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Erfindung der Violet Adams

Erfindung der Violet Adams

Titel: Erfindung der Violet Adams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Rosen
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ragte.
    Violet war sofort aus der Tür zum Dach, aber sie war nicht schnell genug. »Ernest!«, schrie sie ihm hinterher. Er drehte sich in letzter Minute um und sah ihr schweigend in die Augen, sein Gesichtsausdruck war kalt und leer, dann fiel er.
    Die anderen Schüler waren inzwischen ebenfalls auf das Dach hinausgeeilt, schreiend und ungläubig rannten sie an die Kante, um zu sehen, wo der Duke hinuntergefallen war. »Herr im Himmel!«, sagte Lane.
    Violet war als Erste an der Dachkante. Sie blickte gerade noch rechtzeitig hinunter, um zu sehen, wie Ernest in den Fluss fiel und nicht wieder auftauchte. Ihr war schwindelig, doch Jack stand neben ihr und führte sie von der Kante fort.
    »Verdammt!«, sagte Bracknell.
    »Warum hat er das getan?«, fragte Merriman.
    Violet kannte die Antwort, konnte sie aber nicht laut aussprechen. Stattdessen lehnte sie sich einfach gegen Jack und sagte nichts. Doch in ihrem Kopf wiederholte sie die Antwort immer wieder: Er hat es meinetwegen getan. Er ist meinetwegen gesprungen. Er hat sich meinetwegen umgebracht.

Kapitel 37
    D ie Neuigkeit, dass der Duke sich in die Themse gestürzt hatte und nicht wieder aufgetaucht war, verbreitete sich wie ein Lauffeuer in Illyria. Der Unterricht wurde sofort eingestellt. Bedienstete machten schwarze Armbinden für sich und die Schüler. Jeder in Illyria trauerte.
    Cecily brach in Miriams Armen weinend zusammen, als sie davon hörte, und Miriam ließ Professor Curio sofort Ada holen. Nachdem Cecily eine Weile geweint hatte, versiegten ihre Tränen, und sie fiel in Ohnmacht, sodass Miriam und Curio sie auf ein Sofa im Wohnhaus trugen. Als sie wieder zu sich kam, fühlte sie sich angeschlagen und wusste nicht, wo sie war, doch sie hörte, wie Miriam und Ada sich unterhielten.
    »Es kann nicht wahr sein, nicht?«, sagte Ada. »Sie haben es nicht mit Ihren eigenen Augen gesehen, nicht?«
    »Nein, Madam«, sagte Miriam, »aber einige Schüler haben das, und Professor Bracknell auch.«
    »Bracknell!«, meinte Ada voller Verachtung. »Dieser Mann kann kaum einmal die Sterne erkennen. Ich bin mir sicher, wenn Ernest wirklich vom Dach von Ilyria gesprungen ist, hat er das deshalb getan, weil er nicht einen Moment länger dieselbe Luft einzuatmen vermochte wie dieser abscheuliche Kerl.«
    »Ich weiß nicht, warum er es getan hat, Madam«, sagte Miriam leise.
    »Ich weiß, Miriam. Es tut mir leid. Ich habe nur … «
    Cecily öffnete die Augen und sah, wie Ada die Hände wrang. »Cecily!«, sagte Ada, umarmte sie und drückte ihr Gesicht gegen das der jungen Frau. Adas Wangen waren nass – auch sie hatte geweint.
    »Wo ist Shakespeare?«, fragte Cecily. Sie wollte das Kaninchen in ihren Armen halten, von dem sie wusste, dass Ernest es gemacht hatte. Miriam verließ schnell das Zimmer und kam einen Moment später mit Shakespeare zurück und gab ihn Cecily. Cecily wiegte Shakespeare in den Armen, drückte ihr Gesicht in sein kaltes Fell und lauschte den tickenden Getrieben, die seinen Herzschlag simulierten.
    »Ich denke«, sagte Ada, die Cecily den Arm um die Schulter gelegt hatte und neben ihr saß, »ich sollte mich um das Begräbnis kümmern. Ich werde dafür sorgen, dass es ein schöner Gottesdienst wird. Und ich werde dafür sorgen, dass dann … wenn man seinen … « Sie begann zu weinen, »… wenn man seinen Körper findet, dieser mit Respekt behandelt wird.« Cecily brach erneut in Tränen aus, woraufhin Ada nur noch heftiger weinte. Selbst der stoischen Miriam liefen die Tränen das Gesicht hinunter.
    Den restlichen Tag erlebte Cecily wie unter einer Dunstglocke. Sie mochte nichts tun, als auf dem Sofa zu liegen und in die Luft zu starren. Einmal meinte sie zu hören, dass Miriam an der Tür jemanden fortschickte. Sie fragte sie, ob es Ashton gewesen sei, der gekommen war, um sie zu trösten, doch Miriam schüttelte nur den Kopf.
    Es war Jack gewesen, der den größten Teil des Tages damit verbracht hatte, die untröstliche Violet davon zu überzeugen, dass es nicht ihre Schuld war, dass der Duke sich umgebracht hatte, dass es ganz eindeutig Dinge in seinem Leben gab, von denen sie nichts wussten und die sie nicht verstanden. Als Violet eingeschlafen war, war Jack sofort gegangen, um nachzusehen, wie es Cecily ging. Miriam traf ihn an der oberen Tür zum Wohnhaus, auf der Brücke über die Große Halle.
    »Bitte, Miriam, wir sind Freunde. Lass mich mit ihr reden.«
    Miriam schüttelte traurig den Kopf. »Es tut mir leid, Jack. Ada ist da, und

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