Erfindung der Violet Adams
stellen, um sie daran zu erinnern, wem sie ihr Essen zu verdanken hatten.
»Vielleicht magst du ja mit mir wetten, wenn die Professoren nicht wollen«, forderte Ada ihn auf und hob die Tellerglocke von einem der Teller. Dampf stieg ihr ins Gesicht und strich durch die losen Haarsträhnen auf ihrer Stirn, um sich dann mit dem Rauch im Zimmer zu vermischen. Auf dem Teller lagen gedünsteter Spinat und Zitrone, deren Geruch sich im ganzen Raum ausbreitete. »Statt um Geld können wir auch um etwas anderes wetten, du kannst es dir aussuchen.«
»Und um was sollen wir dann wetten?«, fragte der Duke, der wusste, dass er vor den Professoren das Gesicht verlieren würde, wenn er jetzt einen Rückzieher machte. Sie alle mochten ihn, doch er war jünger als sie, und jedermann wusste, dass seine Position ererbt und nicht erarbeitet war. Sich ihren Respekt und ihre Fügsamkeit zu erhalten, war ein ständiger Kampf.
»Wenn ich gewinne«, sagte Ada, auf der die Blicke der Professoren ruhten, »darf ich nächstes Jahr einen der neuen Schüler auswählen. Das gibt mir die Möglichkeit, einen Schüler an die Akademie zu bringen, in dem du möglicherweise nicht das Potenzial zu einem wahren Genie siehst, wie wir beim Mittagessen erörtert haben.«
»Der Gewinn scheint mir für dich sehr gering«, sagte der Duke.
»Vielleicht. Aber vielleicht werde ich jemanden auswählen, der einzigartig ist – jemanden, dem die Geschliffenheit fehlt, die du immer von deinen Schülern erwartest.«
»Geschliffenheit?«, fragte Prism.
»Deine Wissenschaftler sind oft Politiker«, sagte Ada und nahm sich etwas Spinat. »Sie sind alle solche Edelmänner, so vornehm.«
»Das stimmt doch gar nicht«, widersprach der Duke. Die anderen Professoren nahmen die Cloches von den Tellern und taten sich auf. »Einer der neuen Schüler ist der Sohn eines Gärtners.«
»Wirklich?«, fragte Valentine. »Wie entsetzlich.«
»Das mag schon sein«, sagte Ada, »aber keiner deiner Schüler ist wirklich ungehobelt. Sie sind alle charmant und höflich, auch wenn sie nicht immer aus den besseren Kreisen kommen. Wo ist der ungehobelte, unerzogene Sohn eines Fischers, der wie ein Seemann flucht und Salzwasser mit Wermut mischt, um ein Elixier zu brauen?«
»Um heutzutage ein guter Wissenschaftler zu sein, braucht man Geldgeber und Unterstützer. Und dazu braucht man Charme«, gab Prism zu bedenken, der gerade eine Linse seiner Brille herunterklappte, um das Essen in Augenschein zu nehmen.
»Dann lehren Sie sie Charme, genau wie Sie sie die Wissenschaften lehren«, sagte Ada.
»Ich weiß ja nicht, wie das bei den anderen aussieht, aber ich bringe ihnen Charme bei«, warf Valentine ein. »Schon allein durch mein gutes Beispiel.«
»Du hast mich überzeugt«, sagte der Duke lächelnd. »Du kannst, wenn du gewinnst, einen Schüler auswählen. Doch was bekomme ich, wenn ich gewinne?«
»Was möchtest du denn haben?«, fragte Ada.
»Dass du für mich arbeitest«, lächelte der Duke. »Ein Jahr lang.«
Professor Prism sah den Duke durch seine vielen Linsen traurig an.
»Machen Sie sich keine Sorgen, Prism. Ich habe nicht vor, Sie zu ersetzen. Die Countess wäre sozusagen meine Assistentin. Sie wäre in allen Unterrichtsstunden an meiner Seite und würde den Schülern ihre jahrelange Erfahrung zur Verfügung stellen. Sie würde meine Vorlesungen übernehmen, wenn ich verhindert bin. Sie wäre ein stetiger Brunnen der Weisheit, an dem die Schüler sich laben können.«
Ada sah ihn vom anderen Ende des Tisches aus schräg an. »Einverstanden«, stimmte sie zu.
Valentine klatschte, doch niemand stimmte ein.
»Wenn Mr Adams uns also am meisten von allen überraschen wird, darfst du nächstes Jahr einen neuen Schüler auswählen«, sagte der Duke. »Doch wenn uns ein anderer Schüler mehr schockiert, wirst du hier arbeiten. Sind das die Bedingungen?«
»Ja.«
»Schön. Die Wette gilt.«
»Ausgezeichnet«, sagte Ada. »Jetzt lassen Sie uns das Abendessen beenden und Karten spielen. Und dieses Mal sollten Sie versuchen, wenigstens manchmal zu gewinnen, meine Herren. Ich beginne langsam, mich zu langweilen.«
Der Duke, seine Patentante und die Professoren speisten und tranken und plauderten über ihre Pläne und Erwartungen für das kommende Schuljahr. Die Stimmung sank merklich, als Bracknell auftauchte, gerade noch rechtzeitig zum Dessert, doch er schien so viel Angst vor der Countess zu haben, dass sie ihn nur böse anzusehen brauchte, damit er verstummte, was
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