Erfindung der Violet Adams
sagte er mit leicht irischem Akzent. Sie schüttelten sich die Hände und verfielen erneut in Schweigen.
Violet sah sich die Männer ihr gegenüber und an den anderen Tischen an. Sie war froh, dass keiner, selbst der Attraktivste nicht, irgendwelche romantischen Gefühle in ihr wachrief, sodass sie nicht von verliebten Anwandlungen abgelenkt werden würde.
Was das anging, hatte Violet mehr Glück als die anderen Schüler, denn in diesem Augenblick tauchte Cecily Worthing, die Cousine des Dukes und sein Mündel, in dem Bogengang auf, den Jack eben erwähnt hatte, und kam die Wendeltreppe herunter, um an dem Tisch ihres Cousins Platz zu nehmen. Die Gespräche verstummten, als die Schüler einer nach dem anderen auf sie aufmerksam wurden und sie anstarrten. Die älteren Schüler hatten sie natürlich schon einmal gesehen. Die meisten von ihnen wandten sich schnell wieder ihrem Essen zu, da sie sich nicht den Zorn des Dukes zuziehen wollten, obwohl sich alle im Stillen wünschten, sie an ihren Tisch zu bitten.
Da Cecily die einzige junge Dame war, der der Aufenthalt in den Hallen von Illyria gestattet war, war es nur natürlich, dass die Schüler um ihre Aufmerksamkeit buhlten, wie junge Männer häufig und gern um die Aufmerksamkeit einer jungen Dame buhlen. Doch selbst wenn Cecily nur eine von Hunderten junger Damen in Illyria gewesen wäre, wäre ihre Gesellschaft trotzdem die erstrebenswerteste gewesen.
Sie war bezaubernd. Ein wenig klein, aber mit einer anmutigen Figur, langem, goldenem Haar und einer klaren, hellen Haut, die in den bronzenen Hallen leuchtete. Ihr Lachen war von einer Art, die alle um sie herum augenblicklich auch lachen ließ, und das nicht nur wegen der zarten rosa Farbe ihrer Lippen oder ihrer perfekten Zähne, sondern weil dieses Lachen, wenn sie glücklich war, an einen frischen Landwind erinnerte, der sich einen Weg in die kohlengeschwängerte Luft der Stadt gesucht hatte.
Jack, der bisher nie für romantische Gefühle anfällig gewesen war, verliebte sich auf der Stelle in sie. Er hatte während seiner Schulzeit die Bekanntschaft einiger Mädchen gemacht, Dorfmädchen, die offen grinsten und einen ungeschliffenen Charme verströmten. Und natürlich kannte er Violet, doch sie war mehr wie eine Schwester für ihn. In London hatte er oft den Damen der Aristokratie mit ihren großen Hüten und schmalen Taillen hinterhergesehen, doch keine war mit Cecily vergleichbar gewesen. Sie bewegte sich zwischen den Tischen hindurch wie ein Schwan, der auf einem Fluss dahinglitt. Sie küsste den Duke mit der Sanftheit eines Kolibris auf die Wange und schob ihr offenes Haar mit einer einfachen Geste hinter das Ohr wie eine weiße Taube, die sich in die Lüfte erhob. In diesem Moment wusste Jack, dass er nichts erschaffen konnte, das so schön war wie sie, selbst wenn er tausend Jahre leben und forschen würde. »Wer ist das?«, fragte er.
»Das muss Cecily sein«, sagte Violet und sah das Mädchen an. Sie empfand eine seltsame Eifersucht, vermutlich weil Cecily hier aufgewachsen war, während Violet sich hatte verkleiden müssen, um aufgenommen zu werden. »Sie ist die Cousine des Dukes und sein Mündel.«
»Oh«, machte Jack und starrte ihr hinterher.
»Starr sie nicht so an«, riet ihm ein großer Schüler, der von einem der anderen Tische zu ihnen herübergekommen war. »Der Duke hat, was sie angeht, einen ausgeprägten Beschützerinstinkt, und er ist der Meinung, dass Frauen die Schüler nur ablenken.« Der junge Mann hielt sich den Bauch und gluckste. Er hatte noch einen weiteren Schüler im Schlepptau, der dünn und unheimlich blass war und ebenfalls lachte. »Ich bin Toby, und das ist Drew. Wir sind in der Oberstufe, deshalb ist es unsere Aufgabe, euch Neulinge zu begrüßen und euch zu zeigen, wie der Hase läuft. Also wer seid ihr?«
Zunächst sagte niemand etwas. Violet sah Toby an, der sich am Bauch kratzte und unbeeindruckt dreinschaute. Drew stand hinter ihm und guckte gelegentlich zum Tisch des Dukes hinüber, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder Toby zuwandte.
»Ashton Adams«, sagte Violet und streckte die Hand aus. »Und das sind Jack Feste, James Lane, Roger Fairfax … «
»Earl von Cheshireford«, unterbrach Roger sie.
»Ja. Und Humphrey Merriman«, schloss Violet.
»Na, schön«, sagte Toby, »das ist zumindest ein Anfang. Adams, ich hab gesehen wie du die Countess hereinbegleitet hast. So etwas hat es noch nie gegeben. Normalerweise führt der Duke sie herein.«
»Sie hat
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