Erfindung der Violet Adams
die Schüler entdeckte, starrte er sie schweigend an, bis sie wieder gingen.
Das Rechenlabor war hoch und beherbergte sechs riesige Rechenmaschinen, aufstrebende Türme, die doppelt so groß waren wie Violet. In der Mitte hatten sie große Schlitze, in die die Rechenprogramme eingelegt werden konnten und einen weiteren Schlitz, der das mit den Resultaten bedruckte Pergament ausspuckte. Sie summten in der Dunkelheit leise und unheilvoll. In der Mitte des Raumes standen mehrere Tische, auf denen die Rechenprogramme erstellt wurden. Violet und Jack gingen schweigend durch das Labor, wobei Violet stehen blieb, um die Maschinen zu berühren und sanft mit den Fingern über ihre Hebel zu fahren, doch nach einer Weile wurde das leise Summen und Knirschen der Getriebe einschläfernd, und sie verließen den Raum.
Das Astronomielabor auf dem Dach der Akademie schien Violet weniger gut ausgestattet, wenn auch etwas größer als das ihres Vaters zu Hause auf ihrem Landsitz. Doch die beiden Uhrentürme außerhalb der Glaskuppel faszinierten sie beide. Die Tür nach draußen war verschlossen, aber durch das Glas sahen sie die lebensgroßen Figuren, die zu den vollen Stunden tanzten.
»Ich finde, wir sollten das Schloss knacken und auf der Löwenstatue reiten«, sagte Jack und zeigte auf die Figur. »Du hast doch noch diesen Dietrich, den du entwickelt hast, oder?«
»Er ist unten in unserem Zimmer«, antwortete Violet, »aber ich möchte nicht schon in Schwierigkeiten geraten, bevor der Unterricht auch nur begonnen hat. Außerdem reitet Leonardo da Vinci bereits den Löwen. Ich bin mir nicht sicher, ob noch Platz für dich wäre.«
»Ich wette, Leo hätte nichts dagegen«, alberte Jack.
Sie sahen sich die Uhren noch eine Weile an, dann stiegen sie wieder in die Akademie hinunter.
Das biologische und naturwissenschaftliche Labor roch nach Konservierungsmitteln, doch Jack schien offensichtlich völlig davon angetan. Trotz Violets Protesten durchstöberte er die Schränke, griff nach Gläsern mit konservierten Mäusen und nach diversen Phiolen mit seltsam schimmernden Flüssigkeiten, wobei er aufgeregt jede einzelne kommentierte: »Das sind verflüssigte Quallen!«
»Streifen von einbalsamierter Schweinehaut!«
»Ein leerer Gürteltierpanzer!« Und so weiter. Nachdem das einige Minuten so gegangen war, verkündete Violet, dass sie ihren Rundgang fortsetzen würde. Jack winkte ihr zu; er sah kaum auf, als er sagte, dass er später nachkommen würde. Violet ging hinunter in den Keller, wo das Mechaniklabor lag.
Zunächst versuchte sie, sich zu beherrschen, die Bilder von Jack, der sich im Biologielabor nicht hatte zurückhalten können, waren ihr noch frisch vor Augen, doch lange vermochte sie nicht an sich zu halten, und schon bald saß sie an einem der langen Tische, die Hände klebrig von Öl und Schmiermitteln und die Anfänge einer kleinen Erfindung vor sich auf dem Tisch. Sie war so von den endlosen Vorräten an Hebeln und Federn und der Wand mit den klickenden Getrieben begeistert, dass sie nicht merkte, wie schnell die Zeit verging.
»Sie haben schon angefangen?«
Violet blickte auf. Im Schatten der Tür stand ein Mann, der aussah, als stünde er schon eine ganze Weile dort. Violet hob die Hand über die Augen, in der Hoffnung, ein Gesicht zu erkennen, obwohl sie bereits eine Vermutung hatte, wer da stand und rot wurde.
»Tun Sie das lieber nicht«, sagte der Duke und trat ins Labor. »Sie werden sich Öl ins Gesicht schmieren.« Er kam an Violets Tisch und griff nach ihrem Handgelenk, um sie von ihrem Vorhaben abzuhalten. »Zu spät!« stellte er fest. »Das sollten Sie unbedingt abwaschen, bevor Sie ins Bett gehen.« Er grinste sie an.
»Oh«, murmelte Violet und stand auf. »Verzeihung, Sir.«
»Kein Grund, sich zu entschuldigen, Mr Adams«, sagte der Duke. »Es ist großartig, dass Sie bereits in die Arbeit vertieft sind. Darf ich fragen, was es wird?«
»Ich bin mir noch nicht sicher, Sir«, gab Violet zu. »Ich war einfach so beeindruckt von Ausstattung, Werkzeugen und Räumlichkeiten, dass ich herumgespielt habe. Ich kann es wieder auseinanderbauen und die Einzelteile zurücklegen.«
»Seien Sie nicht albern. Dort drüben an der Wand sind Fächer, in denen Sie Ihre kleineren Arbeiten lagern können. Größere Dinge können Sie einfach an die Seite stellen. Am Ende des Jahres ist es hier drinnen immer ziemlich voll. Jetzt lassen Sie mal sehen, was Sie da haben.«
Der Duke beugte sich über Violet und
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