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Erfindung der Violet Adams

Erfindung der Violet Adams

Titel: Erfindung der Violet Adams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Rosen
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hinweg. Dann versuchte er, den gleichen Satz zu der Musik zu singen – würde man behaupten wollen, dass er im Takt der Musik sänge, hätte die Musik einen Takt haben müssen. Violet klopfte ihm ungeduldig auf die Schulter.
    Endlich beendete Ashton sein Spiel und sah seine Schwester an. »Ich finde, ich spiele ziemlich gut. Vielleicht nicht was die Technik angeht … «
    »Oder vielleicht überhaupt nicht«, sagte Violet lächelnd.
    »Also, wenn ich mit jemandem sprechen würde, der mir einen großen Gefallen tun soll, ja, der mir bei einem äußerst unorthodoxen Plan helfen wird, wäre ich schon ein wenig netter.«
    Violet kniff die Augen zusammen. Sie brauchte seine Hilfe wirklich, deshalb zwang sie sich zu einem scheinbar netten Lächeln. »Die Technik kann jeder erlernen, Bruderherz« sagte sie sanft. »Aber du spielst mit echtem Gefühl.«
    »Danke«, sagte Ashton und grinste sie breit an. »Deine Komplimente bedeuten alles für mich.«
    »Vater steht schon in der Tür, wir müssen uns von ihm verabschieden.«
    »Aha«, bemerkte Ashton und schloss den Klavierdeckel. Er stand auf, nahm Violets Hand und ging mit ihr zur Haustür. Die beiden waren ein so schönes Paar, wie zwei siebzehnjährige Engländer der besserenGesellschaft es nur sein konnten. Violet war eine Zierde für ihr Geschlecht, das dunkelbraune Haar umrahmte ihr Gesicht stets so, als wäre der Wind hindurchgefahren. Sie hatte eine helle Haut und rosige Wangen, und obwohl sie für ein Mädchen ein wenig zu groß war, eine elegante, weibliche Figur. Ihr ovales Gesicht mit dem ausgeprägten Kinn spiegelte ihre Intelligenz sowohl in den glänzenden, klaren grauen Augen als auch in dem zu einem angedeuteten Grinsen verzogenen Mund wider, der perfekt geschwungen war. Sie gab sich nur selten Mühe mit ihrem Aussehen, was ihr eine natürliche Schönheit verlieh, die gut in einen der Liebesromane gepasst hätte, die sie so sehr verabscheute. Ashton, der die gleiche helle Haut und das gleiche dunkle Haar besaß, trug erheblich ausgewähltere Kleidung. Er war sehr viel mehr auf sein Aussehen bedacht als Violet. Oft hatte er einen Stock bei sich und trug Gehröcke, die aussahen, als kämen sie aus einem fernen Land, obwohl sie von einem Londoner Schneider für ihn angefertigt wurden.
    Ihr Vater, Dr. Joseph Cornwall Adams, war einer der führenden Astronomen des Landes, und Violet und Ashton hatten einen Großteil ihrer Kindheit damit verbracht, die steile Wendeltreppe zum Observatorium des Herrenhauses hinaufzusteigen, um die verschiedenen Gerätschaften zu betrachten, die die Linsen in die richtige Position brachten und Bilder des nächtlichen Himmels aufnahmen. Doch die beiden Kinder waren unterschiedlich von dieser Umgebung geprägt worden. Ashton sah vor allem den Zauber der Sterne und des nächtlichen Himmels, und als er älter wurde, widmete er sein Leben der Poesie und der Kunst, während Violet die metallenen Instrumente ihres Vaters inspizierte und insgeheim beschloss, später selbst solche Geräte zu entwickeln. Im Alter von acht Jahren hatte sie sich im Keller des Herrenhauses ein Labor eingerichtet, in dem sie die großen Disziplinen der Wissenschaft erforschte: Naturgesetze, Chemie und Mechanik. Ihre Genialität zu verleugnen hieße, die Wahrheit zu verleugnen, denn sie besaß eindeutig Talent. Seit damals hatte sie viele faszinierende Erfindungen entworfen und angefertigt, sehr zur Freude ihres Bruders und zum Kummer von Mrs Wilks, ihrer Gouvernante.
    Ashton und Violet traten in die Eingangshalle und sahen den Angestellten zu, wie sie im Regen die Kutsche des Vaters beluden. Violet hatte Mühe stillzustehen, denn sie konnte es kaum erwarten, dass ihr Vater aufbrach. Es war nicht so, dass sie ihn loswerden wollte – eigentlich vermisste sie ihn schon jetzt und war traurig, dass er nach Amerika reiste – , doch sie hatte die letzten Wochen damit verbracht, einen Plan auszuarbeiten, der es ihr ermöglichen würde, ihre Träume zu verwirklichen und für dessen Umsetzung es unumgänglich war, dass ihr Vater nicht anwesend war.
    »Kinder«, sagte Mrs Wilks hinter ihnen, »geht von der Tür weg. Es zieht, und ihr werdet euch noch erkälten.« Sie ließ nicht locker, bis sie sich ins Innere des Hauses zurückzogen. Sie war ihre Gouvernante seit ihrer Geburt und davor die Zofe und Freundin ihrer Mutter gewesen. Als ihre Mutter bei ihrer Geburt starb, hatte sie ihnen Namen gegeben und sie als Ersatzmutter aufgezogen. Und so sehr sie sie auch liebte, so

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