Erfindung der Violet Adams
Jack sein fast volles Weinglas.
Jack nahm das Glas freudestrahlend entgegen und leerte es in einem Zug. »Danke«, sagte er. »Das habe ich jetzt gebraucht. Ich komme gerade aus London. Ich habe meine Bewerbung für die Illyria-Akademie abgegeben«, erzählte er stolz.
»Das haben wir auch!«, rief Ashton.
Jack runzelte die Stirn und sah erst Ashton an, von dem er wusste, dass er sich nicht wirklich für die Wissenschaft interessierte, und dann Violet, die eine brillante Forscherin war, aber nicht in Illyria zugelassen werden würde. Dann lächelte er, als ihm der alte Streich einfiel, zu dem er die Zwillinge überredet hatte, als sie noch klein waren. »Genau wie damals, als wir Mrs Wilks vorgemacht haben, dass Ashton Violet sei und sie ihm schließlich die Haare gebürstet hat, hundert Striche auf jeder Seite«, sagte er, schlug sich auf die Knie und lachte.
»Du wirst doch niemandem davon erzählen, oder?« fragte Violet.
»Natürlich nicht, Vi. Wenn es irgendjemand verdient, nach Illyria zu kommen – außer mir natürlich – , dann bist du das! Das ist eine tolle Idee. Aber wie wollt ihr euren Vater und Mrs Wilks täuschen? Wird Ashton die ganze Zeit hier bleiben und dich spielen? Und was ist, wenn man euch erwischt?«
»Vater ist zu einer Konferenz nach Amerika gefahren und will ein Jahr dort bleiben, um das Land zu erkunden«, erläuterte Violet, den Schalk in den Augen. »Und ich habe nicht vor, mich erwischen zu lassen.«
»Violet hat Vater überzeugt, dass er uns die Ballsaison über in der Stadt wohnen lässt, um sie auf ihre Einführung in die Gesellschaft vorzubereiten«, fuhr Ashton fort, bevor er losprustete.
»Ich könnte durchaus in die Gesellschaft eingeführt werden, wenn ich das wollte«, sagte Violet entrüstet. »Ich bin sicher, ich wäre eine Zierde für jeden Ball.«
»Ja, natürlich«, beteuerte Ashton, sichtlich bemüht, nicht zu lachen.
»Und Mrs Wilks?«, fragte Jack.
»Ich habe ihr gesagt, dass ich eine Zofe einstellen werde, die sich besser mit der aktuellen Mode auskennt«, antwortete Violet kichernd. »Ich werde sie Laetitia nennen.«
»Laetitia. Das kling nett«, sagte Jack.
»Sie ist zwar sehr ernst, aber sie kennt mehr als zwei Dutzend Frisuren«, witzelte Violet.
Alle drei prusteten erneut vor Lachen. In ihrer Kindheit waren sie wie die drei Musketiere gewesen, und jetzt hatten sie den Eindruck, dass ihre zufällige Begegnung und vielleicht auch der Wein sie in diese Zeit zurückversetzt hatten. Sie waren eine Bande etwas zu pfiffiger Kinder, genau die Art, die die Leute liebten, solange es nicht ihre eigenen waren.Die restliche Fahrt über erzählten sie sich Geschichten aus den letzten Jahren: Violet beschrieb ihre neuesten Erfindungen, Ashton erzählte von seinen Gedichten und skandalösen Erlebnissen in der Stadt und Jack sprach von der Schule und wie er den Schulleiter immer wiederlächerlich gemacht hatte und trotzdem Schulsprecher geworden war.
»Ich hoffe, wir werden beide an der Illyria-Akademie angenommen«, sagte Violet, als sie sich dem Herrenhaus näherten. »Es wäre schön, jemanden um mich zu haben, der die Wahrheit kennt und der mir unter all den Fremden vertraut ist.«
»Ich bin überzeugt davon, dass wir es beide schaffen werden«, versicherte Jack.
»Du musst es einfach schaffen«, sagte Violet, »so wie du einem Frettchen die Flügel einer Fledermaus verpasst und ihm das Fliegen beigebracht hast, müssen sie dich einfach an diesem Institut zulassen. Den wenigsten Wissenschaftlern gelingt so etwas, bevor sie in den Fünfzigern sind.«
»Wenn sie nur nicht verlangen, dass ich das Frettchen vorzeige«, sagte Jack. »Es ist mir davongeflogen.«
»Davongeflogen?«, fragte Ashton.
»Ich habe es im Zimmer eines der Mädchen aus der Stadt freigelassen, das mich partout nicht küssen wollte. Soweit ich weiß, hat ihr Vater es für eine Fledermaus gehalten und so lange mit einem Besen nach ihm geschlagen, bis es in den Nachthimmel verschwunden ist.«
»Oh, je«, sagte Ashton.
»Dann fliegt jetzt also ein verstörtes Flügelfrettchen durchs Land?«, fragte Violet.
»Ich fürchte, ja. Es heißt übrigens Bill, falls ihr es seht.«
»Hört es auf seinen Namen?«, wollte Violet wissen.
»Na ja … , eher nicht. Aber ich habe es immer Bill genannt.«
Draußen wurde es langsam dunkler, und die Felder und Bäume wurden in Lavendel- und Pfirsichtöne getaucht. Das Haus von Jacks Vater lag am anderen Ende der Felder, und Ashton und Violet, die das
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