Erfindung der Violet Adams
legte ihr kameradschaftlich die Hand auf die Schulter. Doch Violet konnte nicht umhin zu bemerken, dass der Atem des Dukes in ihrem Nacken viel wärmer war als die Flammen in ihrem Labor zu Hause.
»Zu Hause habe ich ein Werkzeug entworfen, mit dem man Schlösser knacken kann«, erzählte Violet und versuchte, sich auf die Schrauben und Drehknöpfe vor ihr zu konzentrieren. »Ich habe es benutzt, um meinen Bru… meine Schwester zu ärgern. Jack hat mich vorhin daran erinnert. Und einige der älteren Schüler haben beim Mittagessen angedeutet, dass es heute Nacht so eine Art Initiation geben wird. Daher habe ich gedacht, ich könnte ein Zusatzgerät zu dem Dietrich … «
»Sie haben ihn mitgebracht?«
»Was?«
»Ihren Dietrich? Sie dachten, dass Sie hier einen Dietrich brauchen?«
Violet schürzte die Lippen, und dem Duke fiel auf, dass die Lippen des jungen Mr Adams erstaunlich weich aussahen und dass sein Hals elegant und attraktiv war. Trotzdem, er hatte einen Dietrich mit in die Akademie gebracht. Das ließ auf einen Spaßvogel schließen. Trotzdem war der Duke, um der Wahrheit die Ehre zu geben, hin und her gerissen – er wollte den Dietrich gerne sehen. Es schien sich um ein raffiniertes Werkzeug zu handeln.
»Ich habe fast alle meine kleinen Erfindungen mitgebracht. Ich war mir einfach nicht sicher, was ich brauchen würde.«
»Na schön, aber brechen Sie damit nicht in meine Privatgemächer ein.«
»Selbstverständlich nicht, Sir«, stammelte Violet und errötete.
»Was haben Sie denn gedacht, wie Ihnen der Dietrich bei dem Initiationsritus heute Nacht helfen kann?«
»Sie wissen von der Initiation?« fragte Violet.
»Die findet jedes Jahr statt«, antwortete der Duke, »mehr verrate ich nicht.«
»Nun, ich weiß auch noch nicht wie, doch der dem Dietrich zugrunde liegende Mechanismus ist veränderbar, deshalb habe ich gedacht, dass ich ein Zusatzteil machen könnte, um ihn multifunktional zu machen … durch ein paar weitere Werkzeuge, eine kleine elektrische Lampe vielleicht – wie diese hier. Ich habe die Theorien von Volta angewandt und einige Ideen von einem jungen Wissenschaftler namens Telsa. Wenn ich diesen Knopf hier drücke, wird ein gleich bleibendes elektrisches Licht erzeugt … «
»Darf ich mal?«, fragte der Duke und legte seine Hand auf Violets, die auf dem Knopf lag, und drückte. Das Gerät surrte leicht, bevor es einen Lichtstrahl erzeugte; dann wurde das Surren leiser, und das Licht erlosch. Das Labor lag im Dunkeln, und Violet und der Duke waren sich plötzlich beide bewusst, dass ihre Hände sich in der Dunkelheit berührten.
»Beeindruckend«, meinte der Duke und nahm seine Hand von dem Gerät.
»Es wird einfacher zu bedienen sein, wenn ich es mit dem Dietrich verbunden habe«, erklärte Violet. »Der Dietrich erzeugt mehr Energie pro Umdrehung, sodass das Licht länger leuchtet.«
»Sehr beeindruckend, Mr Adams«, lobte der Duke. »Ich bin mir sicher, das Teil wird Ihnen heute Nacht von großem Nutzen sein. Aber denken Sie daran, ihn vor dem Einschlafen in Ihre Hosentasche zu stecken. In Ihrem Zimmer wird er ihnen nicht viel nützen.«
»Danke«, sagte Violet lächelnd.
»Sie sehen Ihrer Schwester sehr ähnlich, wenn Sie lächeln«, meinte der Duke. Dann drehte er sich um und verließ das Labor und ließ Violet, die auf ihrer Lippe herumkaute, allein zurück.
Der Duke schritt den Gang hinunter und stieg die Treppe hinauf, blieb kurz im Aufenthaltsraum der Schüler stehen und wandte sich dann dem Korridor zu, von dem die Zimmer der Schüler abgingen. Die Schüler verstummten, als er ihnen zunickte. Es war fast Abendessenszeit. Er, die anderen Professoren und Ada würden heute Abend im Aufenthaltsraum der Professoren essen und spielen und trinken und – da Ada zu Besuch war – Zigarren rauchen. Er hatte das Labor so schnell verlassen, um nicht den Eindruck zu erwecken, einen Schüler zu bevorzugen, indem er zu viel Zeit mit ihm verbrachte, und weil er sich auf seltsame Weise zu Ashton Adams hingezogen fühlte, nicht nur intellektuell, sondern auch körperlich. Dieses Gefühl war ihm neu: Er war ein Mann der Wissenschaft und fand es lächerlich, einen Mann aufgrund seiner Vorlieben im Schlafzimmer zu beurteilen, doch er hätte nie gedacht, dass auch er sich für das eigene Geschlecht interessieren könnte. Und doch bezauberte ihn der Ton von Ashton Adams Haut. Dieser Gedanke, der sich in sein Bewusstsein stahl, schien ihm unangebracht und verwirrend. Vielleicht
Weitere Kostenlose Bücher