Erfindung der Violet Adams
Schüler haben bereits bewiesen, dass sie intelligente, wohlerzogene Männer sind, die es verdient haben, ein weiteres Jahr hier zu studieren. Sie müssen das erst noch beweisen. Halten Sie sich an die Regeln. Sie finden sie in den Unterlagen, die Sie bekommen haben – ich empfehle Ihnen, sie sich einzuprägen, denn die Regeln nicht zu kennen, ist keine Entschuldigung dafür, sie zu brechen. Die Zeit nach dem Abendessen steht Ihnen zu Ihrer freien Verfügung. Ich empfehle Ihnen, diese Zeit mit Ihren Studien im Aufenthaltsraum zu verbringen. Die Wand hinter Ihnen kann, wie die meisten von Ihnen sicher schon vermutet haben, genutzt werden, um die verschiedensten Erfindungen mit Strom zu versorgen, und führt bis in den Aufenthaltsraum der Schüler hinunter. Ich schätze es allerdings nicht, um drei Uhr nachts von irgendeinem Aufziehroboter geweckt zu werden, der verrücktspielt. Passen Sie also auf, was Sie tun. Die Entwicklung von Waffen ist in den Hallen von Illyria verboten. Draußen in der realen Welt können Sie Ihr Wissen und Ihre Fertigkeiten einsetzen, wozu immer Sie wollen, doch hier gilt: keine Waffen. Jeder, der diese Regel missachtet, wird sofort der Schule verwiesen. Ich denke, Sie alle haben schon die Gerüchte über die aus dem Ruder gelaufenen Experimente gehört, deren Ergebnisse angeblich noch immer im unteren Keller im Verborgenen lauern. Ich versichere Ihnen, dass daran nichts Wahres ist. Nichtsdestotrotz ist es den Schülern verboten, einen der unteren Keller zu betreten. Sie werden hauptsächlich als Lagerräume genutzt, sind jedoch ein Labyrinth, in dem man sich leicht verirren kann, und ich habe keine Lust, Professoren vom Unterricht abziehen zu müssen, um nach Ihnen zu suchen. Nun möchte unser Ehrengast, die Countess Lovelace, Sie gerne in Augenschein nehmen. Sie hat ein feines Gespür für den Charakter eines Menschen, und ich hoffe, Sie werden jeden ihrer Ratschläge befolgen.«
Die Countess Lovelace erhob sich und stieg von der Bühne herunter, um auf gleicher Höhe mit den Schülern zu stehen. Sie war eine dünne, blasse Frau mit blitzenden, schwarzen Augen. Sie war sechsundsiebzig, Witwe und ganz in dunkelblau gekleidet, was ihr vorsichtiges, wissendes Lächeln noch betonte. Ihr Haar war zu einem Knoten hochgesteckt und bis auf einige schwarze Strähnen ergraut. Sie roch leicht nach Brandy und Rauch, stützte sich auf einen Stock aus Bronze und Holz und musterte jeden der neuen Schüler eingehend. »Sie scheinen in Ordnung zu sein«, rief sie dem Duke zu.
»Ich freue mich, dass du mit ihnen einverstanden bist, Tante.«
Sie ging an der Reihe der Schüler entlang und blieb vor Violet stehen, die den Atem der Frau im Gesicht spüren konnte. Violet blickte zu Boden, sie versuchte, dem Blick von Ada Byrons dunklen, leidenschaftlichen Augen auszuweichen.
»Wie heißen Sie?«, fragte Ada nach einem Moment des Zögerns.
»Ashton Adams, Madam«, antwortete Violet und hielt den Kopf gesenkt.
»Sie dürfen mich in den Speisesaal begleiten«, forderte Ada sie auf und reichte Violet ihren Arm.
Violet nickte. Sie spürte, dass die anderen Schüler sie neidisch ansahen. Von der großen Ada Byron, der ersten Rechnerin, bevorzugt, von ihr ausgewählt zu werden, sie anfassen zu dürfen! Violet richtete den Blick nach vorn, jedoch ohne die Countess anzusehen, nahm ihren Arm und begleitete sie aus der Halle.
Als sie den Gang erreicht hatten, blieb Ada stehen und ließ Violets Arm los.
»Ich glaube, der Speisesaal ist in diese Richtung, Madam«, bemerkte Violet, die sich immer noch nicht traute, der Countess in die Augen zu sehen.
»Als Sie mein Nicken in der Halle erwidert haben, haben Sie fast einen Knicks gemacht. Daran müssen Sie noch arbeiten«, sagte Ada.
Violet hob den Kopf und blickte in Adas schelmische Augen. Sie versuchte, ihren Schock und ihren Kummer zu verbergen. »Madam, ich … «
»Behandeln Sie mich nicht wie eine Idiotin, Mädchen. Jeder Trottel sieht, dass Sie eine Frau sind. Glücklicherweise sind hier an der Akademie nur Genies, deshalb denke ich, dass Sie nicht allzu viele Probleme haben werden. Es sei denn, Sie knicksen weiterhin. Ich würde auch noch an Ihrem Gang arbeiten, und schauen Sie nicht die ganze Zeit auf den Boden. Außerdem ist Ihre Stimme zu tief wie bei einem Kind, das versucht, wie ein Mann zu klingen.«
»Countess, ich wollte nicht … «
»Natürlich wollten Sie. Sie sind hier, und alle halten Sie für einen Mann, und die Idee ist wirklich klug, wenn
Weitere Kostenlose Bücher