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Erfindung der Violet Adams

Erfindung der Violet Adams

Titel: Erfindung der Violet Adams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Rosen
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Gefühl hatten, dass er aussteigen wollte, luden ihn in weiser Voraussicht zum Abendessen ein.
    Als die Kutsche vor dem Haus anhielt, war die Sonne bereits zur Hälfte untergegangen und die Luft stickig von der sommerlichen Hitze. Mrs Wilks wartete im Eingang auf sie. Sie wickelte sich eine Strähne ihres braunen Haars um den Finger und fragte sich, was in den paar Stunden, die sie fortgewesen waren, alles passiert sein mochte. Sie errötete, als Jack mit ihnen aus der Kutsche stieg. Sie hatte ihn schon immer für einen frechen jungen Mann gehalten, nicht zuletzt seit er gelernt hatte, Ameisen zu dressieren und dazu zu bringen, mit ihren Körpern Ich liebe Sie, Mrs Wilks in der Hofeinfahrt zu schreiben.
    Auch Mr Wilks war in gewisser Weise frech gewesen. Als er noch am Leben war, hatten sie beide hart auf Messaline gearbeitet, sich jedoch gelegentlich zu romantischer Zweisamkeit in die Ställe oder die Küche oder sogar in den Weinkeller zurückgezogen. Jack erinnerte sie leicht an Mr Wilks, und diese Erinnerung war ihr manchmal unangenehm.
    »Mrs Wilks – meine liebe, liebe Mrs Wilks«, begrüßte Ashton sie. »Haben wir Muffins im Haus?«
    Jack und Violet prusteten vor Lachen.
    Mrs Wilks sah sie verwirrt an und nickte. »Ich bin mir sicher, dass wir noch Muffins vom Frühstück übrig haben. Wird Mr Feste mit uns zu Abend essen?«
    »Ja. Er ist uns begegnet, als er aus London zurückkam. Er ist mit der Schule fertig und hat sich an der Illyria-Akademie in London beworben. Ist das nicht wunderbar?«, sagte Violet. »Wir können die Ballsaison gemeinsam verbringen.«
    »Ich denke, wenn Mr Feste erst an der Akademie ist, wird er seine Zeit wie ein guter junger Mann mit Studieren verbringen und sie nicht mit euch beiden vertrödeln«, entgegnete Mrs Wilks und ging ins Haus, um dem Koch mitzuteilen, dass sie zum Abendessen einen Gast haben würden, und um Muffins zu holen.
    »Ihr müsst mir unbedingt mehr von eurem verrückten Plan erzählen«, bat Jack.
    »Lass mich erst die Muffins holen«, vertröstete Ashton ihn.
    »Wir sehen uns im Garten bei Mutters Bank«, sagte Violet, und Ashton nickte. Violet ging mit Jack in den Garten. Mutters Bank, wie sie und Ashton sie nannten, war eine einfache Holzbank, die schon ziemlich abgenutzt war und unter einer Baumgruppe stand, inmitten von Veilchen und mit Blick auf einen der Teiche. Ihr Vater hatte gesagt, dass dies der Lieblingsplatz ihrer Mutter gewesen war.
    Violet setzte sich neben Jack auf die Bank. Es war schon fast dunkel, doch ein Schwarm Glühwürmchen schwirrte um sie herum. Von Zeit zu Zeit sprang ein Fisch aus dem Teich um eines der Glühwürmchen zu schnappen und mit einem leisen Platschen wieder im Wasser zu verschwinden.
    »Glühwürmchen sind seltsam«, sagte Jack nach einer Weile. »Ich frage mich, ob sich das, was sie zum Leuchten bringt, auch auf andere Tiere übertragen lässt. Wie wäre es mit Leuchtfrettchen?«
    »Ich glaube, du solltest dir ein domestizierbareres Tier als ein Frettchen aussuchen«, riet Violet ihm.
    »Wohl wahr. Aber ich finde sie so amüsant.«
    Violet lächelte. Jack war wie ein zweiter Bruder für sie, und der Gedanke, dass er ihr Verbündeter an der Akademie werden könnte, beruhigte sie.
    »Du musst dich daran gewöhnen, mich Ashton zu nennen«, sagte Violet.
    »Das dürfte mir nicht schwerfallen«, antwortete Jack. »Euer Plan ist wirklich genial. Aber du solltest lernen, dich wie ein Mann zu verhalten, und du brauchst eine gute Verkleidung.«
    »Das mit der Verkleidung ist kein Problem«, mischte Ashton sich ein, der hinter der Bank auftauchte, einen Muffin im Mund und einen Korb mit weiteren in der Hand. »Und ich werde ihr den Sommer über beibringen, sich wie ein Mann zu benehmen.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob du das beste Beispiel für Männlichkeit bist«, zweifelte Jack und griff nach einem Muffin.
    Ashton zog ihm den Korb weg. »Du bekommst keinen Muffin. Du stellst meine Männlichkeit infrage. Auch wenn ich ein Dandy zu sein scheine, tut das meiner Männlichkeit keinen Abbruch. Und davon einmal abgesehen, kannst du dir jemanden vorstellen, der die Vorzüge der Männer eingehender studiert hat als ich?«
    »Ein gutes Argument«, gab Jack zu.
    »Gut«, sagte Ashton und hielt Jack den Korb mit den Muffins hin. »Aber du kannst uns gerne helfen, wenn du magst.«
    »Das hört sich nach Spaß an«, sagte Jack.
    »Das ist mehr als nur Spaß«, widersprach Violet. »Ich möchte beweisen, dass ich schon jetzt klüger bin als

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