Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erfindung der Violet Adams

Erfindung der Violet Adams

Titel: Erfindung der Violet Adams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Rosen
Vom Netzwerk:
Fall sein würde, dass er mit der furchtbaren Kreatur die letzte Heimlichkeit seines Vaters getötet hatte. Doch vor einigen Jahren hatten die Schüler begonnen, die Initiationsriten für die Neulinge in den Keller zu verlegen, und er wollte für so viel Sicherheit sorgen, wie es ihm möglich war.
    Normalerweise inspizierte er nur den Bereich um den Aufzug – hier lagen die Lagerräume, und hierhin kamen die Schüler für ihre Initiation. Dahinter begannen die Mauern, sich auf unvorhersehbare Weise zu wölben und zu krümmen, die Luft schien feuchter, und ein fernes mechanisches Kreischen kroch um die Ecken. Diese Bereiche mied er.
    Die heutige Inspektion des Kellers glich der in den vorigen Jahren. Der Keller war dunkel und roch nach Rost. Dinge, die er nicht sehen konnte, streiften ihn, und einige Male musste er die Zähne zusammenbeißen und sich gut zureden, dass das nur ein Keller und er der Duke von Illyria war. Hier unten gab es nichts zu fürchten, sagte er sich.
    Doch er glaubte nicht einmal ansatzweise daran.
    Niemand kannte den Grund für seinen jährlichen Rundgang. Wenn er gefragt wurde, gab er vor, Inventur zu machen. Einmal hatte er einem Dienstmädchen, dem er nähergekommen war, den wahren Grund für seine Inspektion des Kellers verraten. Sie hatte seinen Rundgang als Monsterjagd bezeichnet und darauf bestanden, ihn zu begleiten. Sie hatten nichts gefunden, doch er hatte sie dort unten gegen die schmutzigen Wände gepresst und geliebt, wobei ihr rotes Haar wie eine Kerze in der Dunkelheit geleuchtet hatte. Er lächelte, als er die Gänge abschritt und sich an diese Nacht erinnerte. Er fragte sich, ob es noch andere Frauen gab, die mit ihm auf Monsterjagd gehen würden. Frauen mit stechenden grauen Augen wie die von Miss Adams.
    Er hatte seinen Rundgang fast beendet. Bis jetzt hatte er zu seiner Beruhigung nichts gefunden, doch dann hörte er Schritte hinter sich und drehte sich um, Laterne und Pistole in den ausgestreckten Händen.
    »S-s-sir!«, stammelte ein ängstlich aussehender Professor Curio.
    »Curio«, sagte der Duke und ließ die Hand mit der Pistole sinken. »Sie haben mich erschreckt.«
    »V-v-verzeihung, Sir. Machen S-s-sie Ihren j-j-jährlichen Rundgang durch die Lagerräume?«
    »Ja. Und es ist alles in Ordnung.«
    »G-g-gut.«
    »Was machen Sie hier unten?«, fragte der Duke mit leicht schräg gelegtem Kopf.
    »V-vorbereitungen für das neue Sch-schuljahr, n-nur V-vorbereitungen für das neue Sch-schuljahr«, antwortete Curio und sah dem Duke nicht in die Augen. Der Duke wartete ab, insistierte aber nicht weiter. Plötzlich zuckte Curio in der Dunkelheit zusammen.
    »Nun gut«, sagte der Duke. »Ich denke, ich sollte zu Bett gehen. Lassen Sie es mich wissen, falls Sie hier unten auf irgendwelche Monster stoßen.«
    »Ir-irgendwelche a-anderen Monster«, sagte Curio und nickte.
    »Gute Nacht, Curio«, verabschiedete sich der Duke und ging zum Aufzug. Er sehnte sich nach einer Dusche, um sich den Schmutz des Kellers abzuwaschen und nach seinem Bett.
    »G-g-gute Nacht, S-s-sir«, sagte Curio, der allein im Dunkeln stand, als die schaukelnde Laterne des Dukes nicht mehr zu sehen war. In den Schatten hallte noch das Geräusch seiner Schritte durch den Keller. Dann verschwand auch das, und nur die rotierenden Getriebe waren noch zu hören.

Kapitel 7
    I n der letzten Septemberwoche versammelten sich alle Hausangestellten von Messaline, um der Abreise der jungen Herrschaften in die Stadt beizuwohnen. Als sie gehört hatten, dass die Adams-Zwillinge nach London gehen würden, waren fast alle entgeistert gewesen. Der junge Herr schien ganz eindeutig ein Stadtmensch zu sein, doch die junge Miss Adams? Ihr Umzug nach London würde bestimmt zu Problemen führen, vor allem für die Londoner. Die Dienstmädchen erzählten sich Geschichten von furchterregenden Robotern, die schon bald durch die Straßen von London streifen würden, und die Stalljungen fragten sich, ob sie nachts ausgehen und ihre seltsamen Experimente an den Bettlern durchführen würde. Doch in einer Hinsicht waren sich alle einig: Sie waren froh, sie gehen zu sehen.
    Ashton, Violet und Jack winkten dem Personal zu, als sie in die Kutsche stiegen. Sie fühlten sich geschmeichelt, dass so viele gekommen waren, um sie zu verabschieden, denn natürlich gingen sie davon aus, dass dies aus einem Gefühl der Zuneigung heraus geschah und nicht einfach und allein aus dem Bedürfnis sicherzugehen, dass Violet auch wirklich abreiste. Antony

Weitere Kostenlose Bücher