haben und der gesagt hat, dass er mein Cousin ist – der auch Ashton heißt. Es war eine dumme Lüge. Letztere, meine ich, nicht die, dass ich mich als mein Bruder verkleidet habe und hierher als Schüler gekommen bin. Doch das musste sein. Sie hätten eine Frau nicht in Illyria aufgenommen, aber ich bin es wert, hier zu sein. Sie wissen, dass ich es wert bin, aus meinen Briefen als Violet und aus meiner Arbeit als Ashton. Ich wollte Ihnen nur beweisen, dass ich es wert bin … Aber dann haben Sie angefangen, mir Briefe zu schreiben und mit mir über Blumen zu reden, und ich wollte nicht mehr nur beweisen, dass ich es wert bin, in Illyria zu sein. Ich wollte Ihrer wert sein. Ich … ich liebe Sie, Ernest. Und ich hoffe, dass Sie mich trotz meiner Täuschung auch noch lieben. Denn ich weiß, dass sie mich lieben. Sie haben das in den Briefen nicht geschrieben, aber Sie haben mich, als Ashton, gefragt, ob Sie mir, als Violet, einen Antrag machen dürfen. Und ich habe ja gesagt, weil ich Sie liebe.«
    Der Duke sagte nichts. Violet merkte, wie ihr die Tränen über die Wangen liefen, und sie schlug die Hände zusammen. »Sagen Sie doch etwas … «, bettelte sie leise. »Irgendetwas.«
    Die Uhr in der Halle schlug drei Uhr morgens, und ihr Klang hallte in dem Raum wider, lauter als die Getriebe. Der Duke sah weg, dann rannte er plötzlich aus der Halle. Violet streckte die Hand nach ihm aus. »Ernest!«, weinte sie. Aber er war fort. Sie weinte noch eine Weile in dem dunklen Raum und musste eine Zeit lang geschlafen haben, denn als ihr der nächste Gedanke kam, lag sie auf dem Boden, das Gesicht klebrig von Salz. Sie stand auf und kroch zurück in ihr Bett, wollte nur noch die Augen schließen und dass der Abend vorbei war.

Kapitel 36
    E rst am Morgen wurde Violet richtig klar, was sie getan hatte. Sie erwachte mit einem Satz und schnappte nach Luft.
    »Was ist los?«, fragte Jack. Er war bereits wach undhatte sich ein Handtuch um die Taille gebunden.
    »Ich habe es ihm gesagt«, sagte Violet, die es immer noch nicht ganz glauben konnte. »Vielleicht war es auch nur ein Traum.«
    »Was?«, fragte Jack.
    »Scheißkerl«, sagte Oscar.
    »Gestern Abend … Ich habe einen Spaziergang gemacht, und ich habe den Duke getroffen, und ich habe ihm die Wahrheit gesagt, über Violet und Ashton.«
    »Du hast was?«, schrie Jack.
    »Scheißkerl!«, schrie Oscar.
    »Wenigstens denke ich, dass ich das habe«, sagte Violet. Ihr Gedächtnis war wie umnebelt. Sie erinnerte sich nur an das gefühllose Gesicht des Dukes, das in dem gedämpften Licht Bronze gewesen war, und an das Schlagen der Uhr.
    »Du solltest besser versuchen, dich zu erinnern«, riet ihr Jack. »Das könnte auch mich betreffen, Vi. Ich könnte in Schwierigkeiten geraten.«
    »Ich weiß. Es tut mir leid«, sagte Violet. Jack und Oscar starrten sie an. »Ja, ich habe es getan. Ich denke, ich habe es getan. Ich muss abreisen!« Violet sprang auf und öffnete alle Schubladen ihres Kleiderschranks, holte ihre Taschen aus der kleinen Kammer und warf alles aus den Schubladen hinein.
    Jack und Oscar starrten sie weiter an. »Beug dich vor, damit ich dich in den Arsch ficken kann«, schlug Oscar vor.
    »Nein«, sagte Jack zu Oscar, »das würde ich nicht empfehlen.« Er ging zu Violet, kniete sich neben sie und legte ihr die Hand auf die Schulter. »Ich würde auch nicht empfehlen fortzulaufen«, meinte er.
    »Ich laufe nicht fort. Ich reise ab, bevor ich hinausgeworfen werde. Das macht den Skandal nicht ganz so groß. Und ich muss ihn nicht noch einmal sehen. Ich glaube nicht … « Sie hörte auf zu packen. »… ich glaube nicht, dass ich das aushalten würde.«
    Jack sah Violets Augen glänzen. »Vielleicht verweist er dich ja gar nicht der Schule«, sagte Jack. »Vielleicht hat dein Plan funktioniert, nur ein wenig

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