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Erfindung der Violet Adams

Erfindung der Violet Adams

Titel: Erfindung der Violet Adams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Rosen
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ihr zu. Jack, der neben Violet saß, stand auf, und Violet tat es ihm gleich, während sie sich in Erinnerung rief, dass sie ein Ehrenmann war.
    »Ashton«, sagte Cecily, »wie schön, Sie zu sehen.«
    »Danke gleichfalls«, erwiderte Violet. »Was für ein bezauberndes Kleid.«
    »Oh, danke«, sagte Cecily. »Wie Sie sehen, läuft Shakespeare immer noch einwandfrei.«
    »Das freut mich sehr«, antwortete Violet.
    »Ashton hat mir erzählt, dass Shakespeare ein mechanisches Meisterstück ist«, schaltete Jack sich ein.
    Cecily hielt einen Moment inne und sah Jack an. »Sie heißen Jack, nicht wahr? Sind Sie mit Ashton befreundet?«
    »Seit der Kindheit«, sagte Jack. »Es würde mich freuen, wenn ich mir Shakespeare irgendwann einmal ansehen dürfte.«
    Cecilys Augen verengten sich leicht, und sie betrachtete ihn genauer. »Natürlich«, gab sie zurück. »Wenn Sie irgendwann im Chemielabor vorbeikommen, zeige ich ihn Ihnen.«
    »Es wäre mir eine Ehre«, lächelte Jack.
    »Nun, ich setze mich jetzt wohl besser hin. Mein Cousin sieht schon zu mir herüber. Meine Herren.«
    »Bis später«, sagte Violet.
    »Miss Cecily«, sagte Jack, und Cecily ging zu der ersten Reihe im Auditorium, nahm Platz und wiegte Shakespeare auf ihrem Schoß. »Sie ist das bezauberndste Mädchen, das ich je gesehen habe«, flüsterte Jack. »Du musst mir helfen, dass sie sich in mich verliebt.«
    »Ich tue, was ich kann«, versprach Violet und versuchte, nicht die Augen zu verdrehen, »aber jetzt hören wir uns erst einmal die Vorlesung des Dukes an.«
    Alle Gesichter waren erwartungsvoll auf den Duke gerichtet, der auf das Podium stieg und sich räusperte. Er trug einen schönen grauen Anzug und eine grüne Krawatte, sein Haar war mit Pomade zurückgekämmt und glänzte. Er lächelte die Versammlung an und ohne es zu merken, lächelte Violet zurück.
    »Die Reise durch den Äther, durch den Weltraum«, begann der Duke, »ist etwas, wonach wir lange gestrebt haben.« Violet rutschte unbehaglich auf ihrem Stuhl hin und her. Der Duke schien sie entdeckt zu haben und neigte leicht den Kopf. »Der große Äther der Nacht ist nach wie vor unerforscht, obwohl wir so viel wie irgendmöglich unserer Erde erforscht haben. Die Sterne und Planeten jenseits unseres eigenen Planeten sind in der Tat die nächsten Forschungsaufgaben für Wissenschaftler und Entdecker. Doch wie sollen wir dorthin kommen? Es dürfte nicht so schwer sein, wie Sie denken – die Grundlagen sind bereits erforscht.«
    Violet sank tiefer in ihren Stuhl. Was der Duke sagte, erinnerte stark an die Abhandlung, die sie für ihre Bewerbung geschrieben hatte.
    »Zeit und finanzielle Mittel werden durchaus erforderlich sein, doch wenn wir uns mit der Wissenschaft der Maschinentechnik beschäftigen, sehen wir, dass Reisen zu den Sternen durchaus in unserer Reichweite liegen. Natürlich werden wir uns auch anderer wissenschaftlicher Fachgebiete bedienen müssen: die Chemie ist, auch wenn es ihr bislang noch nicht gelungen ist, nahe daran, einen Brennstoff zu entwickeln, der in der Lage ist … «
    Violet konnte nicht länger zuhören. Er benutzte ihren Essay, ihre Ideen, ihre Theorien über die Raumfahrt. Und gab sie für seine eigenen aus. Wie konnte er es wagen! Sie verschränkte die Arme und sank noch tiefer in ihren Stuhl, fest entschlossen, nicht weiter zuzuhören. Er plapperte weiter über die Verbrennung, was lächerlich war, wie sie in ihrem Essay dargelegt hatte, da sie für den Antrieb nicht nötig war. Doch dann sagte er auch das. Violet zwang sich, nicht zuzuhören, was ihr überraschend gut gelang. Vielleicht lag es an dem Kater oder dem Mittel dagegen, doch das Schleifen der Getriebewand wurde immer lauter, je mehr sie sich darauf konzentrierte, bis es einfach überwältigend war.
    Sollte sie jemals wieder mit dem Duke reden, würde sie ihm eine Ohrfeige verpassen, weil er ein solcher Halunke war, obwohl sie annahm, dass man sie dafür vermutlich der Schule verweisen würde und dass das nicht der richtige Umgang mit der Situation war. Sie fragte sich, wie lange der Duke reden würde. Sie sah zu ihm hoch. Er gestikulierte wild, während er beschrieb, wie man die genaue Flugbahn für ein Raumschiff zum Mond würde bestimmen müssen. Er musste bald mit der Vorlesung zu Ende sein; sie hatte ihren Essay mit dieser Anmerkung beendet und konstatiert, dass dies eher die Aufgabe der Astronomen denn der Mechaniker war. Sie fragte sich, ob der Duke in der Regel die Ideen anderer für

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