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Erfindung der Violet Adams

Erfindung der Violet Adams

Titel: Erfindung der Violet Adams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Rosen
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begleiten?«
    »Aber natürlich, Tante Ada.«
    »Ich sehe dich beim Abendessen, Ernest«, sagte Ada und ging mit Cecily zu der Treppe, die zu ihren Privatgemächern führte. Er hätte ihr gerne vorgeschlagen, den Aufzug in der Halle zu benutzen, wusste jedoch, dass Ada jede Andeutung auf eine eventuelle Schwäche als Beleidigung auffassen würde. Stattdessen beobachtete er, wie Cecily sie stützte, während sie langsam die marmorne Wendeltreppe hinaufstiegen und durch den Bogengang zu Cecilys Gemächern gingen. Die Angestellten huschten durch den Speisesaal und wuschen und schrubbten die Böden, bis sie glänzten.
    Der Duke seufzte und stützte den Kopf in die Hände. Die Geste entsprang nicht der Traurigkeit, denn der Duke war zufrieden mit dem luxuriösen Leben, das er führen durfte. Hätte man ihn nach dem Grund seines Seufzens gefragt, er hätte ihn nicht gewusst, da er sich des Unbehagens, das ihn quälte, nicht bewusst war. Er wusste nur, dass er das Gefühl hatte, als würde ihm etwas, das er unter Kontrolle gehabt hatte, langsam entgleiten. Doch er hatte zu arbeiten und würde sich nicht von seinen Gefühlen ablenken lassen. Nein, er würde die Labore abgehen und sehen, ob alles seine Ordnung hatte, und anschließend in den Unterkünften der Schüler vorbeischauen, um ihnen zu zeigen, dass er jeden Moment hereinplatzen konnte, um sich zu vergewissern, dass sie sich ordentlich benahmen.
    Und dann musste er sich auf die erste Vorlesung vorbereiten, die er am Samstag halten würde. Er wollte über die Möglichkeiten der Raumfahrt sprechen, hatte er entschieden. Diese Idee spukte in seinem Kopf herum, seit er Ashton Adams’ Aufsatz gelesen hatte. Adams hatte interessante Ideen darin dargelegt, die es wert waren, der gesamten Schülerschaft vorgestellt zu werden. Die Adams-Zwillinge waren ein bemerkenswertes Paar. Gerade der junge Ashton mit seinem sanften Gesicht schien dem Duke ein hübscher Bursche zu sein, der voller Potenzial steckte. Der Duke hatte im letzten Monat oft an die beiden Adams-Zwillinge gedacht, wenn auch nur flüchtig. Er würde gerne ihren Vater kennenlernen, dachte er. Sie waren eindeutig eine ganz besondere Familie.
    Der Duke warf einen Blick auf die Uhr an der Wand. Es war an der Zeit, den Laboren einen Besuch abzustatten.

    Auch Violet besichtigte die Labore. Jack und sie hatten nicht lange gebraucht, sich in ihrem Zimmer einzurichten, obwohl es eine kleine Diskussion gegeben hatte, ob sie aus Gründen der Schicklichkeit ein Laken durch das Zimmer spannen sollten, damit Jack nicht sah, wie Violet schlief. Violet hatte darauf bestanden, dass das völlig unnötig und noch dazu ziemlich verdächtig sei. Außerdem war sie kein sehr schamhaftes Mädchen. Sie würde sich auf der Toilette umziehen – jedes Zimmer hatte eine eigene – , und ihr Nachthemd war äußerst züchtig. Doch Jack bestand auf das Laken, da er fürchtete, Violet könnte seine nackten Beine sehen und Kommentare dazu abgeben. Violet versprach, sich jeder Äußerung zu enthalten, und somit wurde kein Laken gespannt.
    Die Zimmer waren zwar klein, jedoch sehr schön, mit grünen Teppichen und Holzfußböden. Die Türen gingen alle auf einen Gang hinaus, an dessen Ende der Aufenthaltsraum mit der sich ständig in Bewegung befindenden Wand mit den Getrieben und mehreren Tischen lag, an denen man arbeiten konnte. Viele der älteren Schüler saßen bereits dort. Sie arbeiteten sich wieder in ihre Projekte ein oder redeten mit ihren Freunden und zeigten ihnen die Erfindungen, die sie den Sommer über perfektioniert hatten. Violet sah einen aufziehbaren Käfer, der allem Anschein nach Wände wahrnehmen und umgehen konnte, sowie seltsame Tränke, von denen man sofort einschlief – Letzteres wurde gerade an Merriman getestet, der sich unbedingt mit den älteren Schülern gut stellen wollte. Doch so interessant das alles auch war, brannten Jack und sie darauf, die Labore zu sehen.
    Das Chemielabor roch nach seltsamen Giften und Rauch, und die einst goldenen Wände waren an einigen Stellen braun verfärbt, was ihnen ein marmoriertes Aussehen verlieh. Professor Curio ging durch das Labor und murmelte von Zeit zu Zeit vor sich hin, während er die Flaschen in den Regalen neu ordnete und sie dann wieder an ihre alten Plätze stellte, nur um sie noch einmal umzustellen. Die Mikroskope, die an einem Ende des Zimmers lagen, waren groß und glänzten voller Vorfreude, als hätten sie es über den Sommer vermisst, benutzt zu werden. Als Curio

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